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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat
Autoren: F Steinhauer
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begann Nachtigall mit der Aufzählung.
    »Es ist zum Mäuse melken!« Albrecht Skorubski warf genervt die Hände in die Luft.
    »Das ist mir alles aus Ihren Berichten bekannt.« Dr. März rückte seinen Stuhl zurecht. »Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass ein Trittbrettfahrer seinen privaten Mord in eine Serie geschoben hat, aber für wahrscheinlich halte ich es nicht. Zufälle sind selten! Das dürfen wir nie vergessen. Deshalb glaube ich, wir suchen einen Täter für alle drei Morde. Irgendetwas haben wir übersehen«, beharrte er.
     
    Peter Nachtigall trat an das Flipchart. Er griff nach einem der Filzstifte und zeichnete mit wenigen, quietschenden Strichen den Umriss eines Hauses. »Zum Zeitpunkt des Todes von Maurice Gieselke befanden sich Olaf und Irma Gieselke sowie Annabelle im Haus.« Er schrieb die Namen in den Giebel. »Außerhalb hielten sich Richard Mühlberg, Nele Hain, Johannes Gieselke und seine Partnerin Bettina Büttner nicht im Haus auf. Auch das gesamte Personal der Familie hatte an jenem Tag frei.« Mit sparsam hingeworfenen Geraden und Bögen entstand ein Wald. »Von der Wolfswache wussten definitiv alle Wolfsfreunde. Auch Korbinian Nagel und Ferdinand Kramstätter. Ein völlig anderer Personenkreis also.« Wieder skizzierte er ein kleines Haus. »Irma Gieselke. Sie hatte das Haus von Miriam Hanser geerbt. Das wusste die ganze Familie. Olaf Gieselke behauptete, er sei davon ausgegangen, sie habe es längst verkauft. Johannes Gieselke war an dem Thema nie interessiert, er wusste nicht einmal mit Sicherheit, ob die Freundin verstorben war oder nicht. Nele Hain kann sich wahrscheinlich nicht daran erinnern. Ereignisse, die ihre Schwiegermutter betrafen, waren für sie nicht von Belang. Richard Mühlberg wusste es nicht. Bei der Suche nach einem Motiv rückt wieder der Sohn in den Vordergrund, der den Tod seines Kindes rächen wollte. Dieses Motiv wäre auch ein möglicher Antrieb für Nele Hain gewesen, sollte sie doch von diesem Erbe gewusst haben. Aber für alle gilt: Irma Gieselke hat angeblich niemandem von ihrem Plan erzählt.« Nachtigall schrieb alles ordentlich an den Rand und verband Tatorte und Verdächtige mit Pfeilen. Dr. März sah ihm dabei gespannt zu. »Genauer betrachtet, bedeutet es klar, dass Wolfgang Mauls Umfeld mit dem der Gieselkes nichts gemein hat. Die einzige Verbindung ist er selbst.«
    »Nein«, widersprach Wiener. »Seine Mutter ist auch ein Bindeglied.«
    »Welches Motiv sollte Frau Maul für einen der Morde haben? Sie hat uns selbst von diesem ominösen Rezept erzählt. Warum sollte sie ihren eigenen Sohn erschlagen? Weil sie herausgefunden hat, dass er schwul ist? Und für den dritten Mord kommt sie gar nicht infrage. Da lag sie im Krankenhaus«, zählte Albrecht Skorubski auf.
    »Gut, versuchen wir es anders.« Peter Nachtigall schlug die Seite um. Er schrieb in die obere Zeile des neuen Blattes den Namen des ersten Opfers und darunter das Wort ›Geld‹.
    »Das betrifft alle, die an die Legende vom Rezept geglaubt haben oder Sorge um das Erbe hatten«, meinte Michael Wiener.
    Nachtigall schrieb Erika Münzer dahinter, es folgten Friederike Maul, die Familie Gieselke.
    Das nächste Stichwort war ›Liebe‹.
    »Das versteht sich im weitesten Sinne, also auch in der pervertierten Form«, stellte Nachtigall klar. Johannes Gieselke fand sich hier wieder, Nele Hain, Richard Mühlberg und die Großeltern.
    ›Rache‹ und ›Neid‹ folgten, etwas abgerückt erschienen die Punkte ›Druck‹ und ›Erpressung‹.
    Nachtigall zog grüne Kreise um die Namen, die mehrfach genannt wurden. »Das können wir nun für die beiden anderen Morde auch versuchen«, erklärte er und schrieb ›Wolfgang Maul‹ in eine neue Zeile.
    Als sie fertig waren, starrte Albrecht Skorubski wütend auf das entstandene Bild.
    »Das ist doch nicht zu fassen! Wie wir es drehen und wenden, wir kommen immer zum selben Ergebnis! Alle bleiben verdächtig, zumindest mal hier und mal da!«
    »Fest steht nur, dass sich irgendwo hier«, Nachtigall tippte mit dem Filzstift gegen das Papier, »der Täter versteckt.«
    »Gut.« Dr. März stand schwungvoll auf. »Wenn das so ist, schnappen Sie ihn sich einfach.«

65
    Johannes Gieselke wirbelte kopflos mehrfach um die eigene Mitte. Mit einem großen Satz erreichte er die Stahltür, die sich unter seinen Händen eiskalt anfühlte. Sein Puls raste.
    Ruhig, ermahnte er sich, atme gleichmäßig. Nur eine Tür, die zugefallen ist. Kein Grund zur Panik,
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