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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Abschuss bekommen!«
    »Er ist also am Vormittag zu Korbinian Nagel gefahren, um sich mit ihm über den Schutz der Schafe zu unterhalten?«
    »Ja, genau. Er hat ihm auch noch mal seinen Plan erklärt und Nagel war damit einverstanden, dass Wolfi seinen Trick probiert und die Lärmquellen testet.«
    »Wie wollte Herr Maul den Krach erzeugen?«
    »Wir haben alles Mögliche ausprobiert. Es musste ja auch bei Regen, Sturm oder Gewitter funktionieren. Am Ende haben wir eine Hundepfeife, Topfdeckel, eine Trillerpfeife, Silvesterknaller, die man nur auf den Boden werfen muss, damit sie zünden, und mehrere Stablampen mit grellem Licht eingepackt. Außerdem wollte Wolfi noch zwei Holzplatten mitnehmen und eine Latte, mit der man auf die Erde schlagen konnte. Das hätte natürlich Vibrationen ausgelöst, das Tier wäre verunsichert wieder in den Wald geflohen. Das Ganze hätte seine Wirkung gehabt, glaube ich. Der Wolf hätte ja auf keinen Fall mit so etwas rechnen können.«
    »Korbinian Nagel kann das ja sicher alles bestätigen. Aber danach? Wohin ist Herr Maul dann gegangen?«
    »Er ist losgezogen und hat alles in einen Trekkingrucksack gepackt. Die Situation war günstig, seine Mutter mit Wäsche waschen beschäftigt. Sie hat bestimmt nichts von den Vorbereitungen bemerkt. Danach ist Wolfgang zu mir gekommen. Ich musste ein Referat vorbereiten, er saß auf der Couch und dachte nach.«
    Michael Wiener ahnte, dass sie log. »Dafür gibt es doch sicher Zeugen?«
    Mandy atmete hörbar tief ein und wieder aus.
    »Es gibt Situationen im Leben von Männern und Frauen, da möchten sie gerne ohne breite Öffentlichkeit ihre Zeit verbringen. Aber vielleicht haben Sie damit noch zu wenig bis gar keine Erfahrung?«, fragte sie süffisant.
    Als der Ermittler merkte, wie die heiße Röte über seine Wangen kroch und in kürzester Zeit die Ohren zum Glühen brachte, ärgerte er sich so sehr, dass ihm zunächst eine schlagfertige Antwort nicht einfiel.
    »Wir sprechen über Sie und Wolfgang Maul. Sie sind also ganz sicher, dass er den ganzen Nachmittag über hier bei Ihnen war?«
    »Ja!«, schnappte Mandy Klinger. »Bis wir von Maurice … Nun ja. Sie wissen schon. Wolfgang ist sofort hingefahren. Er wollte bei seiner Mutter sein, weil die sich immer so leicht aufregt. So war er eben, er dachte immer an die anderen zuerst«, schniefte sie und zog auf der erfolglosen Suche nach Taschentüchern mehrere Schubladen auf.
    Schließlich bot Michael Wiener ihr sein Päckchen an.
    »Was für ein Mann!« Sie schenkte ihm einen ironisch-verführerischen Augenaufschlag. »Sogar Taschentücher hat er dabei. Morgens um diese Zeit perfekt gekleidet und ausstaffiert. Alle Achtung!«
    »Das gehört zur Grundausstattung für Kriminalbeamte«, parierte er patzig. »Warum sollte eigentlich der Tod des Enkels der Familie Gieselke Frau Maul derart aufregen, dass ihr Sohn glaubte, sie beruhigen zu müssen? Es ist zwar eine schreckliche Sache, aber seine Mutter war doch nicht direkt betroffen. Sie hat ja auch den Toten nicht gefunden. Maurice’ Leiche wurde von Annabelle entdeckt.«
    »Ach, die Alte regt sich alle naselang über irgendetwas auf. Sie hat ein schwaches Herz, behauptet sie jedenfalls, und so rannte Wolfgang ständig besorgt um sie herum. Außerdem wollte er sicher nicht, sie könne glauben, er habe etwas damit zu tun.«
    »Das verstehe ich nicht«, gab Wiener unumwunden zu. »Was sollte Wolfgang Maul denn mit dem Tod des Jungen zu schaffen haben?«
    Mandy schob ihre Unterlippe weit vor und schwieg bockig.
    »Selbst wenn er sich über den Kleinen manchmal geärgert haben mag – wegen ein paar umgeknickter Blumen oder einer mit dem Ball zerschossenen Rabatte erschießt man doch niemanden.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, antwortete Mandy mit seltsamem Gesichtsausdruck. »Ich bringe Sie zur Tür.«
    »Sicher gibt es Momente, in denen Mann und Frau ungestört und unbeobachtet sein wollen«, knüpfte Wiener auf dem Weg durch den Flur an diesen Punkt des Gesprächs wieder an. »Aber das hat meist mit Liebe und Sex zu tun. In Ihrem Fall wohl eher nicht. Also, warum wollten Sie ohne Zeugen mit Wolfgang sprechen?«
    Das Gesicht der jungen Frau verzog sich mürrisch.
    »Liebeskummer«, murmelte sie dann und schob den jungen Beamten in den Flur hinaus. Bevor er noch eine weitere Frage stellen konnte, hatte sie die Tür bereits geschlossen.

42
    Gerade als Peter Nachtigall auf den Klingelknopf drücken wollte, wurde die Haustür schwungvoll

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