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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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über etwas informiert ist, worüber ich nicht schon länger informiert bin. Oder von dem ich zumindest glaubwürdig behaupten könnte, ich hätte es mal gewusst und wieder vergessen, weil ich so viel wichtiger bin als er. « Allmählich war sie wieder ganz die Alte. » Außerdem habe ich den Verdacht, dass er mir mein Twine gestohlen hat, und was ist eigentlich mit dem Glas voll… egal. Das klären wir später. Wir fahren. «
    » Aber… «
    » Kein Aber. Wir fahren. «
    Am liebsten hätte Tallow sich irgendwo verkrochen, um sich per Gedankenkraft umzubringen. Die Vorstellung, diesem Abendessen beizuwohnen, stand in diametralem Gegensatz zu seinem gesamten Lebensentwurf. Das Ganze löste einen instinktiven Widerwillen in ihm aus. Er wollte einfach nicht…
    Tallow hielt kurz inne, ehe er seinen Gedanken vollendete. Und so endete er: Ich will einfach nicht am Leben anderer Leute teilhaben.
    Er konnte nicht anders, als den Gedanken im Kopf zu drehen und zu wenden, aus sämtlichen Blickwinkeln zu betrachten und auf Spuren zu untersuchen, an denen abzulesen wäre, wann er sich dermaßen verfestigt hatte.
    Sie sind absolut und unwiderruflich wahnsinnig, sagte Bat in seiner Erinnerung. Doch Tallow wusste, dass er nicht wahnsinnig war. Er war in der Lage, Bats Behauptung mit kühlem Blick zu überprüfen und zu dem Schluss zu kommen, dass es nicht wahnsinnig, sondern nur vernünftig war, sich tunlichst aus dem Leben anderer Leute herauszuhalten. Er musste nicht bestaunen, was die anderen hatten, und wem brachte es schon was, durch seine Anwesenheit belästigt zu werden? Aber das, dachte er, würde er niemals irgendwem begreiflich machen können. Er spielte sämtliche Gegenargumente im Kopf durch und brachte sie alle mit effizienter Logik zu Fall.
    Erst nach einer langen Sekunde dämmerte ihm, dass er damit vermutlich exakt wie ein Wahnsinniger dachte.
    » Na schön « , meinte Tallow. » Ich freue mich darauf, Ihre Frau kennenzulernen. Wo geht es hin? «
    Im Stillen beglückwünschte er sich dazu, sich trotz allem sämtliche Optionen offengehalten zu haben. Er könnte immer noch nach einem unverbindlichen Hallo abhauen. Er hatte niemandem versprochen, in ein fremdes Leben einzutauchen.
    Den schlimmsten Feierabendverkehr hatte die Brooklyn Bridge schon hinter sich, und so ging es im Konvoi ohne größere Verzögerungen runter von der Insel.
    Der drohende Schatten der Geselligkeit und die beunruhigende Erkenntnis, dass er womöglich tatsächlich absolut und unwiderruflich wahnsinnig war, beschäftigten Tallow so sehr, dass der Polizeifunk erst nach fünf Minuten in sein Bewusstsein durchsickerte. Anscheinend hatte er ihn reflexartig eingeschaltet.
    Mehrere Fälle von Körperverletzung in der Bronx, nachdem das Oberhaupt einer ortsansässigen katholischen Schule, das man nach dem Fund einer externen Festplatte mit einem Terabyte an Kinderpornos gefeuert hatte, einer Haftstrafe entgangen war.
    Ein totgeprügelter Angestellter eines Sexshops in Sunset Park; Kreuze im Blut des Opfers auf der Theke und in den Fenstern; Diebstahl von offenbar ziemlich brutaler deutscher Pornografie im Wert von etwa vierhundert Dollar. Mutmaßliche Tatwaffe: ein sieben Kilo schwerer Gummidildo.
    Ein nackter Siebzehnjähriger, der aus über dreihundert Schnittwunden blutete, auf einer Straße in Williamsburg.
    Queens: Ein Hausbesitzer hatte einen bejahrten Mieter mit einer Machete in Stücke gehackt und danach versucht, sich selbst sauber aufzuschlitzen. Beim Eintreffen des Notarzts war er noch bei Bewusstsein, obwohl er sich einem Schlaumeier zufolge » in einen menschlichen PEZ -Spender « verwandelt hatte.
    Ein Stapel aus fünf Bandenmitgliedern an einer Ecke der Watkins Street in Brownsville. Alle unter achtzehn, alle tot, alle kastriert. Helllichter Tag, und keiner hatte was gesehen.
    Ebenfalls in Brownsville: Eine Sechzehnjährige hatte einer Dreizehnjährigen die Kehle durchgeschnitten. Die Jüngere war binnen Minuten gestorben, während die Ältere davon abgehalten werden musste, sich selbst zu töten. Sie behauptete, sie hätte das Opfer nur so weit verstümmeln wollen, dass ihr gemeinsamer Zuhälter sie nicht mehr für High-End-Engagements einsetzen konnte. Also für Engagements, die über zwanzig Dollar einbrachten.
    Im Prospect Park war ein Mann erwischt worden, wie er in den Lauf einer Neun Millimeter masturbierte. Daraufhin hatte der Ertappte einen Urban Park Ranger, einen Feierabendjogger, eine Hundeausführerin und ein

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