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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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mächtig Ärger an.«
    »Ich kann aber nicht mitkommen«, bedauerte Lukas. »Hänschen muss sich müde laufen. Wenn der heute Abend wieder durchs Wohnzimmer tobt, kriege ich gewaltig Stress mit meiner Mutter.«
    »Na dann! Los, wir drehen erst mal zusammen eine Runde mit dem Hund und sehen danach, wozu wir noch Lust haben, okay?«, schlug Albert um Ausgleich bemüht vor.
    Ohne jede Vorwarnung schlug Lukas Mario den Ball aus der Hand. Bevor Albert danach treten konnte, hatte Mario ihn lachend weitergekickt. Laut johlend spurteten sie dem Ball hinterher und Hänschen schloss sich begeistert bellend den Freunden an. Der Regen war vergessen.
    Wenig später waren ihre Gesichter gerötet und in ihren Augen stand wilde Entschlossenheit. Mario, der Größte der Gruppe, durchtrainiert und zweikampfstark, umdribbelte mühelos seine Freunde, spielte den Hund aus und donnerte den Ball mit einem grandiosen Fernschuss weit über den Parkplatz am Badesee.
    Unter sein Triumphgeheul mischte sich unschön das Geräusch von splitterndem Kunststoff und berstendem Glas. Betreten sahen die drei angehenden Fußballstars sich an. Selbst der Hund merkte sofort, dass sich die Stimmung grundlegend geändert hatte. Mit leisem Winseln setzte er sich dicht neben Lukas, blickte aus seinen braunen Augen reumütig zu ihm auf und hob wie zur Entschuldigung sein Pfötchen.
    »Alles in Ordnung, Hänschen. Du hast nichts verbockt, das waren wir«, tröstete der blonde Junge, streichelte über Hänschens Rücken und kraulte ihn zwischen den Ohren, ohne die Katastrophe aus den Augen zu lassen.
    »Scheiße«, zischte Mario. »Mein Taschengeld für nächsten Monat ist schon verpfändet. Ihr wisst schon, wegen meines roten T-Shirts in der weißen Wäsche meiner Schwester. Sollte ja nur ein Witz sein. Jedenfalls muss ich die Entfärbeaktion bezahlen. Wenn an der Karre da drüben ernsthaft was kaputtgegangen ist, kriege ich wohl bis Weihnachten kein Geld mehr in die Hand.«
    »Das ist ja fast ein ganzes Jahr«, ächzte Lukas entsetzt und hatte dann eine andere Idee: »Wir können uns doch auch einfach verpissen!«
    »Zu spät«, raunte Albert in sein Ohr. »Wir wurden beobachtet.«
    »Ist mir doch egal!«, gab Mario sich draufgängerisch. »Uns kennt hier keiner!«
    Lukas ließ seinen Blick wie zufällig zu den Bäumen am Waldrand schweifen. »Doch«, murrte er. »Frau Klee. Was nun?«, fragte er kleinlaut.
    »Lasst uns erst mal sehen, was passiert ist. Den Ball müssen wir auch suchen«, meinte Albert pragmatisch. Albert, der Vernünftige. Eine Rolle, die ihm gefiel.
    »Ach ja? Und wenn wir feststellen, dass der Wagen hoffnungslos demoliert ist? Was machen wir dann? Du Schlaumeier!« Mario roch nach Angst.
    Der Freund zuckte nur mit den Schultern. »Du vergisst Frau Klee«, mahnte er. »Wenn wir jetzt abhauen, wird sie in der nächsten Zeit die Zeitung noch aufmerksamer lesen als sonst. Oder noch schlimmer: Sie hat das Geräusch auch gehört, sieht uns türmen und guckt selbst nach. Dann wird sie uns entweder beim Autobesitzer verpfeifen oder gleich bei der Polizei anzeigen. Beides nicht gerade günstig.«
    »Die würde nicht eine Sekunde zögern, uns hinzuhängen«, bestätigte auch Lukas. »Es wäre ihr ein nicht zu toppendes Vergnügen!«
    Mit gesenkten Köpfen schlichen sie näher an den Wagen heran. Hänschen trottete traurig hinterher.
    »Kann doch sein, dass die Karre jemandem gehört, der supernett ist. Vielleicht jemandem, der selbst Kinder hat. Der lacht vielleicht nur und sagt: Schwamm drüber«, fantasierte Lukas.
    Doch diese Hoffnung trug sie nur zwei Schritte weiter, dann zerstob sie ins Nichts.
    »Schwamm drüber?«, fragte Mario verbittert.
    Der Außenspiegel war abgerissen, Kabel hingen lose aus dem Arm heraus und die glänzenden Kupferenden schienen anklagend auf das Trio zu weisen. Nicht weit entfernt, auf dem Boden neben dem Vorderrad, lag der Spiegel. In viele lange Splitter zersprungen, die wie Strahlen auf ein zentrales Loch zuliefen.
    Mario begutachtete den Schaden mit Kennerblick. »Teuer. Der muss auf einen Stein geknallt sein. Porsche. Das kostet vielleicht mehr als mein Taschengeld bis Weihnachten.«
    Deprimiert machte er kehrt und schlenderte zum gegenüberliegenden Waldrand zurück. Dort warf er sich auf den schmalen Grasstreifen und starrte trostlos vor sich hin. Hänschen, der das für den Auftakt zu einem neuen Spiel hielt, tobte um den Jungen herum, sprang immer wieder mit seinen Vorderfüßen auf dessen Schulter, leckte ihm

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