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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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auffordernd über die Wange und wurde jedes Mal nur traurig abgewehrt. Bald musste er einsehen, dass niemand mehr in der Stimmung war, mit ihm zu balgen.
    »Wir warten. Wenn niemand kommt, schreiben wir einen Zettel und klemmen den hinter den Scheibenwischer«, legte Albert fest, der sich mit solchen Problemen auszukennen schien. Er ließ sich mit Lukas zu Mario auf den grünen Streifen fallen.
     
    »Mein Hintern ist schon ganz taub«, jammerte Lukas nach wenigen Minuten.
    »Memme!«
    »Eine halbe Stunde sollten wir noch warten. Besser etwas länger. Vielleicht macht der Besitzer mit seinem Hund einen Spaziergang. Das kann ein bisschen dauern«, erklärte Albrecht tapfer, obwohl er ebenfalls einen verfrorenen Eindruck machte.
    Es dauerte nicht lange, da beschwerte Lukas sich schon wieder. »Meine Füße sind eiskalt. Und der Regen hat irgendwie einen Weg durch meine Jacke gefunden. Jedenfalls ist mein Pulli nass.«
    Die beiden anderen tasteten unter den Jacken und an den Hosenbeinen nach.
    »Stimmt«, meinte Albert, »bei mir ist auch schon alles feucht. Meine Mutter wird ordentlich meckern.«
    Mario war in der Zwischenzeit aufgesprungen und suchte nach dem Ball. Eigentlich hätte Hänschen ihm dabei helfen sollen, doch der Hund weigerte sich, sein trockenes Plätzchen unter einem Baum zu verlassen. Immerhin sah er dem Jungen interessiert zu und den beiden anderen kam es vor, als grinse er dabei. Bestimmt wusste er genau, wo der Fußball hingerollt war, verriet es aber nicht, weil er viel Spaß dabei hatte, dem Menschen bei der ungeordneten Suche zuzusehen.
    Eine halbe Stunde verging, zäh wie Tapetenkleister.
    »Ich muss nach Hause«, verkündete Lukas, nachdem er seine Armbanduhr geprüft hatte. »Meine Mutter will heute ins Kino. Wenn ich nicht da bin, geht sie nicht. Das bedeutet für mich mindestens eine Woche Hausarrest.«
    Albert sah den Freund nachdenklich an. »Dann brauchst du auch nicht mit Hänschen raus. Sei doch froh! Bei dem Wetter ist es im geheizten Zimmer viel schöner, als durch Kälte und Regen zu stapfen.«
    »Du kennst meine Mutter nicht! Hänschen ist ganz allein meine Angelegenheit.«
    »Ich glaube, wir sollten alle gehen. Meine Mutter meint, wenn man so lange auf dem kalten Boden sitzt, egal, ob auf der Jacke oder nicht, verkühlt man sich die Blase. Wir schreiben einen Zettel!«, beschloss Albert und rief: » Mario! Komm zurück!«
    Mit triumphierendem Gesichtsausdruck kehrte der Dritte im Bunde von seiner Suche wieder, den Fußball wie eine Trophäe über den Kopf erhoben. »Wenigstens ist dem Ball nichts passiert. Viel Regen hat er auch nicht abbekommen. Er ist jedenfalls nicht halb so nass wie wir.«
    »Wir hinterlassen eine Nachricht und gehen nach Hause.« Kompetent nahm Albert die Sache in die Hand. »Das muss man, sonst macht man sich strafbar.«
    Doch als Lukas ihm einen Zettel aus seinem Notizbuch reichte, Papier und Stift auf seinem Schoß lagen, wurde deutlich, wie schwer man in wenigen Zeilen erklären konnte, was passiert war, wie sehr man bedauerte, dass der Spiegel zu Bruch ging.
    Lukas, der Albert über die Schulter schielte, warf einen skeptischen Blick auf das Ergebnis ihrer Bemühungen. »Glaubst du wirklich, der Besitzer versteht den Brief?«
    Auf dem Blatt waren viele Worte durchgestrichen, ergänzende Erklärungen zogen sich am Rand rund um den Kerntext.
    »Klar«, behauptete Mario großspurig. Da er der Meinung war, es sei ohnehin besser, die Mitteilung bliebe unverständlich, wollte er Nachbesserungen lieber vermeiden. Er hatte mit seinem Taschengeld andere Pläne.
    »Ach, ich glaube, man kann es schon verstehen. Und Marios Handynummer schreiben wir ja auch noch drunter. Dann kann er persönlich mit dem Besitzer sprechen und seine Eltern raushalten. Klappt bestimmt!« Gelassen schob Albert den Zettel unter den Scheibenwischer. »Nur gut, dass es nicht mehr regnet.«
    Mario hoffte dagegen, die Luftfeuchtigkeit würde wenigstens die Telefonnummer unleserlich machen, das behielt er aber tunlichst für sich. Albert, dessen Vater Rechtsanwalt war, konnte ganz schön anstrengend werden, wenn er jemanden bei irgendetwas Unrechtem ertappte. Besser war es in jedem Fall, ihn nicht zu reizen, entschied Mario und wünschte sich inständig ein nächtliches Gewitter.
    »Was macht man eigentlich bei dem Mistwetter so lange hier draußen? Also als Erwachsener, meine ich?«, fragte er dann.
    »Vielleicht führt er wirklich seinen Hund aus. Oder er joggt. Einem echten Jogger ist das

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