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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Ausnahmesituation b’funde. Nele Hain isch schwanger von Mühlberg, das hat sie au ihrer Freundin erzählt. Es kommt scho vor, dass Mütter ihre Kinder umbringet.«
    »Erstens hat sie ein Alibi für die Tatzeit, zweitens hat sich Mühlberg nach eigenen Angaben prima mit Maurice verstanden, drittens hat Maurice das auch so gesehen, er wollte deshalb nicht bei seinem leiblichen Vater bleiben«, zählte Skorubski die Gegenargumente an den Fingern ab.
    »Manchmal reicht ja eine gefühlte Ablehnung«, warf Nachtigall ein. »Mühlberg muss nur hier und da etwas gesagt haben, was die Mutter falsch interpretieren konnte. Sie selbst hat ein Alibi. Aber das bedeutet nicht, dass sie nicht jemanden zu der Tat angestiftet haben könnte.«
    »Hier könnt Wolfgang Maul wieder ins Spiel kommen. Er hatte einen Schlüssel zum Haus, er kann schießen, er weiß, wo die Waffen aufbewahrt werden, er kennt das Versteck des Schlüssels zum Waffenschrank. Wär doch möglich.«
    »Er hat ein Alibi. Aber gut. Michael, check doch bitte die Kontobewegungen. Vielleicht war er ja unvorsichtig genug, einen hohen Betrag einzuzahlen. Oder es wurde ihm einer überwiesen. Die Kollegen sollen noch einmal gründlich in seinem Zimmer nachsehen – vielleicht finden wir dort das Handy des Jungen.« Er fuhr nachdenklich mit der Hand über sein Kinn. »Wenn jemand einen solchen Mordauftrag vergeben haben sollte, warum wählte er ausgerechnet Wolfgang Maul? Auf mich machte er nun gar nicht den Eindruck eines berechnenden Mörders. Andererseits war ihm vielleicht jedes Mittel recht, um seiner klettigen Mutter entfliehen zu können, aber dennoch, richtig vorstellen kann ich es mir nicht. Er ist praktisch mit dem Vater des Jungen aufgewachsen, kannte beide Kinder von Geburt an, verfolgte ihre Fortschritte auf allen Gebieten, auch dem Schießen. Nein, irgendwie passt das alles für mich nicht ins Bild!«
    Nachtigall sah nachdenklich auf die ruhige Straße hinaus. Dann drehte er sich schwungvoll um und fragte: »Also, haben wir zwei Mordfälle und zwei Täter? Bezieht sich das Wort ›Mörder‹ womöglich auf einen ganz anderen Fall? Oder suchen wir nach jemandem, der sowohl den Jungen als auch Wolfgang Maul getötet hat? Hängen die beiden Fälle überhaupt irgendwie zusammen oder wurde Wolfgang Maul aus ganz privaten, nur ihn betreffenden Gründen erschlagen? Wo ist Irma Gieselke?« Er trat an die Pinnwand und steckte einen Zettel mit ihrem Namen fest. »Wurde ihr Auto bereits gefunden?«
    »Nein. Aber wenn sie nicht gefunden werden will, hat sie es möglicherweise bei Freunden in der Garage abgestellt. In diesem Fall können die Kollegen es gar nicht aufspüren.«
    »Und was für einen Grund könnte sie haben, nicht gefunden werden zu wollen?«, fragte Nachtigall. »Wollte sie ihren Mann verlassen?«
    »Sie hat aber alle Kleider da g’lasse. Im Grund hat sie nur mitg’nomme, was sie anhatte und den Wage.«
    »Stolz vielleicht. Der Porsche gehörte ihr, nackt konnte sie nicht gehen, aber mehr wollte sie aus der Ehe mit Gieselke nicht in ihr neues Leben mitnehmen«, mutmaßte Skorubski.
    »Hoffentlich gibt es auch wirklich ein neues Leben«, seufzte Nachtigall. »Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.«

48
    Claudia telefonierte mit Caroline, als es bei ihr Sturm klingelte. Hatte ihr Mann wieder seinen Hausschlüssel vergessen? Hastig beendete sie das Gespräch und öffnete. Vor der Tür stand Gundula. Das Gesicht gerötet vor Aufregung, konnte sie es kaum erwarten, Claudia über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.
    »Die Irma Gieselke ist abgehauen!«, keuchte die Mittvierzigerin und ihre grünen Augen leuchteten. »Stell dir vor, nach so langer Zeit hat sie sich doch noch entschlossen, ihren Mann zu verlassen! Alle Achtung!«
    Claudia brauchte ein paar Sekunden, um diese aufwühlende Nachricht zu verdauen. »Abgehauen? Du meinst, sie hat wirklich ihre Koffer gepackt und ihn Knall auf Fall sitzen lassen?«
    »Na ja, ganz so war es wohl nicht. Zum Beispiel hat sie keine Koffer gepackt. Und es gab auch vorher keinen lauten Krach oder so. Es hat sich durch nichts angekündigt. Sie ist zum Einkaufen gefahren und schlicht nicht zurückgekommen. Olaf Gieselke bekam nur belegte Brote zu Mittag. Der muss unglaublich geschäumt haben. Evi zitterte noch Stunden später, als sie mir davon erzählt hat, die Ärmste.«
    »Und Irma Gieselke hat niemanden in ihre Pläne eingeweiht? Nicht einmal ihren Sohn? Ist doch seltsam, oder?«
    »Schon«,

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