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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Kaffee in deinem Büro?«
    Peter Nachtigall schnitt eine Grimasse
    »Olaf Gieselke!«, brüllte eine Stimme über den einsetzenden Chor hinweg.
    »Oh, hallo! Peter Nachtigall hier.«
    »Und, was wollen Sie von mir?«, herrschte der Hausherr den Hauptkommissar an.
    Für einen kurzen Moment dachte Nachtigall, Olaf Gieselke habe bereits vom Tod seiner Frau erfahren und versuche, Schmerz und Trauer mithilfe der Musik wegzuspülen, doch schnell wurde ihm bewusst, dass Gieselke wahrscheinlich seinen Namen nicht verstanden hatte, oder zumindest nicht richtig zuordnen konnte.
    »Kriminalpolizei Cottbus. Herr Gieselke, wir müssen uns mit Ihnen unterhalten«, schrie der Hauptkommissar so laut in sein Telefon, dass man ihn im Haus auch ohne Unterstützung der Technik hätte hören müssen.
    »Ja – dann mal los!«
    Schritte waren zu hören, Beethoven wurde schlagartig leiser.
    »Wir stehen vor Ihrer Tür, Herr Gieselke. Es wäre schön, Sie würden uns öffnen.«
    Es dauerte nur Sekunden und die Haustür sprang auf.
    Olaf Gieselkes weißes Haar flog wirr um seinen Kopf herum, seine Rechte umklammerte einen Whiskeybecher. Ob er wohl die Symphonie dirigiert hat?, fragte sich Nachtigall unwillkürlich, es würde zu ihm passen.
    »Warum klingeln Sie nicht einfach? Wie es jeder normale Mensch tut! Ist doch völliger Quatsch, anzurufen, wenn man schon auf der Schwelle steht!«, wies er die beiden Beamten zurecht. »So eine Geldverschwendung. Auch noch übers Handy.« Er drehte sich um und die Besucher, die das als Einladung deuteten, folgten ihm.
    Als er bei einem Blick über die Schulter den Arzt bemerkte, polterte er los: »Raus hier! Von Ihren idiotischen Tabletten ist mir noch zwei Tage lang übel gewesen. Machen Sie bloß, dass Sie rauskommen!«
    So schnell hatte Nachtigall Dr. Manz noch nie verschwinden sehen.
    »Ist wahrscheinlich ein Diensthandy. Da kostet es nicht Ihr eigenes Geld. Und Steuergelder zu verschleudern, bereitet ja wohl seit der jüngsten Krise niemandem mehr ein schlechtes Gewissen«, kehrte Gieselke ungerührt zum Ausgangsthema zurück, als er die Tür ins Schloss fallen hörte.
    Peter Nachtigall verzichtete darauf, das Missverständnis aufzuklären.
    »Herr Gieselke, wir haben leider eine schreckliche Nachricht für Sie«, begann er das Gespräch und musterte dabei die Züge des Mannes scharf.
    Gieselkes Gesicht verlor jede Farbe.
    »Also, was haben Sie mir zu sagen?«, fragte er kalt, wenngleich seine Stimme eine heisere Färbung bekommen hatte.
    »Ihre Frau wurde heute Nachmittag tot in einem Haus in Cottbus entdeckt. Es tut uns leid.«
    »In Cottbus?«
    »Ihr Fahrzeug stand auf einem Parkplatz in der Nähe des Madlower Badesees. Wenig später fanden wir sie im Haus einer Miriam Hanser«, erklärte Albrecht Skorubski.
    »Miriam ist tot«, kommentierte Gieselke schneidend.
    »Das ist richtig. Sie hat das Gebäude vielleicht an Ihre Frau verschenkt oder vererbt. Wir klären das gerade«, schaltete sich Nachtigall wieder ein.
    »Ich habe in diesen vier Wänden schon viel dummes Zeug gehört, aber das ist ja wohl der Gipfel! Was soll meine Frau im Haus einer Verstorbenen zu suchen haben?«
    »Können Sie das beantworten, Herr Gieselke? Ruhe, Abstand? Zog sie sich womöglich öfter dorthin zurück, wenn sie eine Pause von der Familie brauchte?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich ahnte ja nicht einmal, dass dieses Haus noch existiert!«, fauchte Olaf Gieselke. »Sie hat es mir gegenüber nie erwähnt!«
    »Ist Ihr Sohn bei Ihnen?«, erkundigte sich Skorubski und erntete dafür einen vernichtenden Blick.
    »Ich gehöre zu einer Generation, die es noch gelernt hat, mit Schicksalsschlägen umzugehen. Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist jemand wie dieser verweichlichte Sohn, der mir zur Seite steht.«
    »Wäre es denkbar, dass Ihre Frau den Tod des Enkels nicht verkraften konnte?«, forschte Nachtigall unbeeindruckt von Gieselkes Feindseligkeit weiter.
    »Suizid?« Er zögerte einen Moment mit der Antwort. »Nun, der Tod von Maurice war ein gewaltiger Schock für sie. Aber noch belastender waren die Vorwürfe von Johannes. In seinen Augen haben wir den Tod verschuldet. Denkbar, dass meine Frau das einfach nicht mehr ertragen konnte.« Mit müden Schritten durchquerte er den Raum, trat an den Wohnzimmertisch und goss sich aus einer Karaffe großzügig nach.
    Er wird sich betrinken, morgen mit einem Kater aufwachen und die Situation war geklärt. Nur nicht unnötig Emotionen verschwenden, durchzuckte es

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