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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat
Autoren: F Steinhauer
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sonst die Sicherheit nehmen können, zu behaupten, er habe ihn ausbezahlt und es gäbe keine Beziehung zu den aktuellen Mordfällen?
    Was, wenn er sich in seiner Einschätzung getäuscht hatte? Dann war es doch denkbar, dass der Erpresser von damals heute nicht vor Mord zurückschreckte. Hatten sich die Karten neu gemischt?
    Die Bauchlage wurde unbequem. Nachtigall stemmte sich wieder auf die Seite. Immerhin hatte Dr. Pankratz längst die ersten Ergebnisse zum Tod von Irma Gieselke durchgegeben. Sie hatte ein Pilzgericht gegessen, möglicherweise vergiftet, außerdem hatte man ihr mit einem Eisenrohr den Kopf eingeschlagen. Ganz eindeutig ein Mord.
    Neben sich hörte er die regelmäßigen, tiefen Atemzüge seiner Frau. Wenigstens einer in der Familie, der gut schlafen konnte, dachte er liebevoll und tastete unter der Bettdecke nach ihrer Hand.
    Dieser Fall war nicht unlösbar. Es gab einen Schnittpunkt, er hatte ihn nur noch nicht gefunden! Man müsste noch einmal alles sortieren. Ganz anders. Neue Kriterien zugrunde legen. Einen noch nicht bedachten Ansatz finden.
    Er ließ Connys Hand los und wälzte sich auf die andere Seite.
    Als er die Augen aufschlug, zuckte er erschrocken zusammen. Casanova schenkte ihm einen rätselhaften, tiefgrünen Blick. Seine Nase berührte dabei beinahe die des Hausherrn.
    »Kannst du auch nicht schlafen?«
    Casanova antwortete nicht. Rhetorische Fragen waren ihm wohl zu banal. Der Kater erhob sich, sprang vom Bett, streckte den Rücken weit durch und verließ gemessenen Schrittes das Schlafzimmer.
    Wahrscheinlich hat er recht, überlegte Nachtigall, es war besser, aufzustehen. Sich hier unruhig hin und her zu wälzen brachte gar nichts! Vorsichtig füßelte er nach seinen Hausschuhen und schlich ebenfalls in die Küche. Möglichst leise hantierte er mit der Kaffeemaschine. Während das Wasser gurgelnd über das Pulver schoss, holte er sich Papier und Bleistift. Als er damit an den Tisch zurückkehrte, saß Casanova hoch aufgerichtet bereits dort, als erwarte er ihn längst.
    »Willst du mir helfen?«, fragte Nachtigall belustigt. Was würde Dr. März wohl dazu sagen, wenn er ihm erklärte, er habe den Fall mit der Unterstützung seines Katers gelöst?
    »Ich glaube, der Staatsanwalt würde zu einer langen, intensiven Therapie raten. Weit weg von allen Mordfällen unter der klugen Anleitung eines fähigen Psychotherapeuten«, lachte er gedämpft, goss sich Kaffee und Milch in eine Tasse und setzte sich.
    »Irgendwo hier ist der Knackpunkt versteckt«, vertraute er dem klugen Tier an, als er wieder einmal die Namen der Opfer ganz oben auf die Seite schrieb.

67
    Johannes Gieselke kroch langsam an der Wand entlang. Falls von diesem Raum noch andere Kammern abgingen, würde er auf diese Weise die Türen finden können. Er hatte das ›Schlachthaus‹ nie gemocht.
    Schon der widerliche Geruch, der sich darin gefangen hatte, verursachte ihm Übelkeit. Und heute war der Gestank schlimmer noch als sonst. Wann war er eigentlich zum letzten Mal hier gewesen? Das war doch sicher mehr als zehn Jahre her!
    Die erste Tür führte in den Kühlraum. Eishauch schlug ihm entgegen. Hastig warf er die Tür wieder zu. Ein lautes Rumpeln bezeugte, dass irgendetwas von innen dagegen fiel. Vielleicht war ein Kadaver von seinem Haken gerutscht. Johannes Gieselke fand die Vorstellung gespenstisch, in der Gewissheit in einem Raum eingesperrt zu sein, dass die direkten Nachbarn tot waren, ihre Häute abgezogen und die Körper tiefgekühlt.
    Nach wenigen Metern stieß seine Hand wieder an einen Rahmen. Doch auch der dazugehörigen Tür fehlte die Klinke. Panisch tasteten seine Finger immer wieder um die Stelle herum, an der sie sich hätte befinden sollen. Doch sie fanden nur ein tiefes Loch, durch das er kein Licht erkennen konnte.
    »Vater?«
    Keine Antwort.
    »Vater? Bist du da drin?«
    Nichts.
    Bestimmt hatte der Irre ihn gefesselt und geknebelt! Schon um zu verhindern, dass er seinen Sohn beim Betreten des Hauses warnen konnte! Aber hören konnte er ihn doch bestimmt.
    »Vater? Ich bin eingeschlossen. Aber mach dir keine Sorgen – ich bring uns hier raus!«, versicherte er mit deutlich mehr Selbstbewusstsein, als er in Wahrheit zur Verfügung hatte.
    Ein Fenster! Seine Augen glitten nervös über die Wände, konnten keine Öffnung entdecken. Es war ja stockdunkel draußen! Bestimmt konnte man das Fenster deshalb nicht sehen. Er musste sich an der Wand entlangtasten.
    Diesmal schob er die Hände in
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