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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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haben.«
    Wiener nickte nur. Natürlich wusste er genau, von welchem Bordell hier die Rede war. Er hielt es aber nicht für unbedingt notwendig, Hardy auf die Nase zu binden, dass er selbst eines der ›halb garen Polizistenbürschchen‹ war, deren Ermittlungen einen Menschenhändlerring aufgedeckt hatten.
    »Susi wird uns das bestätigen.«
    »Aber ganz sicher!«
     
    »Friederike ist in der Psychiatrie«, raunte Traute Gundula beim Anstehen an der Kuchentheke im Café zu.
    »Was? Die Ärmste!«, rief die Angesprochene empathisch aus.
    »Ja, stell dir nur vor. Sie ist suizidgefährdet, sagen die Ärzte. Nun wird sie rund um die Uhr bewacht.«
    »Verstehen kann ich das schon. Der Wolfi war eben ihr Ein und Alles. Was die Friederike nur alles schultern musste in den letzten Jahren! Es ist schließlich nicht leicht, ein Kind ganz ohne Vater großzuziehen.« Gundula seufzte tief. »Kaum ist der Junge aus dem Gröbsten raus – bringt ihn irgendso ein Schwein um!«
    »Ungerecht! Finde ich auch. Nur gut, dass Irma Gieselke sie immer unterstützt hat. Ihr Johannes war ja ein Einzelkind. Mit Wolfi, der jeden Tag mit seiner Mutter ins Haus kam, hatte er einen Spielkameraden. Die Friederike konnte froh sein, dass man ihr den Job angeboten hat. Schon tragisch, dass der Vater damals Hals über Kopf … Aber man kennt das ja. Und Friederike hat das alles so tapfer getragen, nie mehr ein Wort über den Kerl verloren. Nur das Kind war wichtig. Durchaus beeindruckend.«
    »Gut war’s allemal. Eine weitere Chance auf Ehe und Familie hat es ja nicht mehr gegeben. Wundert mich eigentlich nicht. Und man kann über den alten Gieselke sagen, was man will, er hat den Wolfi unterstützt. Sicher nur, weil Irma ihn dazu gedrängt hat, aber immerhin. Kannst du dich noch an den Ärger erinnern, damals, bei dieser Disko-Affäre? Eine After-Disko-Prügelei. Vor vier oder fünf Jahren muss das gewesen sein. Friederikes Sohn war der Einzige aus der Gruppe, der eine Anzeige bekommen hat. Typisch Wolfi eben. Alle retten ihre Haut, nur Friederikes Mäulchen wird ertappt!«
    »Ich kann mich nur noch erinnern, dass Herr Gieselke ihm damals einen guten Anwalt besorgt hat. Es gab ja am Ende auch gar keine Verurteilung, nicht wahr?«, tuschelte Gundula.
    »Nein. Die Anklage wurde fallen gelassen. Wegen Nichtigkeit, hat Friederike mir damals erzählt. Dabei hatte der andere einen gebrochenen Arm und ein paar angeknackste Wirbel«, nörgelte Traute.
    »Ich war jedenfalls ziemlich erstaunt über dieses Engagement. Wo der Gieselke doch sonst immer so aufs Geld schaut. Friederike hat gesagt, Irma Gieselke habe das für Wolfi bei ihrem Mann eingefädelt.«
    »Friederike meint, Gieselke mag den Wolfi, weil er so anders ist als Johannes. Er hat sich immer für alles interessiert, Ekel war ein Fremdwort für ihn, er hat sich für Waffen und fürs Schießen begeistert, war ein prima Schütze – das genaue Gegenteil zu Johannes. Allerdings dürfte er sich in letzter Zeit mit seinem Einsatz für die Wölfe so einige Sympathien bei Olaf Gieselke verscherzt haben.«
    »Im Ort erzählt man, jemand habe das Wort ›Mörder‹ mit dem Blut des Opfers an die Bäume geschrieben. Ist das nicht schauerlich?« Gundula schüttelte sich in wohligem Grauen. »Zwei Morde in so kurzer Zeit. Glaubst du, die hängen zusammen?«
    »Zwei Stück Käsesahnetorte, bitte«, bestellte Gundula und sah Traute ratlos an.
    »Das weiß nur der Wind!«, zischte Traute noch, zwinkerte ihr zum Abschied zu und war auf die Straße hinaus verschwunden, wo sie gerade den Mantel von Erika Münzer hatte um die Hausecke biegen sehen.

54
    Nachtigall postierte sich so, dass der Unbekannte beim Eindringen in die Küche nur ihn würde sehen können. Zu dumm, dass seine Dienstwaffe im Schreibtisch eingeschlossen von Abenteuern träumte, während er gerade in eines hineingeraten war.
    Immerhin waren die Jungs, eingeklemmt zwischen Tür und Hauptkommissar, praktisch völlig verdeckt. Sollten die schleichenden Schritte einem gewaltbereiten, zu allem entschlossenen, womöglich bewaffneten Menschen gehören, war der hoffentlich nicht allzu groß, schoss es Nachtigall durch den Kopf. In diesem Fall hatten sie den Überraschungseffekt auf ihrer Seite und so vielleicht eine kleine Chance, zu entkommen.
    Langsam kam dieser Jemand den Flur entlang. Der Teppich dämpfte seinen Tritt, der jetzt kaum noch zu hören war. Die vier konzentrierten sich auf jedes Geräusch. Noch drei oder vier Schritte und er konnte

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