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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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wütend? «
    » Er war froh, dass es Ihnen gut geht. Okay. Hätten Sie was dagegen, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen? Leider darf ich Sie nicht fahren lassen. «
    Dafür schenkte sie ihm ein halbes Lächeln. Aber es war ja auch nur ein halber Witz, dachte Tallow. Er half ihr auf, führte sie um die Motorhaube herum und verfrachtete sie auf die Beifahrerseite. Als er sich hinterm Steuer anschnallte, kam ihm eine Idee.
    » Ich hätte da eine Frage « , sagte er. » Sie wohnen im Aer Keep. Also was hat Sie hierher verschlagen? «
    Sie zeigte auf den Laden. » Die machen die besten Sandwiches. «
    Tallow lenkte Richtung Uptown.
    » Danke, dass Sie das alles für mich tun « , meinte Emily.
    » Ich kann Sie doch nicht unten im 1st stranden lassen. Und ich glaube, Sie sollten sich im Moment wirklich nicht hinters Steuer setzen. «
    » Im 1st? «
    » Im 1st Precinct. Das NYPD teilt die Stadt in Zonen ein, in sogenannte Precincts. Wir befinden uns im 1st Precinct. «
    » Lustig « , sagte Emily, ohne zu lächeln. » Unsichtbare Mauern um die Wall Street. «
    » Ja, so in der Art. «
    » Die Wall Street… sie ist nach der Mauer benannt, die die Niederländer errichtet haben, um die Eingeborenen auszusperren. «
    » Sie interessieren sich für Geschichte? «
    Emily versank ein wenig in ihren Gedanken. » Ja, das letzte Jahr oder so habe ich viel gelesen. Eigentlich komme ich nicht gern hier runter. Es ist mir zu nah an Werpoes. «
    » Werpoes? «
    » Ein großes Dorf der Ureinwohner gleich neben dem Collect Pond. Wenn man sich den kleinen Park da unten anschaut, könnte man fast glauben, man würde noch ein Stückchen davon sehen. Aber ich bin nur einmal hingegangen. « Sie rieb ihre Brosche. Das Kinn aufs Schlüsselbein gezogen, betrachtete sie den Schmuck, als könnte jederzeit ein Flaschengeist daraus aufsteigen. Nein, viel trauriger– als wüsste sie, dass niemals irgendetwas daraus aufsteigen würde, egal was für Geschichten man ihr erzählt hatte.
    » Sind wir immer noch im 1st Precinct? « , fragte Emily, als sie den Broadway überquerten.
    » Haben ihn gerade verlassen. «
    » Das hier war mal ein alter Pfad der Lenape. Die älteste Straße Manhattans bildet eine Grenze Ihres 1st Precinct. «
    » Geisterkarten « , überlegte Tallow.
    » Was? Geister? « Emilys Augen weiteten sich. Sie klang ernsthaft besorgt.
    » Nicht, nichts « , meinte er. » Hab nur laut nachgedacht. Aber warum interessieren Sie sich so sehr für die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner? Oder geht es Ihnen mehr um Ureinwohner in New York? «
    Tallow war sich nicht sicher, ob Emily sich langsam entspannte oder erneut zusammenbrach. Sie starrte nicht mehr aus dem Fenster, als würde sie mit einer Attacke auf den Wagen rechnen, doch ihre Hände zitterten noch heftiger und ihre Augen waren feucht. » Nur wegen etwas, das mir mal jemand erzählt hat « , antwortete sie nach einer Weile. » Hat Jason sehr wütend geklungen? «
    » Nein, eher schockiert. «
    » Schauen Sie mich nicht so an. Er schlägt mich nicht, falls Sie das denken. «
    » Tue ich nicht. «
    » Jason hat viel um die Ohren. Mehr, als irgendwer aushalten kann. Ich will es ihm nicht noch schwerer machen. «
    » Verstehe. «
    » Nein, Sie verstehen es nicht. « Ihre Augen schimmerten feucht, als sie ihn anblickte. » Aber Sie wollen es verstehen, oder? «
    Tallow wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Während er weiter Richtung Uptown bretterte, die Augen stur auf die Straße geheftet, spürte er, wie sie ihn ansah, wegsah, ihn wieder ansah. Als wäre es sicherer, ihn anzuschauen, als nach draußen zu schauen. Irgendwann hatte er das Gefühl, irgendetwas sagen zu müssen.
    » Geisterkarten « , wiederholte er.
    » Was? «
    » Das habe ich vor fünf Minuten gemurmelt. Sie haben nur Geister gehört, aber ich habe Geisterkarten gesagt. Weil ich mich gestern mit einem Mann getroffen habe, der ein riesiges Finanzunternehmen an der Wall Street leitet. Eine Firma, die man immer nur Finanzunternehmen nennt, weil man keine Ahnung hat, was sie eigentlich macht. Sie wissen schon. «
    Auch Emilys Lächeln hatte etwas Geisterhaftes an sich. » Ja, so muss es Ihnen wohl vorkommen. «
    » In der Tat. Aber egal. Er hat mir von einer unsichtbaren Karte aus Verbindungen erzählt, die über dem ganzen Bankenviertel liegt und in Lichtgeschwindigkeit Transaktionen abwickelt, aber dabei nicht so richtig auf das Gelände passt? Nur weil man sich physisch gesehen in der Nähe der Börse

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