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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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Brosche. Ihre falschen Nägel klapperten über das Gold, und schon war sie verschwunden. Tallow registrierte nur noch, dass ihr Ehering etwas zu groß für ihren Finger wirkte.
    » Dreimal das Steak-Sandwich, bitte. «
    » Kommt sofort « , sagte Bart Nummer eins und nickte Bart Nummer zwei zu, ohne Tallow eines Blickes zu würdigen. Im Team schnitten und hackten und wickelten sie die Sandwiches in nicht mal zwanzig Sekunden zusammen, noch schneller als letztes Mal. Wenn hier schon solche Kundinnen auftauchten, hatte sich der Laden offenbar herumgesprochen. Vor seinem inneren Auge sah Tallow, wie die beiden Besitzer des Nachts trainierten, im Hintergrund Animal Collective auf Repeat, während sie reihenweise Sandwiches zurechtklopften, immer im Wettlauf mit derselben Stoppuhr, die sie auch beim Barttrimmen mitlaufen ließen.
    Tallow zahlte, klemmte sich die Sandwiches unter den Arm und hörte einen Schrei.
    Vor dem SUV kauerte die Dame im schwarzen Jackett auf dem Gehsteig und brüllte. Neben ihr türmte sich der Mann mit der Melone auf, wedelte mit den Armen und flennte wie ein Baby.
    Tallow schob die Sandwiches unter den linken Arm und schrie den Mann an, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Als der Mann herüberguckte, schlug Tallow ganz langsam das Sakko zurück und zeigte ihm seine Waffe.
    Der Mann sah die Waffe und stellte das Flennen ein. » Ich hab sie nur nach Feuer gefragt. Da hat sie geweint. Und ich dachte, weinen wäre heute groß in Mode. «
    » Hau ab. Das ist ein einmaliges Angebot. «
    Der Mann peste die Straße hinunter, beide Hände an der Melone auf seinem Kopf.
    Mit einem Seufzen blickte Tallow sich um und legte die Sandwiches auf die Motorhaube des SUV . Gute Cops präsentierten ihre Waffen nur im Notfall. Das wusste er, aber es war nun mal eine schnelle, einfache und verlässliche Methode. Vorwürfe konnte man sich später immer noch machen. Die Dame schaukelte mittlerweile schluchzend und keuchend auf der Stelle. In ihrer Lunge war keine Luft mehr zum Schreien.
    Tallows Einfühlungsvermögen reichte, um eine Situation einzuschätzen, aber das war’s dann auch. Er hatte erkannt, dass Bobby Tagg sich in einer extremen Drucksituation befunden hatte, mitten in einem psychischen Zusammenbruch, aber es wäre ihm kaum gelungen, dem Mann Trost und Ruhe zu spenden. Jim Rosato war ein stumpfes Tier von einem Cop gewesen, doch die Leute konnten ihn von Natur aus besser leiden. Und deshalb, dachte Tallow, waren sie ein gutes Team gewesen.
    Für einen Moment überkam ihn die säuerliche Erinnerung an neulich, als die Lieutenant angedeutet hatte, Tallow hätte sich das nur eingebildet.
    Er ging neben der Dame in die Hocke. » Schon gut, Ma’am. Ich bin von der Polizei. Er ist weg. Können Sie mir sagen, was passiert ist? «
    Sie barg den Kopf unter den Armen und wiegte sich weiter vor und zurück. » Ich dachte, er wär’s « , stöhnte sie immer wieder vor sich hin.
    » Schon gut, Ma’am « , wiederholte Tallow und legte ihr versuchsweise eine Hand auf die Schulter. Sie kreischte auf, zuckte voller Abscheu und Entsetzen zurück, fiel beinahe um und fing an, gleichzeitig zu husten und zu weinen und dabei beinahe zu ersticken. Doch das schien sie wenigstens aus ihrer Geistesabwesenheit zu wecken. Sie kippelte auf den Fersen, ihre seltsamen Goldabsätze kratzten über den Asphalt und fanden einen Halt. Tallow versuchte es noch einmal. Als er sie ganz leicht am Unterarm berührte, richtete sich ihre schwarze, goldumrandete Sonnenbrille auf ihn. Sie ließ sich vorsichtig stützen und führen, bis sie auf den Beinen stand, wo sie erneut in Schluchzen ausbrach und gegen ihn sank. Tallow legte ihr einen ungelenken Arm um die Schultern und blickte zu Boden. Auf dem Gehsteig lag der ungeöffnete Lederzylinder, daneben das eingewickelte Sandwich der Dame. Mit einer kleinen Kraftanstrengung streckte er den Fuß aus und kickte die Handtasche näher heran.
    » Es tut mir leid « , murmelte die Dame wie aus weiter Ferne in seine Brust.
    » Schon gut « , erwiderte er.
    » Nein, es ist nicht gut. « Sie bemühte sich, vollständig einzuatmen. » Er hat mich nur nach Feuer gefragt. Aber ich hab die, die Federn und seine Kleidung gesehen und… « Wieder weinte sie, doch diesmal wirkten ihre Tränen kontrollierter, heilsamer. Sie heulte sich aus, sie kehrte zu sich selbst zurück.
    » Wie heißen Sie, Ma’am? «
    » Emily. « Ihre Hände zitterten wie bei einem epileptischen Anfall. Tallow begriff, dass er sie weniger

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