Gurkensaat
braungrauen Gebäudes führte.
Als sie das Haus erreichten, machten sie eine unerwartete Entdeckung.
»Das ist nicht gut! Ehrlich! Im Fernsehen bedeutet so was immer Ärger. Lasst uns gehen!«, bettelte Lukas weinerlich.
Doch Albert war längst durch die offen stehende Haustür verschwunden.
»Hallo! Hallo!«, hörten sie ihn rufen. »Ist jemand zu Hause?«
»Na los! Komm schon!« Mario schlug seinem Freund aufmunternd auf die Schulter.
»Du wirst sehen, das gibt Ärger«, jammerte Lukas und folgte den anderen beiden zögernd. »Jede Menge Ärger! Ihr werdet sehen!«
Und damit sollte er recht behalten.
Nachtigalls Handy vibrierte. »Ja?«
»Wir haben das Auto!«
Endlich! Wenigstens ein Erfolg.
»Wo? Gut, dahin wollte ich ohnehin kommen.«
Also doch. Er entspannte sich etwas. Frau Gieselke war einfach ›in Deckung‹ gegangen. Wahrscheinlich konnte sie es nicht mehr ertragen, in diesem Haus zu bleiben, empfand die Atmosphäre als zu belastend und war einer spontanen Eingebung gefolgt. Bestimmt würde sie nun sehr überrascht über sein Auftauchen sein, sie hatte wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass ihr Verschwinden zu einer solchen Besorgnis führen könnte. Oder hatte sie es sogar erwähnt? Konnte es sein, dass Olaf Gieselke diese Information schlicht überhört hatte?
Nachtigall tippte eine Nummer ein. Olaf Gieselke meldete sich nicht. Er probierte es über den Festnetzanschluss. Auch nichts. Bei Johannes Gieselkes Handy hatte der Hauptkommissar mehr Glück.
»Ja, Miriam ist eine gute Freundin meiner Mutter. Sie kennen sich schon seit der Schulzeit. Aber dass sie dorthin gehen würde, um sich eine Auszeit zu gönnen, kann ich mir nicht vorstellen. Und warum hat sie nicht bei mir angerufen? Sie muss doch gewusst haben, dass ich mir Sorgen mache!«
»Hat Ihre Mutter nicht von dieser Freundin gesprochen? Vielleicht war das Verhältnis viel enger.«
Nachtigall hörte förmlich, wie sein Gesprächspartner ratlos mit den Schultern zuckte.
»Das ist eine Frage!«, beschwerte sich der Sohn leise. Vielleicht wurde ihm bewusst, wie wenig er von seiner Mutter wusste. »Ich habe auch viele Bekannte aus der Schulzeit. Aber das bedeutet nicht, dass ich mit ihnen auch befreundet bin! Manche treffe ich hin und wieder, man grüßt sich über die Straße, geht wohl auch mal ein Bier zusammen trinken. Aus Mitschülern werden meiner Erfahrung nach nur selten enge Freunde. Das Letzte, woran ich mich undeutlich erinnern kann ist, dass Miriam mal schwer krank war. Mein Vater müsste das eigentlich wissen!«
»Ich kann ihn nicht erreichen.«
»Nein? Das ist seltsam. Bis vorhin saß er noch in der Bibliothek.« Der Sohn schien zu überlegen. »Na ja. Könnte sein, dass er die Hunde geholt hat. Meine Mutter hat durchgesetzt, dass die Tiere nicht nahe am Haus gehalten werden. Sie wissen schon, wegen Chester. Also haben wir einen Zwinger weitab vom Haus.«
Peter Nachtigall entdeckte den roten Porsche sofort.
»Das Auto parkt bereits länger hier. Der Außenspiegel wurde beschädigt. Wir haben diese Mitteilung unter dem Scheibenwischer gefunden«, erklärte der Kollege und reichte dem Hauptkommissar eine Notiz.
»Das haben doch Kinder geschrieben!«
»Ja. Sieht so aus. Ein bisschen wirr. Aber auf der anderen Seite auch ganz schön schlau. Ich verstehe nicht genau, was passiert ist, aber klar ist, dass sie gern vermeiden wollten, ihre Eltern zu informieren.«
»Wahrscheinlich hätte es sonst zu Hause ordentlich Krach gegeben. Was mag so ein Außenspiegel kosten? Sicher ist der bei solch einem Auto nicht billig! Sie fahren hier öfter Streife?«
»Ja. Seit Jahren. Zumindest immer wieder. Warum?«
»Ich suche das Haus von Miriam Hanser.«
»Miriam Hanser? Das ist dort hinten, über die Straße und dann auf der rechten Seite. Das große graue. Aber sind Sie sicher, dass Sie zu Miriam Hanser wollen? Meines Wissens ist sie vor etwa drei Jahren verstorben.« Kopfschüttelnd sah der Beamte dem Hauptkommissar nach. »Kripo!«
Auch Peter Nachtigall gefiel die sperrangelweit aufstehende Haustür nicht. Reflektorisch tastete er nach seiner Dienstwaffe. Shit! Nicht dabei! Er schob die Tür zu und sah sich um. Der bedrückend schmale Flur war düster. Er roch muffig, nach Schimmel, Staub und Vernachlässigung. Vielleicht hatte der Kollege recht und hier wohnte seit Jahren niemand mehr. Aber wenn er sich täuschte, Frau Gieselke tatsächlich bei einer Freundin Trost gesucht hatte? Hanser. Diesen Name gab es
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