Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
nicht.
Normalerweise nicht.
Lucy hob den Blick zu Quinns, und in ihren Augen sah er dasselbe Verlangen, das in ihm brannte. Er fragte sich, was sie tun würde, wenn er sie hier auf der Stelle vor Tausenden von Menschen küsste. Ob sie ihn zurückküssen würde wie neulich auf der Straße?
Sie setzte sich wieder aufrecht und richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel, doch das Verlangen in ihren Augen
hatte er sich nicht eingebildet. Zu wissen, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie, ließ ihn in Sekundenschnelle von halb- zu vollsteif werden, egal ob er scharf werden wollte oder nicht. Und er wollte nicht. Nicht mitten in einem Eishockeyspiel, und nicht auf eine Mordverdächtige. Wenn er nicht ganz bewusst seine Jacke angezogen hätte, um das Tonband, das in seinem Kreuz klebte, zu verbergen, hätte er sie ausgezogen und damit seinen Schoß bedeckt.
Er konzentrierte sich wieder aufs Eis und atmete tief die kalte Luft ein. Er beugte sich vor und stützte sich mit den Unterarmen auf den Oberschenkeln ab. Auf dem Eis pfiffen die Referees, und das Spiel wurde unterbrochen. Chumbawamba dröhnten durch die Tonanlage, und Quinn spürte den harten Beat durch seine Stiefelsohlen.
Er wusste nicht, warum Lucy Rothschild ihn so erregte. Zugegeben, sie war eine schöne Frau, doch es gab eine Menge schöner Frauen. Sie war mordverdächtig, und allein das sollte seinen Johannes erschlaffen lassen. Doch seit dem ersten Abend, als er sie im Starbucks hatte sitzen sehen, schien jene Tatsache bei ihm genau das Gegenteil zu bewirken. Wahrscheinlich weil er wusste, dass er sie so schnell wie möglich zum Sex drängen musste. Er dachte nicht darüber nach, warum die Aussicht ihn bei den anderen Verdächtigen nicht erregte. Im Moment musste er sich rasch von Lucy ablenken. Davon, scharf zu werden, ins Schwitzen zu geraten und noch durchzudrehen. Und sich wieder auf die Arbeit konzentrieren.
Auf dem Eis wurde der Puck fallen gelassen, und Schläger knallten aufs Eis. Er glaubte, erneut Sonnenschein und Blumen zu riechen, und dachte ganz bewusst an Lawrence
Craig und die anderen, an ihre Betten gefesselt, durchsichtiges Plastik eng um die Gesichter gezogen. Unter seinem zugeknöpften Hosenstall ließ der Druck nach, und Quinn entspannte sich.
Als das erste Drittel endete, lagen die Steelheads mit zwei Punkten vorn, und durch die Menschenmenge ging ein erwartungsvolles Raunen, obwohl Quinn sich nicht sicher war, was genau die gehobene Stimmung erzeugte – der Spielstand oder das Budweiser Light, das in der Arena großzügig ausgeschenkt wurde.
Während des zweiten Spielabschnitts aßen Lucy und Quinn Brezen und tranken Bier. Auf dem Eis droschen die Spieler auf den Puck und aufeinander ein. Die Strafbänke wurden gut genutzt; die Boxen aus Plexiglas füllten sich mit blutig geschlagenen, derb fluchenden Spielern.
Im Laufe des Spiels kam Quinn hinter die Regeln und begriff langsam, dass Eishockey nicht so chaotisch war, wie es auf den ersten Blick wirkte. Nach der Hälfte des letzten Drittels beugte sich Lucy nahe zu Quinn und deutete auf die Strafbank, wo ein Typ saß, dem gerade Tampons in die Nase gestopft wurden. »Schau mal, Nummer einundsiebzig. Hat immer noch das blaue Auge, das er vor vier Spielen verpasst bekam.«
Quinn verschränkte die Arme und ermahnte sich, sie sich nicht wieder aus der Nähe anzuschauen. Nicht erregt zu werden. Bloß seinen verdammten Job zu tun. »Mit wem hast du dir das Spiel damals angesehen?« Er erinnerte sich nicht, ob irgendeins der Opfer bei einem Eishockeyspiel gewesen war.
»Mit meiner Freundin Adele. Sie findet Eishockey auch
toll. Wir streiten die meiste Zeit darüber, wer der heißeste Spieler ist.«
Bevor er sich davon abhalten konnte, sah Quinn über seine Schulter in Lucys Augen. »Und, wer ist heute Abend der heißeste Spieler?«
Einer ihrer Mundwinkel verzog sich nach oben. »Nummer achtundzwanzig von den Steelheads. Er sitzt gerade auf der Bank.«
Er warf einen Blick über die Eisbahn zu dem Eishockeyspieler, der seinen Helm auf die Stirn hochgeschoben hatte und auf seinem Mundschutz kaute. »Du machst Witze! Der sieht aus wie ein Milchbubi.«
»Er ist zweiundzwanzig.«
»Dann ist es fast noch illegal.« Sie hatte sich offensichtlich über ihn informiert.
Ihre Augen wurden ganz groß und unschuldig. »Was ist fast illegal?«
»Das weißt du genau, und wenn ich eine zweiundzwanzigjährige Frau angaffen würde, würdest du mich für pervers halten.«
»Stimmt«, meinte sie
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