Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
.«
Zwischen ihren Augenbrauen erschien eine winzige Falte. »Vielleicht ist es zu früh für Sie, sich zu verabreden.«
»Nein.« Er schüttelte energisch den Kopf und schenkte ihr sein schönstes vertrauenswürdiges Lächeln. Dasselbe, das er schon oft eingesetzt hatte, um die Zweifel von Mordverdächtigen und Drogendealern zu zerstreuen. »Von meinem Vater spreche ich auch manchmal noch im Präsens«, log er so mühelos, wie er lächelte. »Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht weiß, dass er tot ist. Genau wie ich weiß, dass Millie tot ist und nie wiederkommt. Ich werde den Verlust immer spüren, aber das bedeutet nicht, dass ich mich nicht weiterentwickeln kann oder den Schmerz jeden Tag spüre. Für den Rest meines Lebens.«
Ihre Stirn glättete sich wieder, und in dem Moment wusste er, dass sie beschloss, ihm zu glauben. Ja, sie war clever und scharfsinnig. Wäre sie keine Mordverdächtige, wäre sie genau der Typ, auf den er normalerweise abfuhr. Aber sie war verdächtig, und eher würde die Hölle zufrieren, als dass eine Verdächtige Detective Quinn McIntyre aufs Kreuz legte. Egal, wie clever und hinreißend sie war. Egal, wie heiß sie war oder wie heiß sie ihn machte.
Die Getränkekellnerin kam mit den Drinks, und Lucy lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Unter Quinns charmantem Lächeln, dem sie nicht ganz traute, wurden die Alarmglocken in ihrem Kopf schwächer. Er hatte im Präsens von seiner Frau gesprochen. Vielleicht war es wirklich bloß ein unschuldiger Versprecher, wie er ihr versichert hatte. Aber vielleicht war die ganze Witwernummer auch ein Schwindel. Ja, das konnte sein.
»Was für Hobbys haben Sie?«, fragte er.
»Ich hab eigentlich keine Hobbys«, antwortete sie und griff nach ihrem Mojito. Vielleicht sollte sie ihm einfach glauben. Nur weil sie ihm ein paar kleine Lügen auftischte, machte ihn das noch nicht ebenfalls zum Lügner. Vielleicht sagte er ja die Wahrheit und wollte wirklich nur sein Leben weiterleben.
»Kein einziges?«, hakte er nach, als wollte er sie wirklich kennen lernen und würde nicht nur aus Höflichkeit fragen. »Es muss doch etwas geben, das Sie zum Spaß machen.«
Vielleicht suchte sie nach Problemen, wo gar keine waren. Projizierte ihre Schuldgefühle auf ihn. Sie beschloss, ihm vorerst zu glauben. »Ich bin nicht besonders vielseitig.« Sie trank einen Schluck, und der Geschmack ließ Erinnerungen
an vergangene Mojitos in ihr aufsteigen. Der süße Drink mit Rum und Minze erinnerte Lucy stets daran, wie sie irgendwo in Mexiko in einer cabaña saß. Oder mit ihren Freundinnen auf den Bahamas am Strand. »Ich kann nicht zeichnen, nähen oder leimen«, fügte sie hinzu. Sie trank noch einen Schluck und erzählte ihm, wie sie einmal einen Weihnachtskranz zu basteln versuchte und sich dabei die Finger mit Heißkleber verbrannte. Sie erzählte von ihrer Erfahrung im Felsenklettern und wie sie sich einmal von ihrem damaligen Freund zum Kajakfahren hatte nötigen lassen. Beides war katastrophal verlaufen. »Haben Sie denn Hobbys?«, fragte sie den Mann, der sie über den Tisch hinweg ansah.
»Eigentlich nicht. Wenn ich ein bisschen Freizeit habe, werkele ich im Haus herum. Hänge Schränke auf und lackiere die Böden neu.« Er hob seine Flasche Beck’s an die Lippen und trank einen Schluck. Dann ließ er das Bier sinken und sagte: »Ich gehe mit meinem Hund zur Vogeljagd. Das ist so ziemlich alles.«
Sie konnte sich ihn bei beidem vorstellen. Mit einem Werkzeuggürtel, der tief auf seinen Hüften hing, oder im Tarnanzug, Schrotflinte in der Armbeuge, den treuen Hund auf den Fersen. Sehr stattlich. Sehr männlich. Sie fragte sich, ob er Boxershorts in Tarnfarben oder enge, weiße Herrenslips trug. Vielleicht ging er auch unten ohne.
»Was haben Sie den Winter über gemacht? Waren Sie Skifahren? Oder im Urlaub in Mexiko?«, fragte er und unterbrach ihre lüsternen Gedankenflüge.
»Im November haben meine Freundinnen und ich auf Paradise Island Urlaub gemacht. Wir haben zu viel getrunken. Zu viel gezockt. Und zu viel Spaß gehabt.« Es war wirklich
nicht ihre Schuld, dass ihre Gedanken ins Sündige abgedriftet waren. Von der Sekunde an, als sie durch die Tür gekommen war, hatte sie die Anziehungskraft seines Blickes auf sich gespürt, wie dunkle, intensive Tractor Beams. Sie konnte sich nicht erinnern, je Objekt der alleinigen Aufmerksamkeit eines Mannes gewesen zu sein. Nicht auf diese Weise. Nicht unter Ausschluss alles anderen, sogar der jungen
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