Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
Vom Netzwerk:
Mühlberg mochte ja vielleicht ein Motiv für den Mord an Maurice gehabt haben, doch warum sollte er Wolfgang Maul getötet haben? Weil er Zeuge des Mordes war? Unwahrscheinlich! Aber nicht ausgeschlossen! Also ließ er sich von Mühlberg, der entrüstet zeterte und vom Polizeistaat und Willkür sprach, erklären, wo er in der Nacht zum Freitag gewesen war.
    Wenn dieser Wolfgang Maul, nach dem er da frage, und der ihm, Richard Mühlberg, völlig unbekannt sei, nachts getötet wurde, habe er eine Zeugin. Seine Frau. Er schlafe neben ihr. Und ansonsten gäbe es in seinem Tagesablauf durchaus Augenblicke des Alleinseins, wie in jedermanns Alltag. Das bedeute aber nicht, dass er jedes Mal, wenn er unbeobachtet sei, einen Mord begehe!

43
    Sein Handy klingelte. »Nachtigall«, meldete er sich frustriert.
    »Schwester Lara! Herr Nachtigall, die kleine Annabelle hat nach Ihnen gefragt«, informierte ihn die freundliche Stimme aufgeregt. »Und Frau Dr. Justus meint, Sie sollten lieber schnell kommen, bevor sie sich das mit dem Sprechen wieder anders überlegt.«
    »Das sind ja wunderbare Nachrichten! Wir kommen natürlich sofort. Richten Sie ihr aus, dass ich schon auf dem Weg bin.« Er schob das kleine Telefon wieder in die Tasche zurück. »Annabelle spricht. Offensichtlich möchte sie mir etwas mitteilen. Nun, es könnte dieser verflixten Ermittlung nicht schaden, wenn sich neue Aspekte ergäben!«
    »Stimmt!«, gab Skorubski zurück. »Wir steuern nur von einer Sackgasse in die nächste.«
    »Ich glaube nicht, dass Wolfgang Maul irgendeine verdächtige Beobachtung gemacht hat. Auch die anderen Personen, die sich im Haus aufhielten, scheiden als Zeugen aus. Frau Gieselke schlief zur Tatzeit. Bestenfalls hätte sie durch das Fenster genau das sehen können, was Annabelle gemalt hat, mehr nicht. Eine schwarz gekleidete Person, die durch den Garten rennt. Und zu der Zeit war Maul gar nicht auf dem Gelände. Das passt vorne und hinten nicht zusammen«, schimpfte er vor sich hin.
    »Aber ist es nicht auch ziemlich unwahrscheinlich, dass zwei Täter zur selben Zeit im Umkreis der Familie Gieselke zuschlagen? Oder womöglich drei?«
    »Sicher. Das ist ja das Problem. Aber vielleicht wird Annabelle jetzt ein bisschen Licht in die Angelegenheit bringen«, schloss Nachtigall hoffnungsvoll.
    Als sein Mobiltelefon sich wieder meldete, fürchtete er kurz, Annabelle habe es sich anders überlegt.
    »Conny!« Seine Erleichterung konnte er nicht verbergen.
    »Stress?«, fragte sie kichernd zurück.
    »Mörder.«
    »Ach ja. Klingt ein bisschen wie ›Grippe‹. Am besten, du schnappst ihn noch vor heute Abend. Ich bin zu Hause und freue mich auf einen gemütlichen Abend an der Seite meines Hauptkommissars.«
    »Du bist schon da? Das ist ja wunderbar. Möchtest du essen gehen?«
    »Hm – nein. Ich habe schon den Pizzateig fertig. Wir machen es uns hier kuschlig, ja?«
    »Aber gern! Ich bin froh, dass du wieder zurück bist.«
    »Salami, Schinken, Champignons, Ananas, Zwiebeln …Welchen Belag hättest du gern für deine Pizza?«
    »Halbe-halbe.«
    »Das ist doch wieder typisch Mann! Statt sich zu entscheiden und auf eine Sorte zu verzichten, nimmt er beide!« Conny lachte fröhlich. »Aber gut, ich werde es möglich machen.«
    »Wir fahren ins Klinikum, um eine Zeugin zu sprechen, danach ergibt sich bestimmt noch das ein oder andere. Ich melde mich!« Nach einem raschen Seitenblick auf Skorubski, der konzentriert auf die Straße sah, schickte er seiner Frau noch einen Kuss durch den Äther.
    »Es schneit«, nörgelte Albrecht Skorubski. »Eigentlich hatten doch alle gehofft, das sei jetzt vorbei. Mist!«, rief er plötzlich und wich einem Radfahrer aus, der ins Rutschen geraten war. »Und dann noch nicht mal einen Helm tragen! Unverantwortlich, so was!«
    Nachtigall lächelte beseelt vor sich hin und bekam von all den Widrigkeiten nur wenig mit.

44
    Schwester Lara erwartete den Ermittler schon voller Ungeduld. Als er durch die Türen trat, eilte sie bereits auf ihn zu. »Es ist unglaublich! Sie spricht. So schnell hatten wir noch gar nicht damit gerechnet.«
    »Und warum?«
    Irritiert huschten Schwester Laras Augen über Nachtigalls Gesicht, die Wände des Ganges, verfingen sich an den Türen und kehrten wieder zu ihm zurück.
    »Ich meine, warum spricht sie wieder? Gibt es dafür einen Grund oder kam es aus sich selbst heraus?«
    »Dr. Justus hält es nicht für ausgeschlossen, dass der Kleinen langweilig wurde. Es redete ja auch

Weitere Kostenlose Bücher