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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Stube und die ersten Sporen verdient! Hardy ist zwar kein Auskunftsbüro, aber wenn ich persönlich besucht werde, verschließe ich mich den drängenden Anliegen meiner Gäste nicht immer.«
    Hardys Bademantel klaffte etwas auseinander und gab unerwünscht tiefe Einblicke frei. Grinsend zog der Gastgeber ihn züchtig enger. »Tja, Sie sehen, anderes drängt bei mir auch. Wir sollten die Unterbrechung also möglichst kurz halten, denke ich.«
    Wiener schob sich auf die vorderste Kante eines weichen Sessels. Er wusste genau, welch unwürdiges Bild man bot, wenn man wie ein Käfer auf dem Rücken versuchte, sich aus den Polstern wieder auf die Beine zu hieven. »Sie kennen Richard Mühlberg?«
    Hardy riss in gespieltem Erstaunen die Augen weit auf.
    »Dafür wird man heutzutage von der Kripo besucht?« Er zwinkerte dem Ermittler zu. »Dann muss dieser Mühlberg ja wohl eine mächtig wichtige Nummer in der Szene sein, was?«
    Wiener feixte zurück. »Wenn Sie das so sehen!«
    »Und?«
    »Wir wissen, wie Ihre Abzockmasche funktioniert.« Er hob abwehrend die Hände, als Hardy zum Protest ansetzte. »Das ist nicht der Grund, warum ich hier bin.«
    »Sondern?«, fragte der Bademantelträger misstrauisch.
    »Ich komme in der Regel, wenn es einen Mord aufzuklären gibt«, erklärte Wiener mit bedeutungsschwangerem Unterton. Der verfehlte seine beunruhigende Wirkung nicht.
    »Mord? Hier bei mir?« Hardy klang leicht hysterisch. »Mann, Sie sind ja total falsch gepolt. Spieler zocken, die morden nicht!« Er runzelte plötzlich die Stirn und aus seinen Augen wurden schmale Schlitze. »Oh! Jetzt weiß ich, warum Sie hier sind!«, zischte er gefährlich. »Es fehlt Ihnen noch immer ein Mörder für Mühlbergs Jungen! Nee, nee, nicht mit mir.«
    »Eigentlich wollte ich von Ihnen nur wissen, wo Sie am Mittwochnachmittag waren.«
    »Sie sind ja verrückt!« Hardy hatte es auf seiner Couch nicht mehr ausgehalten, war aufgesprungen und durchquerte jetzt das Zimmer vom Fenster bis zur Tür und wieder zurück, so schnell, wie das seine Pantoffeln zuließen. »Ich könnte doch niemals einem Kind etwas zuleide tun. Du liebe Güte – Mühlberg schuldet mir ein paar Hunderttausend Euro.« Er stolperte über eine Teppichfalte, kam ins Straucheln, fing sich wieder und tigerte weiter auf und ab. »Dafür bringt man doch niemanden um, erst recht nicht ein Kind!«
    »Wenn Sie das sagen. Wo waren Sie also?« Wiener ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    Hardy hob die Hände gen Decke und ließ sie gleich darauf wieder fallen. Ergeben schlurfte er in den Flur hinaus und kam kurze Zeit später mit einem Terminkalender in der Hand zurück.
    Wiener atmete unauffällig auf. Für einen Moment hatte er befürchtet, Hardy hole seine 38er aus der Jacke, um den lästigen Frager kurzerhand niederzuschießen. Du guckst zu viel fern, schimpfte er mit sich. Was hast du denn erwartet? Er ist nicht Al Capone.
    Michael Wiener versuchte, sich wieder auf das zu konzentrieren, was Hardy ihm erläuterte.
    »… und zum Mittagessen war ich mit einer Freundin verabredet. Im Roma. Ich mag’s ja lieber Französisch.« Er lachte laut über seine Anzüglichkeit. »Sofie Bergmann, Wilhelm-Külz-Straße. Hausnummer habe ich vergessen. Wissen Sie, was dabei besonders ungerecht ist? Der jungen Dame scheint die italienische Küche nicht zu schaden. Topfigur. Bei mir dagegen ist das völlig anders.« Er tätschelte liebevoll seinen schon wieder entblößten Trommelbauch. »Danach, behauptet mein Kalender, war ich zu einem Termin bei meinem Steuerberater. Sie glauben gar nicht, welche Schwierigkeiten mir das Finanzamt jedes Jahr macht. Na ja. Sie als Beamter merken davon natürlich so gut wie nichts!«
    Unaufgefordert reichte er Wiener eine Visitenkarte des Steuerbüros. »Sie werden wohl nachfragen wollen.«
    »Ganz sicher wollen wir das.«
    »Am späten Nachmittag war ich bei meiner Ex-Frau. Unser Sohn will den Studienort wechseln. Da ist noch viel zu regeln. Der Umzug muss organisiert werden, jemand wird mit ihm Möbel aussuchen und die Dinger aufbauen müssen. Er hat leider zwei linke Hände. Danach konnte ich für etwa eine Stunde hierher zurückkehren. Ich habe eine Kleinigkeit gegessen, geduscht, weil ich mich beim Gespräch mit meiner Ex so aufgeregt habe. Am Abend bin ich zu Susi gefahren. Sie arbeitet im … hm, wie heißt der Laden jetzt eigentlich? Früher war es das L’Amour. Bevor so ein paar halb gare Polizistenbürschchen den Puff geschlossen

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