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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Fußabdruck. Wolfgang Maul stürzte nach den ersten Schlägen kopfüber nach vorn. In die Bauchlage also. Der Abdruck entstand, als der Mörder seinen Fuß unter den Körper rammte und ihn so in die Rückenlage brachte.« Dr. Pankratz betastete die Arme und Beine des Opfers. »Schon bei der äußeren Inspektion lässt sich feststellen, dass Wolfgang Maul erhebliche Verletzungen durch weitere, unkontrollierte Schläge davongetragen hat. Schauen Sie hier!«
    Neugierig beobachtete Michael Wiener, wie der Rechtsmediziner den linken Unterarm des Toten in einem unnatürlichen Winkel zur Seite beugte.
    »Alle Unterarmknochen sind gebrochen. Mal sehen, was wir bei der Obduktion noch finden.« Er wandte sich dem Gesicht zu. »Hier sind die meisten Verletzungen gesetzt worden.«
    Wiener konnte gut erkennen, dass beide Jochbeine zerschmettert worden waren.
    Während Dr. Pankratz mit geübten Fingern die Mundhöhle austastete, erklärte er: »Beide Jochbeinbögen, das Nasenbein und das Os maxillare sind völlig zertrümmert. Die Oberkieferzähne finden sich einzeln in den weichen Strukturen des Gaumens. Der Unterkiefer ist grotesk nach links verschoben, hier wurde das Kiefergelenk zerstört.«
    Der Rechtsmediziner griff zu einer elektrischen Säge. »Na, sind Sie so weit?«, fragte er und setzte das Gerät an.
    Michael Wiener beugte sich weit vor, um besser sehen zu können.

40
    »Ich kann nicht glauben, dass du dich tatsächlich wieder mit diesen Typen eingelassen hast!«
    »Was schnüffelst du eigentlich in meinem Handy herum? Geht es dich etwas an, wer mir eine SMS schickt?« Richard Mühlbergs Gesicht hatte jede Farbe verloren. Er schwankte zwischen Schuldgefühl wegen seines und Wut wegen ihres Vertrauensbruchs. Wie konnte ich auch nur so blöd sein!, schrie eine Stimme in seinem Inneren, während eine andere ihm einzureden versuchte, er habe schließlich ein Recht auf private Freiräume und am Ende ließe sich sowieso alles in Ruhe klären.
    »Wie viel ist es diesmal?«, fragte sie so frostig, dass er eine Gänsehaut bekam.
    »Es ist nicht so viel, dass ich es nicht am Freitag problemlos ausgleichen könnte. Das klappt mit Sicherheit. Wir müssen nur geschickt unseren Mitspieler auswählen.« Seine Stimme wurde schmeichelnd. »Sieh mal, wir ziehen weg von hier. Dann ist es mit dem Spiel eh vorbei. Wenn wir einen dicken Fisch ködern – oder besser zwei –, bin ich alle Schulden mit einem Schlag los und kassiere obendrein noch eine hübsche Summe als Ergänzung unseres Übersee-Startkapitals.«
    »Rede nicht so einen kindischen Blödsinn!«
    Jede Leiche hatte mehr Wärme im Leib als seine Frau, dachte Mühlberg, und erschrak im selben Moment über diese geschmacklose Assoziation. »Aber Nele! Es ist das allerletzte Treffen der Hardys«, verlegte er sich nun aufs Betteln. Doch was bei Maurice immer gezogen hatte, schien bei ihm nicht zu funktionieren.
    »Diese SMS ist eine unverhohlene Drohung!«
    »Ja, klar. Die Jungs blasen sich eben gehörig auf. Dazu ist ihnen jede Gelegenheit recht. Das ist nicht wirklich ernst gemeint«, log er kaltschnäuzig und bemühte sich, seine Stimme fest klingen zu lassen.
    »Nicht so gemeint!«, spuckte sie ihre Verachtung in seine Richtung.
    Mühlberg beschloss, auf jede weitere Äußerung zu diesem Thema zu verzichten. Am Ende fragte sie noch, was er für eine Ausrede erfunden hätte, um den ganzen Abend und die halbe Nacht nicht zu Hause zu sein. In diesem Fall könnte diese auch so schon nicht harmlose Diskussion in einen grundsätzlichen Diskurs über Ehrlichkeit, Vertrauen und Sicherheit münden. Seine bisherigen Erfahrungen bewiesen, dass er besser beraten sei, das zu vermeiden.
    In die langanhaltende Gesprächspause flüsterte Nele plötzlich: »Kann es sein, dass diese ›Hardys‹ etwas mit dem Tod von Maurice zu tun haben?« Dabei wich sie seinem Blick aus, als habe sie Angst, in seinen Augen die Lüge zu entlarven. »Hat Annabelle womöglich dich gezeichnet, Richard?«
    Machtvoll donnerte seine Faust auf den Couchtisch. Die Gläser tanzten erschrocken umher, stießen klirrend gegeneinander, etwas Milch schwappte auf die Platte.
    »So? Das könntest du dir also vorstellen?«, quetschte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Du glaubst also, ich wäre zu so etwas fähig?«, schrie er sie lautstark an und sprang auf die Beine.
    Nele sank eingeschüchtert in sich zusammen. Glaube ich das wirklich?, überlegte sie noch, ist das nicht unvorstellbar? Da traf sie seine

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