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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat
Autoren: F Steinhauer
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er merklich zusammen – brannte kein Licht. Auch das Wohnzimmer war finster. Überhaupt, fiel ihm auf, lag das gesamte Haus in undurchdringlichem Dunkel.
    Stromausfall?
    Mit wenigen, lautlosen Schritten erreichte er das Nebengebäude. Vorsichtig schob er sich an der Wand entlang, sah durch das Fenster. Der Wagen seines Vaters stand auf seinem Platz. Gebückt huschte Johannes Gieselke zum Haupteingang. Als er unter dem halbrunden Vorbau stand, fiel ihm ein, dass die Außenbeleuchtung sich hätte einschalten müssen. Doch auch die Gartenlaternen gingen nicht an.
    Auf jeden Fall wäre seinem Vater doch das Motorengeräusch aufgefallen. Normalerweise sah er dann aus dem Fenster. Schließlich war das hier Privatbesitz.
    Sanft drückte er gegen die schwere Haustür. Sie schwang auf. Das konnte nicht sein! Sein Vater schloss sie stets hinter sich ab. Eine reine Sicherheitsmaßnahme, denn Chester konnte Klinken herunterdrücken.
    Mit angehaltenem Atem schob Johannes Gieselke sich in den Flur. Seine Ahnung hatte ihn nicht getrogen. Was würde ihn hier erwarten? Wieder ein Toter?
    Im Haus war es unnatürlich still. So, als laure etwas. Gänsehaut kroch über seinen Rücken und wie immer in solchen Momenten erinnerte ihn sein Magen daran, dass Stress ungesund sein konnte. Ihm wurde übel. Das konnte aber auch an den Schreckensbildern liegen, die seine Fantasie bereitwillig produzierte. Jede Menge grausiger Szenen über den gewaltsamen Tod von Olaf Gieselke.
    Er tastete nach seinem Mobiltelefon. Und griff ins Leere. Mist, das musste er wohl auf dem Tisch liegen gelassen haben! Wenn er also Hilfe rufen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als einen der Festnetzanschlüsse zu benutzen.
    Er atmete tief durch. Wohin sollte er sich nun zuerst wenden? Ein zarter Lichthauch unter der Tür zum Keller nahm ihm die Entscheidung vorläufig ab. Unschlüssig verharrte er vor der Tür und lauschte. Doch es drang kein Geräusch nach oben. Als er behutsam von Stufe zu Stufe abwärtsglitt, kam ihm undeutlich der Gedanke, es wäre besser gewesen, sich zu bewaffnen. Dazu war es nun zu spät. Das schwache Licht fiel am Fuß der Treppe durch eine angelehnte Tür in den Gang.
    Plötzlich kam Johannes Gieselke sich ausgesprochen albern vor. Er schlich hier durchs Haus wie ein Einbrecher. Am Ende würde er seinen Vater wohl dabei antreffen, wie er irgendein Säugetier zerlegte.
    »Vater!«, rief er und wünschte sich in der gleichen Sekunde, es hätte weniger verzagt geklungen. Sein Vater hielt ihn von jeher für einen Feigling. Kein Grund, ihn darin auch noch zu bestärken.
    »Vater!«, probierte er es noch einmal. Lauter, energischer. Nichts. Umgehend kehrten seine Befürchtungen wieder zurück.
    Der Mörder war im Haus. Daran konnte es keinen vernünftigen Zweifel mehr geben. Langsam streckte er den sich sträubenden Arm aus und schob sich der nächstgelegenen Tür entgegen. Beinahe wäre es ihm nicht gelungen, mit seinen zitternden Fingern die kalte Klinke zu umfassen. Unter Aufbieten aller Kräfte drückte er sie hinunter.
    »Vater!«, zischte er ins Dunkel.
    Statt einer Antwort hörte er ein Geräusch. Leise. Ein Rascheln. Sicher nur ein kleines Tier.
    Angespannt tastete er nach dem Lichtschalter. Es klickte mehrfach. Doch das Dunkel blieb.
    »Vater?«
    Zwei Schritte hinein konnte er wagen, beschloss er. Das wenige, diffuse Licht aus einem der anderen Kellerräume reichte allerdings nur für einen.
    Ein harter, metallischer Schlag! Es war das Geräusch der hinter ihm ins Schloss fallenden Tür. Johannes Gieselke war gefangen!

64
    Dr. März nahm Platz.
    »Wir haben die ganze Familie unter die Lupe genommen. Der Vater hat ein Alibi, allerdings von seiner neuen Lebenspartnerin, und ein psychologisch begründbares Motiv. Aber aus welchem Grund hätte Johannes Gieselke Wolfgang Maul töten sollen? Und seine Mutter? Starb sie als Strafe für den Tod von Maurice? Unwahrscheinlich. Zunächst dachten wir, Maul könnte eine wichtige Beobachtung gemacht haben. Aber er war am Tatnachmittag gar nicht auf dem Gelände. Dafür gibt es Zeugen. Das Alibi von Nele Hain steht. Nicht nur ihre Freundin bestätigt das, auch der Kellner, der die beiden Damen bediente. Olaf Gieselke konnte als Zeugen dafür, dass er zur Mordzeit schlief, nur seine Frau angeben. Auch bei ihm gilt: Warum sollte er Maul töten, wenn er wusste, dass der Gärtnergehilfe gar nicht auf dem Anwesen war? Es ergibt alles keinen Sinn! Warum schreibt jemand ›Mörder‹ an die Bäume?«,
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