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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Pankratz! Schön, dass Sie gleich kommen konnten«, sagte Nachtigall, erleichtert, dass er es nicht wieder mit Dr. Manz zu tun hatte.
    »Wo liegt die Leiche?«, kam der Rechtsmediziner sofort zur Sache und nahm einen großen Koffer vom Beifahrersitz.
    »Kommen Sie mit mir!«, forderte ihn ein Beamter aus dem Team des Erkennungsdienstes auf. »Ich habe sie schon gesehen.«
    Dr. Pankratz drehte sich um und stapfte mit dem offensichtlich schweren Koffer in der Hand los. Nach wenigen Schritten drehte er sich noch einmal zu Nachtigall um und rief: »Dr. März ist auch auf dem Weg. Und er hat richtig schlechte Laune!«
    »Wer war das?«, fragte Albert zurückhaltend, weil er nicht sicher war, ob man so eine Frage stellen durfte.
    Doch offenbar war es kein Problem. »Das ist unser Gerichtsmediziner.«
    »Wow! Das ist der, der die Obduktion durchführen wird, nicht wahr?«, hakte der Junge mit unverhohlener Begeisterung nach.
    Nachtigall nickte.
    »So, nun werde ich eure Eltern informieren. Schließlich brauche ich ihre Einwilligung, wenn ich mich mit euch über die Vorkommnisse in diesem Haus unterhalten will, und ihr habt auch sicher nichts dagegen, wenn sie euch abholen, oder? Ich brauche dazu eure vollständigen Namen, die Adressen und Telefonnummern. Mit dir fange ich an. Du heißt?«

55
    Nachtigall steuerte das Auto durch die Innenstadt. Er beschloss, die Strecke am Schwimmbad vorbei zu nehmen. Viel Verkehr würde um diese Zeit am Sonntag sowieso auf keiner der Straßen in Richtung Burg sein.
    »Gibt es eigentlich inzwischen einen neuen Investor?«, fragte Albrecht Skorubski. »Ich habe irgendwann den Anschluss bei der Diskussion verloren.« Damit spielte er auf die jüngsten Entwicklungen um die Lagune, das Paradies für Wasserratten, an. Nachdem Sportbad, Freibad und Spaßbad geschlossen worden waren, sollten nun alle Freunde des nassen Elements hier auf ihre Kosten kommen. Doch der Investor war in finanzielle Schieflage geraten und die Stadt befand sich auf der hektischen Suche nach einem neuen Betreiber.
    »Geht mir ähnlich. Am Ende wird es wohl die Stadt übernehmen. In der Zwischenzeit gab es doch die heiße Diskussion um den Erhalt der Straßenbahnen. Mit Bürgerprotesten, Unterschriftenaktionen und allem Drum und Dran. Da gibt es auch noch keine endgültige Lösung, oder?«, fragte Nachtigall zurück.
    »Nein. Bisher liegen wohl nur Vorschläge auf dem Tisch. Einige Strecken sollen gekürzt werden. Zum Beispiel die 3. Angeblich fährt die dann nur noch bis zum Sportzentrum.«
    »Ach. Und wie kommen dann die Bewohner der Altenwohnanlage wieder von der Stadt nach Hause? Hat man denn nicht vor ein paar Jahren sogar extra für die Priormühle eine neue Haltestelle gebaut?«
    »Ist wohl alles noch nicht geklärt. Vielleicht wird vom Sportzentrum aus ein kleiner Bus den Rest der Strecke fahren. So einer wie die Nachtlinie. Sollen nicht überhaupt nur drei Linien erhalten bleiben? Mit dem Hauptbahnhof als zentralem Schnittpunkt? Kann sein, dass ich nicht alles mitgekriegt habe. Meiner Frau geht es nicht so gut im Moment. Ach Peter, ich glaube, ich werde alt«, stöhnte er auf.
    »Wir werden alle älter. Jeden Tag um 24 Stunden. Aber gut, zugegeben, manchmal habe ich auch das Gefühl, ich werde beschummelt und mir huckt jemand 30 auf«, gab Nachtigall brummig zurück.
    »Fällt nicht leicht, das zu akzeptieren, oder? Diese Lichtdusche für meine Frau muss jetzt den Praxistest bestehen. Wir haben ja so ein Ding für sie bestellt. Hoffentlich hilft es auch.«
    »In ein paar Monaten werde ich Opa. Und die meiste Zeit bin ich mit Todesermittlungen beschäftigt, da merke ich gar nicht, dass meine Jule längst ein eigenes Leben führt. Aber manchmal, wenn ich ein bisschen Ruhe habe, fehlt mir das Kind, das sie mal war. Ich glaube, ich kann gut nachvollziehen, wie einsam deine Frau manchmal ist. Bei euch fehlen drei Kinder.«
    Nachtigall starrte in die Dunkelheit. »Ich habe neulich von einem Verein gehört, dessen Mitglieder nennen sich ›Zeitschenker‹«, begann er weitschweifig. »Sie entlasten Familien, die ein schwer krankes oder behindertes Kind haben. So bekommen die Eltern ein oder zwei Stunden in der Woche Freizeit, die sie für sich oder Geschwisterkinder nutzen können. Das betreute Kind hat auch Spaß, ist der Zeitschenker doch mal eine Abwechslung. In meinen Ohren klingt das nach einem guten Konzept.«
    »Hm«, überlegte Skorubski. »Das wäre eine sehr sinnvolle Aufgabe. Finde ich das im

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