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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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dachte, Sie kommen erst, wenn es Tote gegeben hat!«
    »Nun, manchmal kommen wir auch, weil Menschen verschwinden. Wie in Ihrem Fall. Sie vermissen Ihre Frau.«
    »Sie vermissen Ihre Frau«, äffte der Hausherr den Hauptkommissar nach. »Das klingt so, als hätte ich nur vergessen, wo ich sie abgelegt habe!« Er warf die Tür im Rücken seiner Besucher wütend ins Schloss und führte die beiden ins Wohnzimmer.
    »Mein Arbeitszimmer ist leider noch immer versiegelt!«, beschwerte er sich bei Peter Nachtigall.
    »Wird es Ihnen nicht schwerfallen, wieder an Ihrem Schreibtisch zu sitzen?«
    »Dummes Geschwätz. Das Zimmer und die Einrichtung können nichts für den Tod meines Enkels!«, brummte Gieselke übellaunig.
    Albrecht Skorubski beschloss, das Thema zu wechseln. »Wann erwarteten Sie Ihre Frau heute zurück?«
    »Nach dem Einkaufen. Vor Stunden. Es gab heute nur belegte Brote zu Mittag. Diese transusige Haushaltshilfe kann nicht einmal kochen!«
    »Wenn Ihre Frau einkauft«, begann Nachtigall geduldig, »hat sie da eine bestimmte Route, eine festgelegte Tour, in der sie die Geschäfte aufsucht?«
    Unverständnis spiegelte sich auf Olaf Gieselkes Gesicht.
    »Geht sie zum Beispiel immer erst zum Metzger und danach zum Bäcker? Oder umgekehrt? Kauft sie ganz zum Schluss noch einen Blumenstrauß fürs Wochenende?«
    Das Gesicht des Hausherrn nahm eine tiefrote Färbung an.
    »Wenn ich an solch einem Kram interessiert wäre, könnte ich das ja auch gleich alles selbst erledigen!«, polterte er unbeherrscht.
    »Sie wissen also nicht, wohin Ihre Frau nach dem Besuch beim Bäcker noch gehen wollte?«, fasste der Hauptkommissar hartnäckig noch einmal nach.
    »Nein!«, blaffte Gieselke ihn an.
    »Halten Sie es für denkbar, dass Ihre Frau ohne Ihr Wissen verreist ist?«, fragte Nachtigall und es gelang ihm, den Impuls, eine Augenbraue hochzuziehen, zu unterdrücken. Er musste den Ehegatten nicht unbedingt mehr reizen als notwendig. Cholerisch, wie Gieselke war, hätte er das sofort als Provokation verstanden.
    »Es wäre theoretisch möglich, ja! Frauen haben das von Zeit zu Zeit. Wollen bei den geringsten Kleinigkeiten gleich wieder zu ihrer Mutter zurück. Aber ihre lebt ja nicht mehr. Wohin also hätte sie gehen sollen? Nein, nein. Praktisch ist das völlig ausgeschlossen. Ohne Koffer, ohne all ihre Tuben und Fläschchen aus dem Bad mit den Zauberelixieren? Niemals!«
    »Demnach haben Sie schon überprüft, ob etwas fehlt.«
    »Selbstverständlich! Ich verständige doch nicht die Polizei und stehe dann wie ein kompletter Trottel da, weil meine Angetraute ihre Sachen gepackt hat und abgehauen ist!«
    »Ihre Frau verfügt doch sicher über eine EC-Karte? Vielleicht war es ein spontaner Entschluss und sie kauft unterwegs, was sie benötigt.«
    »Warum zum Teufel sollte ihr so etwas einfallen?«
    »Unsere Ermittlungen haben zu Informationen über Ihre Affären geführt.« Auch Skorubski bemühte sich um einen neutralen Tonfall.
    »Und?«, brauste Gieselke dennoch erneut auf. »Und?«
    »Manchmal verlassen Frauen ihre untreuen Ehemänner«, stellte Nachtigall wertfrei in den Raum.
    »So? Tun sie das? Da muss ich Sie leider enttäuschen. Meine Frau hat all das längst akzeptiert. Mag sein, dass es sie hier und dort getroffen hat, aber es war kein Problem. Schließlich werde auch ich langsam älter. Und ruhiger. Und meine Frau verlässt nicht die Hand, die sie füttert. Sie ist eine kluge Frau, die sich sagt, am Ende hat das Leiden sich gelohnt.«
    Peter Nachtigall ärgerte sich über so viel Arroganz. Dieser Mann war ein Macho der schlimmsten Sorte. Sollte er glauben, Olaf Gieselke habe seine Frau etwa nur vermisst gemeldet, weil er nicht jeden Tag belegte Brote zu Mittag essen wollte?
    »Kann Ihre Frau das ›Gurkenpatent‹ auch ohne Ihre Zustimmung verkaufen?«
    »Na, so weit kommt es noch! Erst nach meinem Tod und dann muss Johannes das tun. Er erbt. Ob ihr sauberer Herr Sohn sie allerdings nach diesem Familiendesaster noch am Erlös beteiligen will, wage ich zu bezweifeln.«
    »Ihr Sohn scheint an Gurken nicht wirklich interessiert zu sein. Er würde sich zu einem Verkauf wahrscheinlich sogar gern überreden lassen.«
    »Oh ja«, zischte Gieselke gefährlich wie eine Schlange. »Das wäre diesem Nichtsnutz zuzutrauen! Und im Moment gibt es nicht einmal mehr einen Enkel, an den ich die Firma direkt übergeben könnte. Aber der Junge wird sich noch wundern! Mein Anwalt arbeitet gerade an Formulierungen für mein Testament,

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