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Gut gebrüllt Löwe

Gut gebrüllt Löwe

Titel: Gut gebrüllt Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Rao führen. Und sollte Löwe bei seinem mutigen Unternehmen auf Burg Machatofel in eine Falle geraten — ich haue ihn raus! «
    »Ich auch«, wisperte Kolossalis.

Das kostbarste Geschenk

    Sassamar hatte gewebt wie noch nie in seinem Leben. Er hatte gefärbt, Farben verglichen und wieder gewebt. Es war, als ob er zwanzig Füße zum Treten und zwanzig Hände zum Bewegen des Weberschiffchens hätte. Vielleicht half ihm auch der gute Geist der Teppichweber. Es grenzte jedenfalls an Zauberei. In den ersten Nachtstunden waren beide Teppiche fertig — und niemand konnte sie voneinander unterscheiden.
    Sassamar tat, wie es das goldene Buch der Teppichweber beschrieben hatte. Er legte sie übereinander, dann warf er sich flach darauf, preßte seine Stirn gegen die Wolle, bewegte seine ausgebreiteten Arme wie ein Vogel die Flügel und murmelte: »O du guter, allgewaltiger Geist der Teppichweber, der du die Fußtritte weich machst und die nackten Sohlen wärmst — mach, daß die Kunst zu fliegen von dem echten Teppich auf mein armseliges Machwerk abfärbt, wenn auch nur für wenige Stunden. Mach, daß der richtige Teppich unter die würdigsten Füße kommt, und bewahre mich vor Unheil und Schaden!«
    Dann stand er auf, machte aus den beiden Teppichen zwei Rollen, die er mit geschlossenen Augen mehrmals miteinander vertauschte, so daß er schließlich selbst nicht mehr wußte, welchen er nun als ersten auf seinen Eselkarren lud.
    Mit »Hü« und »Hott« rumpelte sein Wagen über das Steinpflaster von Burugel hinauf zur Burg Machatofel.
    »Was du da tust, ist unrecht«, murrte der Esel.
    »Sei still und verrate mich nicht! Sonst geht es dir schlecht«, brummte Sassamar.

    Vor der Zugbrücke der Burg hielt der Wagen an, und Sassamar begehrte laut rufend Einlaß. Die Wache hatte Befehl, ihn sofort zu melden. Bald stolzierten Rao und der Gibbon über die heruntergelassene Zugbrücke. Der Korporal begleitete sie. Er trug ein blankes Schwert in der Hand.
    »So«, befahl Rao, »roll sofort den Teppich hier auf der Wiese aus.«
    Sassamar tat es.
    »Es ist unrecht«, wieherte der Esel.
    »Was meint das dumme Tier?« fragte der Gibbon mißtrauisch.
    »Es ist nichts, Herr, ich vergaß, meinen Esel zu füttern!« brachte Sassamar zitternd hervor.
    Rao und der Gibbon betraten den Teppich. »Knie nieder!« herrschte Rao den Weber an. Sassamar ließ sich auf die Knie fallen und neigte das Haupt. Der Korporal hob das blanke Schwert über seinen Nacken. Schweiß bedeckte Sassamars Stirn. »Großer Geist der Teppichweber, verlaß mich nicht!« flehte er inständig.
    »Sag das Geheimnis, das den Teppich zum Fliegen bringt«, befahl Rao. »Und verabschiede dich von der Welt, wenn du uns betrogen hast.«
    »Ihr müßt die Handflächen dreimal gegeneinander reiben«, stotterte Sassamar mit klappernden Zähnen.
    Rao rieb die Handflächen gegeneinander. Aber nichts geschah. Unbeweglich ruhte der Teppich auf dem Boden. »Ha, Kerl, du hast mich betrogen!« rief Rao. »Runter mit deinem Kopf!«
    Der Korporal holte zum Schlag aus.
    »Wartet noch«, fiel der Gibbon ein. »Wenn sein Kopf ab ist, werden wir das Geheimnis nie erfahren.« Zu Sassamar gewendet, fauchte er: »Erinnere dich... Hast du vielleicht etwas vergessen?«
    »Ja, ja«, stotterte Sassamar, »Ihr müßt erst in die Hände klatschen, dann ihre Innenflächen dreimal gegeneinander reiben und sagen... und sagen...«
    »Was sagen? Erinnere dich, du Weber ohne Gehirn, der du gleich ein Weber ohne Kopf sein wirst!«
    »... und sagen...«, stotterte Sassamar, am ganzen Leib zitternd, »Teppich, erhebe dich!«
    Rao tat es. Und nun erhob sich der Teppich. »Dein Glück«, sagte Rao. »Deshalb mache ich mein Versprechen wahr. Ich schenke dir dein Leben, das Kostbarste, was es auf Erden gibt.« Lachend schwebten er und der Gibbon über die Mauer auf den Turm der Burg, wo Professor Nomus durch das Fernrohr schaute und die Sterne und den aufgehenden Mond beobachtete.
    Der Korporal senkte sein Schwert und marschierte über die Brücke zurück.
    »Guter Geist der Teppichweber, ich danke dir!« stöhnte Sassamar, sprang auf und jagte mit seinem Wagen ratternd wieder in seine Werkstatt zurück.

    »Und trotzdem war es unrecht«, schnaubte der Esel zum Klappern seiner Hufe. »Aber ich habe Mitleid mit dir.«
    »Besten Dank«, sagte Sassamar. »Halte bitte deine Schnauze!«
    Auf ähnliche Weise kam auch der Sultan wieder in den Besitz eines Teppichs, und er freute sich sehr, als er bei einer Probe auf

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