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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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sie entdecken. Sie hielten den Atem an, starrten gebannt auf den Punkt, an dem sie ihn würden auftauchen sehen. Die Jungs rückten, falls das überhaupt möglich war, noch ein bisschen enger zusammen.
    In dem Moment begann ein Handy eine kindische Melodie zu dudeln.
    Die Schritte stockten.
    Mit leisem Wimmern suchte Mario seine Taschen ab. Seine Hände flatterten über die Hose. Nichts.
    Während er noch verzweifelt jammernd in der Jacke fahndete, schlug unten plötzlich die Haustür ins Schloss.
    Nachtigall atmete tief auf. Überrascht. Er hatte gar nicht bemerkt, dass auch er den Atem angehalten hatte. So schnell er konnte, stürzte er zum Fenster. Niemand zu sehen. Rasch machte er kehrt, rannte, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter, riss keuchend die Tür auf und stürmte aus dem Haus, rotierte mehrfach um die eigene Achse.
    Niemand.
    Noch ein paar Schritte zur Straßenecke, doch auch hier musste er enttäuscht feststellen, dass niemand zu sehen war.
    Er konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!
    Mit gesenkten Köpfen trotteten die drei Jungs aus dem Haus.
    »Er ist weg. Keine Gefahr mehr«, erklärte Nachtigall beruhigend.
    »War das der Mörder?«, wollte Albert mit dünner Stimme wissen.
    »Nun, vielleicht. Manchmal kommen sie tatsächlich an den Tatort zurück. Möglicherweise wollte er nachsehen, ob die Leiche schon gefunden wurde«, gab er sich betont unbeschwert.
    »Mein Handy. Es hat jemand von der Polizei angerufen. Er hat unseren Zettel gefunden. Oh Mann, jetzt krieg ich jede Menge Trouble mit meiner Mutter. Die versteht bei solchen Dingen gar keinen Spaß«, erzählte Mario aufgeregt. Nachtigall hatte den Eindruck, der Junge fürchte sich vor seiner Mutter mehr als vor dem Mörder, dem sie gerade entkommen waren.
    Sie beeilten sich, zum Parkplatz zurückzukehren.
    »Ist hier eben jemand vorbeigekommen? Vor ein paar Minuten? Aus dieser Richtung?«, prasselten die Fragen des Hauptkommissars auf den jungen Beamten nieder.
    »Nein. Niemand. Aus gar keiner Richtung!«, versicherte der Kollege eilig. »Aber ich habe die Handynummer von dem Zettel hier angerufen. Da geht nur die Mailbox ran.« Er wedelte mit der Scheibenwischernotiz nervös hin und her.
    Nachtigall drehte sich um und sah in die blassen, verstörten Gesichter der noch immer zitternden Freunde. Ihre Augen waren vom Schrecken noch geweitet. Für heute hatten die drei wirklich genug Abenteuer gehabt.
    »Den Wisch können Sie mir geben, ich werde mich darum kümmern. Rufen Sie bitte Albrecht Skorubski an. Er ist sicher längst auf dem Weg hierher. Er möchte bitte klären, wo sich die Hauptpersonen aus unserem aktuellen Fall gerade aufhalten.«
    Während er seine Anweisungen gab, schob er die Notiz in seine Jackentasche. Sekunden später bog das Team der Spurensicherung in den Parkplatz ein.
    »Dort vorn ist das Haus. Die Eingangstür ist defekt, sie springt auf. Die Frau liegt im oberen Stockwerk, in einem kleinen Bad, angrenzend zum Schlafzimmer. Und noch eine Frage: Ist Ihnen jemand entgegengekommen?«
    »Ja. Ein Sonntagsspaziergänger. Ganz in Schwarz. Ist ja heute in«, gab Peddersen Auskunft und wies seine Leute ein.
    »Na, so jung schien mir der gar nicht mehr zu sein. Hatte der nicht sogar schon graue Haare? Für mich sah der fast aus wie ein Botanikprofessor. Hat vielleicht überprüft, ob es versteckte Anzeichen für die Auferstehung der ersten Frühblüher gibt«, widersprach ein anderer.
    »Echt? Das war ein Mann? Tja, ich tauge wohl nicht recht als Zeuge. Mir kam es vor, als bewege sich die Person irgendwie weiblich. Tja, ist ja egal, war ohnehin nicht viel zu sehen. Schwarze Mütze, schwarze Hose, schwarze Jacke, schwarze Handschuhe.«
    »Mütze?«, lachte der erste. »Der trug doch keine Mütze!«
    »Los! Wir sollten uns beeilen. Vergesst nicht die Scheinwerfer, in einer halben Stunde ist es stockdunkel«, verlangte Peddersen, dann schlüpfte das Team in weiße Schutzanzüge und machte sich an die Arbeit.
    Eine schwarze Gestalt. Johannes Gieselke? Richard Mühlberg? Nele Hain? Nachtigall stöhnte ratlos auf. Olaf Gieselke?
    Der grüne Transporter mit der Aufschrift ›Gerichtsmedizin‹ rumpelte auf das Gelände. Schwungvoll sprang Dr. Pankratz heraus und begrüßte Nachtigall. »Diesmal haben Sie die Leiche selbst gefunden, habe ich gehört. Also ehrlich, wenn Sie einen Mordfall übernehmen, lohnt es sich für mich gar nicht, nach Potsdam zurückzufahren. Jede Menge Arbeit für mich!«
    »Hallo, Dr.

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