(Gummi-) Baerenstarke Kerle
musste unwillkürlich schmunzeln, gelbe Engel.
„Ja“, sagte er, „sie haben alle ihre Gabe. Grüne Engel spüren Untreue und erkennen Lügen, rote Engel können ihre Gedanken auf andere übertragen und sie so manipulieren und gelbe Engel…“
„Können Reifen wechseln und den Ölstand prüfen!“ , platzte es aus mir heraus. Während ich noch kicherte, sagte er ruhig und nachsichtig: „Gelbe Engel spüren den Tod!“
Ich kicherte nicht mehr und starrte ihn nur noch bedrückt an. Ein dicker Kloß verstopfte meinen Hals, Fettnapf!!!
„Sie spüren, wo und wie es passieren wird. Und wenn es durch Menschenhand geschehen soll, können wir es sogar verhindern. Wir sind also auch dafür da, mal das Schicksal zu ändern. Du siehst, einige sind mit ihrer Gabe gestraft.“
Und ich dachte ich hätte Probleme!
„Aber wieso die Farben!“ Ich war fast erstaunt, als ich es endlich fertigbrachte, eine Frage zu formulieren bevor er angefangen hatte, die Antwort zu geben.
„Die Farben kommen aus dem Unterbewusstsein. Es ist die Hauptfarbe unserer Aura! Du wirst sie sehen lernen!“ , gab er mir bereitwillig Auskunft.
Au ja! Aura! Das wollte ich auch lernen! „Wie lange braucht man um das zu lernen?“ , drängelte ich aufgeregt.
„Es ko mmt ganz darauf an wie sehr und wie viel du lernen bzw. sehen willst. Manche möchten gar nicht die genauere Bedeutung und Hintergründe der Aurafarben erfahren. Es hat schließlich mit Verantwortung zu tun, wenn man anhand der Farben auf Krankheiten und den Seelenzustand einer Person schließen kann.“
„Und was siehst du bei mir?“ Meine Neugier stieg mit jedem Satz, den er sagte.
„Meine Talente liegen nicht im Auralesen, ich bin darin nur oberflächlich. Ich sehe bei dir Unentschlossenheit, Verwirrung und Schmerz“ , legte er mir offen.
Eine treffende Beschreibung für meinen momentanen Geisteszustand! Ob man durch die Aura auch so etwas wie Käsefüße erkennen konnte?
Du nun wieder!, schalt mich mein Gewissen, bleib mal ernst! Okay, ich wollte über die Auradeutung auch nicht so viel wissen.
Während ich noch vor mich hin grübelte, stand er auf.
Er reichte mir die Hand.
„Willst du mitkommen und die anderen kennen lernen?“ , gab er mir als Option.
Und wie ich wollte!
Mein Restverstand schrie: Nein, du dumme Gans!
Aber er ist doch so nett!, h ielt ich dagegen.
Glaubst du , er würde es dir erzählen, wenn er dich in den Wald verschleppen und aufschlitzen wollte? Blödsinn! Aus jetzt!
Ich nahm seine Hand und L. trottete zufrieden neben uns her.
Wo brachte er uns hin? Doch in den Wald? Nee! Wir waren doch mitten in der Stadt! Dann zerrte er mich vielleicht in einen entlegenen Hinterhof? Quatsch nicht!
Wir gingen schweigend Hand in Hand. Ich fühlte mich dabei ganz wohl, wie bei einem guten Freund.
Wenn Felix uns jetzt sehen würde! Er würde bestimmt denken, ich hätte mir einen jungen Kerl geangelt! Sollte er!
Nachdem wir so, schweigend, ca. eine halbe Stunde nebeneinander hergegangen waren, nur unterbrochen von L.s zwischenzeitlichen Pinkelpausen, stoppte Leon. Wir standen vor einem überladenen Eingangsportal einer eindrucksvollen Stadtvilla! Boa! Die Engel mussten Geld haben! Aber wer im Namen des Herren unterwegs ist, sollte sich darum keine Sorgen machen müssen!
Leon zog mich allerdings seitlich am Haus vorbei. Ein unwegsamer Kiespfad führte auf die Rückseite des Hauses in einen verwilderten Garten. Viel konnte ich nicht erkennen. Die Straßenlaternen waren zu weit weg und der Mond schien nur verhalten auf uns nieder.
Hinter einem wüst wuchernden Rosenstrauch führte eine Treppe von außen in den Keller. Von hier aus sah das Haus schon nicht mehr so prächtig aus! Leon schob mich die Treppe runter. Was ließ ich bloß alles mit mir machen?
Unten war es dunkel. Leon klopfte an irgendeine Tür, die ich aufgrund des Lichtmangels nicht mal erahnen konnte. Er klopfte in einem bestimmten Rhythmus: damm, damm – damm, damm, damm – damm.
Mich gruselte es. Hätte jetzt auch noch die Tür gequietscht, ich wäre in Panik weggerannt!
Ich hätte doch lieber zu Hause bleiben sollen, Schnapsidee von Ursula ! Von wegen zwei Eisen im Feuer und so!
Die Tür quietschte nicht! Sie ging leicht auf und dahinter brannte angenehmes Kerzenlicht. Ein sympathisches, blondrotgesträhntes Mädel begrüßte uns.
„Leon hat Begleitung!“ , rief sie in den Raum am Ende des Flurs.
Dann drückte sie mir die Hand „Ich bin Dana, und wer ist dieser Geselle hier?“
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