(Gummi-) Baerenstarke Kerle
rief ich als Allererstes bei der Polizei an. Ich wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und wählte.
„Polizei Lübeck, Kommissar Gruner, guten Tag!“, drang eine tiefe Stimme durch den Hörer.
„Sarah Wen tland hier, guten Tag, ich hätte gern Herrn Krämer gesprochen. Es geht um meine Vernehmung am Dienstagnachmittag“, sagte ich, immer noch schniefend.
„Oberkommissar Krämer ist gerade unterwegs, kann ich ihm etwas ausrichten?“ , meinte Herr Gruner.
„Ja, das wäre gut. Ich habe am Dienstag Zeit und komme vorbei. Das war alles, danke, auf Wiederhören.“ Ratterte ich herunter, hörte Herrn Gruner sich verabschieden und drückte den Ausknopf.
Das erste Telefonat war erledigt! Nun war Smokey an der Reihe, nein, erst musste ich wissen , ob Ursula zu Hause war, sonst standen wir nachher vor der Tür.
Ursula, sollte ich wirklich? „Jaaa! Anrufen jetzt!“, schrie ich mich in Gedanken selbst an.
„Wegner!“ , trällerte Ursula am Telefon, sie schien gut gelaunt zu sein, mal sehn wie lange noch.
„Hey, hier ist Sarah. Hast du Zeit für mich?“ , brabbelte ich.
„Ja, ich hab doch gesagt du sollst dich melden! Soll ich vor beikommen? Ist was? Du klingst so aufgelöst!“ Sofort hatte sie mich! Und ich hatte mich so bemüht, mit fester Stimme zu sprechen.
„Ja, es ist was! Ich möchte zu dir kommen. Kann ich Smokey mitbringen?“ , fragte ich vorsichtshalber.
„Wenn du meinst? Weiß sie von Stefan und unserem kleinen Spielchen?“ Ursula klang misstrauisch.
„Ja, sie weiß davon! Ich konnte meine Klappe nicht halten!“ Wie so oft, dachte ich. „Außerdem musste ich ihr erklären, warum ich blond bin! Kein Grund zur Panik, Smokey hat dicht gehalten!“ Im Gegensatz zu mir!
„Wär mir ja lieber, es wäre unter uns geblieben! Aber nun ist es auch egal. Wann kommt ihr?“ , brummelte sie.
„Ich fahr gl eich los, Smokey muss ich noch Bescheid geben. Bis nachher.“
Ja, nun ist es auch egal, wie r echt sie hatte!
Ich fühlte mich wie die Königin der Trottel, Queen of the biggest Tratschtaschen und griff, schon fast gelangweilt, zum dritten Mal zum Hörer. Tränen hatte ich nicht mehr, es hatte sic h eine große Leere in mir breitgemacht und ließ mich tranig werden.
„Rauch, hallo“ , ging Smokey an den Apparat.
„Ich bin es, bitte noch nicht fragen! Kannst du zu Ursula kommen. Dann erklär ich dir alles.“ Ich schnaufte und bereitete mich auf Gezeter vor.
„Okay“ , kam nur, „wo wohnt sie?“
„ Travetal 6 “, sagte ich, fast erstaunt über so eine kurze Antwort.
„Bis gleich!“ , meinte sie und legte auf.
Das klang fast zu einfach!
Bevor ich zu Ursula fuhr, musste ich mich waschen! Der Dreck der Straße und der letzten Nacht musste runter. Meine Augen klebten und ich hatte einen pelzigen Geschmack im Mund.
Ich zog das Kostüm aus und warf es in den Wäschekorb. Die hellen Pumps waren modderig, ich w arf sie einfach in den Keller. Wenn ich irgendwann darüber stolperte, würde ich sie schon saubermachen, Nebensache. Ohne groß abzuwarten, ob das Wasser heiß oder kalt war, stieg ich drunter und schäumte mich von oben bis unten ein. Lauwarm war der Strahl, aber das störte mich nicht. Ich ließ mir den Schaum vom Körper spülen und putzte mir schnell noch die Zähne. Dann drehte ich die Brause ab und schüttelte mich wie ein Hund. Ich tat alles mechanisch, ohne nachzudenken, automatisch. Als ich auf den Vorleger stieg, griff ich wie in Trance den Bademantel, hüllte mich ein und ging ins Schlafzimmer. Eine Jogginghose und ein Labber-T-Shirt waren das erste Saubere, was ich fand. Ich zog beides über, schlüpfte in meine Turnschuhe und schnappte mir die Schlüssel der Ente.
Zehn Minuten später stand ich schon bei Ursula vor der Haustür.
„Komm rein, setz dich, willst du einen Schnaps?“, Ursula öffnete die Tür und hatte mich auch schon ins Wohnzimmer gezogen. Sie ging an ihre Hausbar, holte eine Flasche Grappa aus dem Schrank und wedelte damit.
Zusammen gesunken saß ich auf der Couch und nickte nur. Sie holte drei kurze Gläser und goss zwei voll. Es klingelte, sie schaute auf und schenkte auch das letzte Glas ein, bevor sie aufstand. „Das kann nur Smokey sein“, meinte sie und stellte die Flasche ab.
Der Schatten an der Tür war breiter als Smokey, ließ mich aber nicht erkennen , wer davor stand. Ursula öffnete erneut.
„Uschi , meine Süße! Ich wollte dich überraschen!“, das war die Stimme von Siegfried.
„Tut mir leid
Weitere Kostenlose Bücher