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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Internet?«
    »Über Google.«
    Nachtigall bog in den Kreisverkehr ein, hielt sich rechts und nahm die erste Ausfahrt. »Und du konntest keinen erreichen?«, kehrten seine Gedanken wieder zu ihrem Fall zurück.
    »Tja, es war schon seltsam. Unter der Festnetznummer ging überhaupt niemand ran. Und auf dem Mobiltelefon war ich auch nicht wirklich erfolgreich. Nele Hain war unterwegs. Angeblich spazieren. Richard Mühlberg saß im Auto auf dem Weg zu einem Freund. Johannes Gieselkes Handy war abgeschaltet, die Mailbox ging ran, Olaf Gieselke meldete sich auch nach langem Klingeln nicht.«
    »Wir haben also keinen Anhaltspunkt, wo sie waren! Das ist doch wirklich nicht zu fassen! Und von den Kollegen kam keine einzige brauchbare Beschreibung.«
    »Was glaubst du, wie wird er es aufnehmen?«
    »Keine Ahnung. Er schien mir nicht so sehr an seiner Frau zu hängen. Aber das war vielleicht nur Fassade. Er will um Himmels willen nicht für einen Weichling gehalten werden«, murmelte Nachtigall.
     
    Das große Herrenhaus im Park wirkte unnahbarer denn je.
    »Fast bei jedem Besuch hier bringen wir eine Schreckensnachricht mit«, stellte Nachtigall bekümmert fest. »Wie lange mögen die beiden verheiratet gewesen sein?«
    »Früher war es üblich, Kinder erst nach der Eheschließung zu zeugen und in die Welt zu setzen«, dabei zwinkerte er dem Freund zu, dessen Tochter bei der Trauung vor Kurzem stolz und glücklich einen deutlichen Schwangerschaftsbauch vorweisen konnte. »Aber daran müssen sie sich ja nicht in jedem Fall gehalten haben.«
    »Also mehr als 30 Jahre! Und nun kommen wir und erklären ihm, wir hätten seine Frau unter ungeklärten Todesumständen aufgefunden«, fluchte Nachtigall leise.
    »Wir werden wahrscheinlich gar nicht viel sagen müssen, Peter. Was sollten wir denn sonst um diese Zeit von ihm wollen. Er wird sich seinen Teil denken.«
    »Klingt logisch. Er ist gesundheitlich angegriffen. Vielleicht brauchen wir einen Arzt.«
    »Da ist er schon«, sagte Skorubski und starrte den jungen Mediziner an, als sei er eine Erscheinung. »Wo kommt der denn her?«
    »Keine Sorge, Telepathie beherrscht er nicht. Ich habe den Diensthabenden angefordert«, erklärte der Hauptkommissar. »Dass er kommt, konnte ich ja nicht ahnen!«
    Beim Aussteigen begrüßte Nachtigall den Arzt schlecht gelaunt und deutlich unterkühlt: »Guten Abend, Dr. Manz. Nichts zu tun am Sonntagabend?«
     
    Auf ihr Klingeln erfolgte keine Reaktion. Das war allerdings auch nicht weiter verwunderlich. Je näher man dem Haus kam, desto lauter war Beethovens Neunte zu vernehmen gewesen. Jetzt, unter dem geschwungenen Vordach, war die Musik ohrenbetäubend.
    »Er hört uns nicht.«
    »Offensichtlich nicht!« Nachtigalls Besorgnis trat hinter seiner Gereiztheit zurück. Er drückte erneut auf die Klingel. »Wir können ihm ja schlecht eine Nachricht im Briefkasten hinterlassen«, stellte er grantig fest und versuchte es ein drittes Mal.
    Der Gong, das hörte er, war durchaus melodisch, ein Fünfklang, mutmaßte er, vertrug sich aber in keiner Weise mit Beethovens Symphonie. Möglich, dass dies auch dem Hausherrn irgendwann auffiel, dachte er wütend.
    Skorubski beobachtete in der Ferne einen großen, zotteligen Hund, der zielstrebig von rechts nach links unterwegs war. Als er wenig später wieder hinsah, war der Große eilig auf dem Weg von links nach rechts, diesmal aber in Begleitung eines anderen, der einer sehr viel kleineren Rasse angehörte und ihn an einen Rauhaardackel erinnerte, was in der Dunkelheit nicht mit Sicherheit zu erkennen war. Der hat wenigstens eine private Planung für diesen Sonntagabend, die aufgeht, dachte er fast ein wenig neidisch.
    »Sollen wir noch mal versuchen, ihn anzurufen? Er erwartet doch sicher eher, dass wir uns telefonisch melden, als dass wir beim ihm auftauchen.«
    »Das haben wir doch vorhin schon probiert«, murrte Nachtigall. »Es ist ja nicht so, dass ich mich darum reiße, ihm diese Nachricht zu überbringen. Morgen früh kommen wir wieder. Mal sehen, ob er auch schon vor dem Frühstück ›volles Rohr‹ Klassik hören wird.«
    Er zog aber dennoch sein Handy aus der Jacke und zauberte aus der Gesäßtasche einen Notizzettel. Konzentriert tippte er die Nummer, die er auf dem Blatt notiert hatte, in sein Mobiltelefon. Dabei begegnete er dem amüsierten Blick seines Freundes.
    »Noch nie was von ›mobilem Büro‹ gehört, wie? Mir scheint, du bist nicht auf der Höhe der Zeit!«
    »Hast du auch guten

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