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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Mutter vermeiden.«
    »Wer wusste überhaupt davon, dass Herr Maul diese Nacht bei den Schafen verbringen wollte?«
    »Die Wolfsfreunde. Korbinian Nagel. Und falls es jemand rumerzählt hat. Viele können jedenfalls nicht davon gewusst haben.«
    »Welcher Art war Ihre Beziehung zu Wolfgang Maul?«, wechselte Nachtigall zu einem anderen Thema.
    »Wir waren Freunde. Viel mehr als bloß Kumpels – viel weniger als ein Liebespaar.«
    Nachtigall bemerkte die Veränderung in Stimme und Haltung der Zeugin sofort. Sie hatte den Oberkörper aufgerichtet, ein trotziger Ausdruck hatte die Trauer aus ihrem Gesicht vertrieben. Sie lauerte. Es schien, als erwarte sie einen Hinterhalt und vergrößere deshalb die Distanz zu ihm.
    »Wissen Sie, ob Wolfgang Maul eine Freundin hatte?«
    Mandy schüttelte den Kopf.
    »Hat er nie über eine Beziehung, auch sexueller Art, zu jemandem gesprochen?«
    »Nein«, wehrte sie hastig ab.
    Nachtigall betrachtete sie prüfend. »Sollte ich das vielleicht lieber Flocke fragen?«, wollte er wissen.
    Mandy zögerte.
    Ihr Nicken war kaum zu sehen.
     
    Ferdinand Kramstätter war schlecht gelaunt. Seine aggressive Stimmung hing über dem kleinen Tisch im Verhörraum, schwebte um die Lampe und sorgte für Kälte im Raum.
    »Na, das wird aber auch langsam Zeit!«, empfing er die beiden Ermittler giftig.
    »Sie haben sich ohne uns gelangweilt?«, fragte Skorubski provokant.
    Kramstätter spuckte auf den Boden. Seine Augen fixierten Peter Nachtigall.
    »Ich habe einen Hof zu versorgen! Ihnen ist wohl nicht klar, wie viel Arbeit da auf mich wartet!«
    »Dann bringen wir das Gespräch am besten schnell hinter uns. Wir ermitteln in zwei ungeklärten Todesfällen. Ihnen ist wohl nicht klar, wie viel Arbeit noch auf uns wartet!«
    Er schaltete das kleine Aufnahmegerät ein.
    »Ihr Name ist Ferdinand Kramstätter.«
    »Ja. Von Geburt an!«
    »Sie sind hier, weil wir heute Wolfgang Maul tot im Wald gefunden haben. Sie hatten ihm angedroht, ihn ermorden zu wollen«, eröffnete Nachtigall die Einvernahme emotionslos.
    »Ja, stimmt. Ich habe ihm gedroht. Aber das war nicht ernst gemeint. Ich habe mit seinem Tod nichts zu tun. Ich habe nur gedroht – nicht gemordet!«
    »Wir haben Wolfgang Maul mit eingeschlagenem Schädel in einem Waldstück auf dem Gelände Ihres Nachbarn entdeckt.«
    »Pech für ihn. Ich habe es jedenfalls nicht getan.«
    »Aber Sie hatten ihm genau das angekündigt, nicht wahr? ›Ich schlag dich tot‹ – das haben Sie ihm nachgerufen. Sie verstehen, dass wir uns mit Ihnen unterhalten müssen. Warum wollten Sie Wolfgang Maul erschlagen?«, fragte Nachtigall interessiert.
    »Wollte ich ja gar nicht!«, fauchte Kramstätter über den Tisch.
    Nachtigall schwieg. Albrecht Skorubski griff nun auch nach einem Stuhl und setzte sich so, dass er zwar Nachtigall und den Bauern sehen konnte, Kramstätter aber den Kopf drehen musste, um ihn anzuschauen.
    »Warum sagen Sie dann so etwas?«, fragte Skorubski. »Wenn Sie es doch gar nicht vorhaben?«
    »Ach, Sie wissen doch, wie das ist!«
    »Nein! Wir drohen keine Morde an. Wir klären sie auf!«, beschied ihn Nachtigall.
    »Erklären Sie es uns!«, forderte Albrecht Skorubski den Mann auf.
    »Er hat mich einfach genervt. Dieses dumme Geschwätz über die Wölfe. Sein ewiges Gefasel über die Einzigartigkeit dieser Tiere. Dabei gibt es sie hier aus dem einfachen Grund nicht mehr, weil Mensch und Wolf nun eben in einem begrenzten Lebensraum nicht harmonisch nebeneinander existieren können! Sie kommen nicht miteinander aus! Und dieser grüne Junge, der keine Ahnung hat vom Leben, dieser Träumer! Redet von diesen gefährlichen Tieren, als wären es Stubentiger! Der Gipfel war aber seine Behauptung, meine Hunde seien viel gefährlicher als ein Wolf. Eben gerade weil sie den Umgang mit Menschen gewohnt wären und ihnen nicht auswichen wie Wölfe. Menschen ließen Hunde viel zu nahe an sich heran! Blödes Gefasel!«, erregte sich Kramstätter.
    »Sie waren also wütend auf ihn, weil er Partei für die Wölfe ergriff. So zornig, dass Sie ihm einen Mord angedroht haben«, fasste Nachtigall zusammen.
    »Na ja, das war doch nur im ersten Ärger! Niemand hat das wirklich ernst genommen – der Wolfgang auch nicht.«
    »Wolfgang Maul ist tot. Ermordet auf genau die Art und Weise, die Sie ihm angekündigt haben.«
    »Stimmt schon«, flüsterte der Zeuge und starrte auf seine schwieligen Hände, die in seinem Schoß lagen. Es wurde ganz still im Raum.

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