Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
Krepieren zuzusehen.
Quinn lehnte sich auf seinem Sitzplatz zurück, und das kleine schwarze Aufnahmegerät drückte im Kreuz. Kurt hatte am anderen Ende der Stadt ein Date mit Brneyedgrl,
während Anita im Van saß und alles aufnahm. Quinn war heute Abend ganz auf sich gestellt, doch er machte sich keine großen Sorgen, hauptsächlich weil es relativ unwahrscheinlich war, dass Lucy den Versuch unternahm, ihn in einer Arena mit mehreren tausend aufgeputschten Eishockeyfans umzubringen. Doch selbst wenn sie allein gewesen wären und sich in seinem Bett schweißtreibenden Aktivitäten hingegeben hätten – er war nicht sehr überzeugt davon, dass Lucy eine Serienmörderin war. Sein Bauch sagte es ihm einfach nicht. Nein, wenn er sie so ansah, spürte er etwas völlig anderes in dieser Gegend. Aber nur weil er nicht fühlte, dass sie eine Mörderin war, hieß das noch lange nicht, dass er die Möglichkeit ausschloss.
»Du bist Scheiße!«, schrie ein junger Kerl ein paar Reihen über ihnen, als ein Gull einem Steelhead mit vollem Körpereinsatz den Puck abjagte.
Quinn wusste nicht viel über Eishockey. Er stand mehr auf American Football. Im Alter von zehn bis achtzehn hatte er selbst gespielt und kannte die Regeln. Soweit Quinn es beurteilen konnte, war Eishockey Chaos on the Rocks. Es sah aus, als würde ein Haufen Typen einen Puck jagen und sich brutal zusammenschlagen, wenn die Schiedsrichter nicht hinschauten.
»Autsch«, zuckte Quinn zusammen, als zwei Spieler wie Güterzüge zusammenprallten, es aber trotzdem schafften, auf den Kufen zu bleiben. Lucy lachte neben ihm, und ihre Augen leuchteten wie die eines Kindes an Weihnachten.
»Gott, ich liebe dieses Spiel«, sagte sie mit einem breiten Grinsen. »Besonders die Play-Offs, wenn beide Teams Blut sehen wollen.«
Vielleicht war sie auch mehr als nur ein bisschen blutrünstig, doch in dieser Hinsicht unterschied sie sich keinen Deut vom Rest der Menschenmenge.
»Siehst du dir viele Spiele an?«, rief er ihr über den Lärmpegel aus Hockeyschlägern, die aufs Eis knallten, und dem Anschwellen und Abflauen des Geschreis der Menge zu.
»Ich versuche, mir so viele wie möglich anzuschauen. Und du?«
»Ich war vor heute Abend noch nie hier.«
Sie drehte den Kopf zu ihm, und ihre großen blauen Augen schauten in seine. Sie blinzelte, als könnte sie nicht ganz begreifen, was sie da sah. Als wäre er ein Außerirdischer. »Nie? Du machst Witze!«
»Nee. Ich steh mehr auf Football.«
»Football ist ganz okay. Aber beim Eishockey zuzusehen, macht mehr Spaß.«
»Es wirkt chaotisch.«
»Es ist organisiertes Chaos.« Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder aufs Eis, beugte den Kopf aber nah zu ihm. »Die Spieler ganz vorn sind die Forwards und die Centers.« Sie streifte ihren Schaumfinger ab und deutete auf die jeweiligen Spieler. Sie hatte sich die Fingernägel rot lackiert. »Die Jungs, die hinten bleiben, sind die Defenders und natürlich die Keepers.« Sie ließ die Hand auf ihren Oberschenkel sinken. »Beim Hockey gibt’s massenhaft Regeln, und die krieg ich nicht alle auf die Reihe. Und wenn ich dann glaube, ich hab sie kapiert, ändern sie sich.«
Quinn hatte schon immer eine Schwäche für glänzend rote Fingernägel. Er liebte es, wenn eine Frau ihre langen Finger mit roten Nägeln über seinen Unterleib gleiten ließ.
»Siehst du den Spieler mit dem Puck? Er ist Forward und schlägt gleich einen Pass ins Mittelfeld.« Sie beugte sich ein bisschen näher zu ihm, und ihre Schulter streifte seine. »Genau so. Jetzt bereitet er einen Torschuss vor.«
Durch die Schwaden aus Bier- und Fressbudengeruch roch er ihr Haar. Er erkannte den Duft vom Abend im Red Feather wieder, als sie ihn an einen sonnenbeschienenen Garten erinnert hatte. Wenn sie den Kopf so zu seinem neigte, streifte ihr Haar die Schulter ihres Trikots und seiner Bomberjacke. Wenn er sich noch ein Stück vorbeugte, könnte er die Nase in ihrem Scheitel vergraben.
»Verdammt!«
»Was denn?« Quinns Blick glitt von ihrem Haar zu ihrem Profil.
»Der Keeper hat den Puck gehalten.« Sie drehte den Kopf zu ihm, und ihre Nase streifte leicht sein Kinn. Wenn sie ihr Gesicht ein paar Zentimeter hob, würden ihre Lippen seine berühren. Er spürte einen dumpfen Schmerz in der Lendengegend, was lächerlich war. Er war siebenunddreißig. Er war ein harter Bursche, der Schwerverbrecher einlochte. Er ermittelte in einem Mordfall. Allein der Gedanke, eine Frau zu küssen, erregte ihn
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