Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
Sie sah in Quinns dunkle Augen und fragte sich, ob er um seine eigene Sicherheit fürchtete. Sie würde es jedenfalls tun, wenn sie ein Mann wäre. »Haben Sie Angst, Sie könnten der Nächste sein?«
Er lachte leise, als wäre er äußerst amüsiert, und hob das Beck’s an den Mund. »Nee. Ich kann auf mich aufpassen«, verkündete er, bevor er einen Schluck nahm.
Das hatte Luvstick wahrscheinlich auch geglaubt. »Haben Sie etwas darüber gehört, wie die Täterin ihre Opfer findet?«
Er schüttelte den Kopf und ließ die Flasche sinken. Ein Tropfen Bier hing an seiner Oberlippe, und er leckte ihn ab. »Sie etwa?«
»Nein. Die Polizei hat anscheinend nicht viele Beweise.«
Er stellte die Flasche auf den Tisch und richtete wieder seinen intensiven Tractor Beam auf sie. Als wäre das, was sie sagte, wichtig. »Wie kommen Sie darauf?«
Seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber war irgendwie merkwürdig. Gleichzeitig aber auch schmeichelhaft. »Normalerweise sagen sie der Presse nicht viel, wenn sie nicht viele Beweise haben.« Sie hatte so viele Bücher gelesen und so viele Cops interviewt, dass sie praktisch vorhersagen konnte, wie die Polizei sich verhalten würde. Dieses Wissen gehörte zu ihrer Arbeit. Quinn dagegen war Klempner und würde sich nicht notwendigerweise mit Polizeitaktik auskennen. »Sie behalten gern gewisse Aspekte für sich. Aspekte, über die nur der Täter Bescheid weiß. Wenn sie nicht viel haben, lassen sie auch nicht viel raus.«
Seine hochgezogenen dunklen Augenbrauen senkten sich wieder. »Woher weiß eine Krankenschwester das alles?«
Ja, woher wusste eine Krankenschwester das alles? Sie lächelte. »Cold Case Files . Wissen Sie noch?«
»Ah.« Er hob den Kopf. »Stimmt ja. Haben Sie sich mit einem der Männer getroffen, die ermordet wurden?«
Lucy senkte den Blick auf ihre Hand, die neben ihrem Glas lag. Nach Luvsticks Tod hatte in der Zeitung gestanden, dass er eigentlich verheiratet gewesen war, sich jedoch in einem Apartment in der Nähe der State Street ein kleines Liebesnest eingerichtet hatte, wo auch seine Leiche gefunden worden war. Der Bericht war hässlich und schmutzig gewesen, und seine Familie hatte diese öffentliche Schlammschlacht nicht verdient. Lucy wollte nicht über Luvstick reden. »Nein. Ich hatte mit keinem von ihnen ein Date.« Was keine richtige Lüge war. Sich mit Männern in Cafés zu treffen, war für sie keine richtige Verabredung. Ihr Pulli rutschte wieder über ihren Arm, und sie beschloss, ihn einfach so zu lassen. Es war ja nicht so, als würde man irgendwas sehen, und sie hatte es satt, ihn ständig wieder hochzuschieben. »Aber Sie sollten vorsichtig sein.«
Wieder beugte er sich vor, um mit der Kerze zu spielen. »Sind Sie besorgt um mich?«
Mit seinen breiten Schultern, den starken Armen und kräftigen Händen sah er aus, als könnte er sie über die Schulter werfen und kilometerweit mit ihr rennen. Er strahlte absolutes Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten aus, doch ein entschlossener Killer ließ sich durch Selbstvertrauen nicht aufhalten. »Möchten Sie denn, dass ich um Sie besorgt bin?«
»Kommt drauf an.«
»Worauf?«
Er schaute eine Weile in die flackernde Kerze. Dann blickte er auf, und seine Stimme wurde so verführerisch sanft und tief, dass bei ihr alles kribbelte. »Je nachdem, was das für mich bedeutet.«
Lucy hatte mit ihren vierunddreißig Jahren genügend Erfahrung mit Männern, um genau zu wissen, wohin dieses Gespräch führte. Ein Teil von ihr wollte es auch. Der Teil, der sich gegen jede Vernunft von Quinn angezogen fühlte. Der Teil, der spürte, wie seine testosterongeladene Stimme über ihre Haut wanderte und sein Blick sie überall gleichzeitig berührte, auch wenn er ihr nur in die Augen sah. Doch sie hatte sich nicht mehr gestattet, diesem irrationalen Teil nachzugeben, seit sie auf schmerzhafte Weise gelernt hatte, dass Sex viel besser mit einem Mann war, den sie kannte. Klar, sie war schon mit so manchem Lügner und Verlierertypen ins Bett gegangen, doch wenigstens hatte sie die schon eine Weile gekannt. Es schien nur ein kleiner Unterschied zu sein, doch es war ein wichtiger. »Erzählen Sie mir von Ihrem Klempnergeschäft«, bat sie, um ein harmloses, sicheres – langweiliges – Thema anzuschneiden.
Er lachte leise und erzählte ihr, dass er in letzter Zeit hauptsächlich die Büroarbeit erledigte, statt Toiletten und Abflussrohre zu installieren. Kurze Zeit später kam das Gespräch irgendwie
Weitere Kostenlose Bücher