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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Plötzlich atmete Kramstätter tief durch und meinte: »Es könnte doch auch einer aus der Gruppe selbst gewesen sein! Die haben schließlich alle gehört, was ich ihm zugebrüllt habe. Vielleicht will mir ja einer von denen seinen kleinen, privaten Mord in die Schuhe schieben!«
    Ja, räumte Nachtigall im Stillen ein, das war durchaus denkbar. Laut sagte er: »Gut. Erzählen Sie uns doch mal, was Sie gestern am frühen und späten Abend unternommen, wen Sie getroffen haben, wann Sie nach Hause gekommen sind.«
    »Also schön. Womit soll ich anfangen?«, fragte der Bauer mit neuer Bereitwilligkeit.
     
    Traute war mit Gartenarbeit beschäftigt. Sie plante, im Frühjahr eine neue Hecke an den Zaun zur Straße zu pflanzen und wollte jetzt schon tief ausheben und umgraben, damit der Frost, der ganz bestimmt noch einmal käme, die Erdschollen gut durchfrieren konnte. So hätte sie im nächsten Frühling weniger mit dem Unkraut zu kämpfen, hoffte sie. Schon von Weitem hörte sie Caroline näher kommen. Klack, klack, klack. Immer die falschen Schuhe, dachte sie abfällig. Nicht lange, dann würde sich ihr großer Zeh zur Seite biegen und das Großzehengrundgelenk als deutliche Beule an der Innenseite des Fußes zu sehen sein. Und Schmerzen würde Caroline bekommen, das wusste Traute aus eigener Erfahrung. Hallux Valgus. Wie oft hatte sie der jungen Frau bereits gesagt, bequemes Schuhwerk sei das A und O beim Laufen, aber ganz offensichtlich wollte man ja nicht auf sie hören. Und dieser unsägliche Jack Russel! Man wusste immer genau, wo auf ihrer Runde durchs Dorf die beiden sich gerade befanden. Mit jedem Hund, den der Terrier traf, musste er eine lautstarke Diskussion beginnen. Caroline hatte Piet einfach schlecht erzogen.
    Als Caroline fast an Trautes Gartenzaun angekommen war, hob die Ältere wie zufällig den Kopf.
    »Oh, Caroline! Um diese Zeit schon unterwegs?«, tat Traute überrascht.
    Doch Caroline war nicht in der Stimmung, das Manöver der anderen zu bemerken. Sie war aufgeregt und sah die Straße entlang. In beide Richtungen. Als fürchte sie, es könne sich jemand unbemerkt heranschleichen und ihr Über-den-Zaun-Gespräch belauschen.
    »Traute, ich habe nachgedacht«, begann Caroline atemlos und die Angesprochene unterdrückte den Impuls, ihr Erstaunen über diesen Umstand deutlich zu machen. Diplomatisch hielt sie den Mund und wartete gespannt auf die Fortsetzung.
    »Du hast doch gesagt, du glaubst, der Mühlberg könnte den Kleinen umgebracht haben.«
    Traute fiel ihr Gespräch mit Claudia wieder ein. Was mussten die auch immer gleich weitertratschen! »Ja. Er ist in meinen Augen verdächtig«, gab sie vorsichtig zu. Worauf wollte Caroline nur hinaus?
    »Nun, ich glaube nicht, dass er es war«, zischelte die Hundebesitzerin ihr nun zu. »Ich habe gerade ein Buch gelesen, so eines mit authentischen Kriminalfällen. Sag mal, kannst du dich noch an den Fall Weimar erinnern?«
    Traute konnte. Natürlich. »Klar. War doch vor einiger Zeit ein Bericht im Fernsehen. Weil die Mutter den Prozess wieder aufrollen lassen wollte oder so. Sieht ganz anders aus als früher, besser, viel besser.«
    »Die wurde doch verurteilt, weil sie ihre Kinder umgebracht hat.«
    »Ja«, bestätigte Traute und legte die Stirn in tiefe Falten. »Dem Vater konnte man eine Beteiligung nicht nachweisen, obwohl viele Leute Zweifel hatten.« Sie sah nachdenklich in Carolines Gesicht. »Du meinst, so ähnlich könnte es bei den Gieselkes auch gewesen sein!«
    »Genau. Vielleicht hat Nele den Kleinen erschossen. Also eine Frau, die mit dem besten Freund ihres Mannes unter dem Dach seiner Familie ein Verhältnis anfängt, muss ganz schön abgebrüht sein, meinst du nicht?«
    »Vielleicht. Aber hier liegt der Fall ein bisschen anders. Nele ist ja schon mit dem neuen Mann verheiratet. Sie muss gewusst haben, dass Mühlberg das Kind nicht stört. Oder ich habe mit meiner Theorie recht und er war ’ s doch!«
    »Bei dem Fall Weimar hat die Mutter ihre Töchter getötet, weil sie g l a u b t e, sie könnten den neuen Freund stören. Mit dem hatte sie ja gar nicht über die beiden gesprochen. Vielleicht war es bei Nele auch so.« Caroline schob mit dem Fuß sanft den Terrier zur Seite, der mit empörtem Knurren reagierte, und beugte sich weiter in Trautes Garten. »Ich habe gehört, Nele ist von Mühlberg schwanger! Das könnte doch manches erklären, findest du nicht?«, ließ sie die Bombe platzen.
    Traute brauchte einen Moment, um das Gehörte

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