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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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kehrt.
     
    Die Kinder hatten sich nicht von der Stelle gerührt.
    Er umfasste die Gruppe mit seinen langen Armen und schob sie langsam, aber beharrlich vor sich her, über den Gang in ein angrenzendes Zimmer, wie sich herausstellte, eine kleine Küche.
    »Ihr habt die Tote im Bad gefunden.« Das war keine Frage. Nachtigall hatte nicht vor, den Jungs Raum für Ausflüchte zu bieten.
    »Ja«, bestätigte der Kleinste der drei mit sich überschlagender Stimme.
    »Habt ihr die Frau angefasst?«
    »Nein«, piepte der Kleine und räusperte sich. »Wir wissen, dass man das nicht tun soll.«
    »Ist euch jemand aufgefallen? Vielleicht auf dem Weg zum Haus? Oder war noch jemand hier?«
    Kollektives Köpfeschütteln.
    »Kennt ihr die Frau?«
    Diesmal zögerten sie einen Atemzug zu lang.
    »Ihr seid wichtige Zeugen. Also müsst ihr die Wahrheit sagen!«, mahnte Nachtigall.
    »Ich habe sie vorher schon mal hier gesehen«, flüsterte der Blondschopf hinter dem Kleinen unsicher. »Aber ich kenne sie nicht.«
    »Aha. Es wird jetzt hier gleich von Polizisten nur so wimmeln. Ich brauche eure Namen und Adressen. Dann werde ich eure Eltern anrufen, damit sie euch abholen können. Sagt mal, was wolltet ihr eigentlich hier?«
    »Das ist, glaube ich, jetzt nicht mehr wichtig«, antwortete der Kleine mit fester Stimme. Er schien sich als Erster wieder gefangen zu haben.
    »Sehe ich auch so«, bestätigte der Größte, der bisher nur geschwiegen hatte.
    »Nun, es wird besser sein, ihr erzählt es mir. Aber das könnt ihr auch morgen früh tun.«
    »Psssst! Da ist jemand unten im Haus!«, zischte der Kleine plötzlich warnend und die Freunde schoben sich noch dichter zusammen. Alle vier lauschten mit angehaltenem Atem – und hörten leise Schritte unten im Flur.
    Nachtigall warf einen raschen Blick auf seine Uhr.
    Nein, so schnell konnten die Kollegen nun wirklich nicht gewesen sein.
    »Das ist bestimmt der Mörder«, bibberte der Blonde und schloss die Augen. »Ich hab’s ja gewusst, so was bringt nur Ärger.«
    »Ihr bleibt hier. Ich gehe nachsehen«, entschied Nachtigall bestimmt.
    »Nein!«, protestierte der Große flüsternd. » Sie können uns doch nicht völlig schutzlos diesem Killer überlassen! Wir kommen mit.«
    Albrecht stieß Mario seinen Ellbogen kräftig in die Seite. »Memme!«
    Nachtigall legte seinen Zeigefinger über die Lippen. »Ich muss nachsehen, wer hier rumschleicht. Er ist schon auf der Treppe!«
    Tatsächlich konnte man das ungehaltene Knarzen der Holzstufen hören.
     
    Der Fremde hatte beim Betreten des Gebäudes keinen Namen gerufen. Das konnte entweder bedeuten, dass hier ein Einbrecher die unverhoffte Gelegenheit nutzen wollte, als er die Haustür nur angelehnt fand. Oder derjenige, der hier über die Treppe nach oben kam, wusste, dass die Bewohnerin wahrscheinlich verstorben war. Schlimmer noch, dass er selbst es war, der diesen Tod herbeigeführt hatte. Und am Schlimmsten: Möglicherweise ahnte er, dass er nicht allein hier war. Wie würde er reagieren, wenn er die Kinder fand? Nachtigall überlegte fieberhaft, wie er die drei schützen könnte. Möglicherweise war der Eindringling bewaffnet. Was konnte er nur unternehmen?
    Der Fremde war ins Schlafzimmer abgebogen. Deutlich hörten sie, wie die Schritte ohne jedes Zögern den Raum durchquerten und in Richtung Bad weitergingen. Die Tür quietschte leise, als sie ganz aufgeschoben wurde.
    Peter Nachtigall wartete auf einen Schrei. Auf irgendein Geräusch, das Entsetzen beim Anblick der Leiche bedeutete. Schnelle Schritte, die in Panik die Treppe hinunter flohen. Aber vergeblich. Wer auch immer da gekommen war, hatte erwartet, die Tote zu finden.
    Das war keine günstige Entwicklung, wusste der Hauptkommissar, breitete seine Arme nach hinten aus und drängte die zitternden Kinder hinter seinem Rücken weiter in die Ecke hinter der Tür.
    Langsam kehrten die Schritte aus dem Schlafzimmer in den Flur zurück. Nach kurzem Zögern wandten sie sich nach rechts und kamen zielstrebig auf die Küche zu.

53
    Michael Wiener beschloss, einen Teil seines Sonntagnachmittags mit Hardy zu verbringen. Zu seiner Überraschung traf er den Zocker zu Hause an.
    Der vierschrötige Mann schien amüsiert darüber, von der Polizei Besuch zu bekommen. »Von der Kripo gar? Und Sie sind sicher, dass Sie zu mir wollen?«, fragte er glucksend. »Na, dann kommen Sie mal rein, junger Mann! Wie war noch gleich Ihr Name?«
    »Wiener. Kriminalpolizei Cottbus.«
    »Immer rein in die gute

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