Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
grinsend. »Ist Doppelmoral nicht beschissen?«
Er zog Frauen in seinem Alter vor. Hauptsächlich weil Frauen seines Alters wussten, was sie im Bett taten, doch er war so klug, das nicht laut auszusprechen. Frauen laberten ständig darüber, dass sie wollten, dass man ihnen die Wahrheit sagte, aber das stimmte nicht. »Ich mag Frauen in den Dreißigern. Da hat man mehr Gesprächsthemen.«
»Das stimmt wahrscheinlich, aber –«
Quinn fixierte Lucy. »Was aber?«
Sie grinste und schüttelte den Kopf. »Wer redet von Gesprächen?«
Quinn stieß ein kehliges Lachen aus. Ihre Direktheit überraschte ihn nicht nur, er fand sie auch herzerfrischend. Er schätzte es, wenn Frauen ehrlich über Sex sprachen.
Nur schade, dass sie ihn bei allem anderen belog. Klar, er log ebenfalls. Aber schließlich versuchte er, eine Serienmörderin zu schnappen, bevor sie wieder zuschlug. Ein Teil des Polizeiberufs bestand darin, ein guter Lügner zu sein. Es war sein Job, und er war gut darin. Lucy war keine gute Lügnerin, aber wenn sie nichts zu verbergen hatte, warum log sie dann, als sei es ihr Job?
Die Steelheads schlugen die Gulls um zwei Punkte und würden erneut auf sie treffen, wenn es um den Kelly-Cup-Titel ging. Lucy hatte noch nie mit einem Mann ein Spiel besucht. Sie war immer mit ihren Freundinnen hingegangen. Das heute Abend war eine ganz neue Erfahrung. Normalerweise war sie vollkommen von den Männern gefesselt, die auf der Eisbahn auf und ab liefen, ineinanderrannten und um 170 Gramm Hartgummi kämpften. Doch heute Abend hatte sie der Mann, der neben ihr saß, abgelenkt. Der Mann, der sie angesehen hatte, als wären sie die einzigen zwei Menschen in einer Arena voll Tausender schreiender Eishockeyfans.
Nach dem Spiel fuhr Quinn Lucy nach Hause, weigerte sich jedoch, auf einen Kaffee mit hineinzukommen. Stattdessen setzten sie sich auf ihre Verandaschaukel. Lucy holte eine Decke, und sie schauten durch die kahlen Bäume zu den Sternen.
Während die Schaukel sanft vor und zurück schwang,
stellte Quinn ihr Fragen über ihr Leben und erzählte ihr von seinem. Er erzählte ihr davon, wie er mit seinem tollen Schwinn-Rad auf dem Hinterrad gefahren war, um das Nachbarsmädchen zu beeindrucken, nur um mit einem gebrochenen Arm in der Notaufnahme zu landen. Irgendwie kamen sie auf ihre früheren Beziehungen. Lucy sprach gewöhnlich nicht mit potenziellen zukünftigen Freunden über ihre Exfreunde, doch aus irgendeinem Grund brachte Quinn sie zum Reden über all die Verlierertypen, vor denen es in ihrer Vergangenheit nur so wimmelte.
Er erzählte ihr von seinem Haus in einer Nebenstraße der Boise Avenue, das er nach dem Tod seiner Frau Millie gekauft hatte. Er sprach von der Gartenlaube, die er und sein Bruder in seinem Garten gebaut hatten, und lud sie ein, seinen Jacuzzi auszuprobieren. Jederzeit. Der skeptische Teil von Lucy, der nach Problemen suchte, entspannte sich etwas. Ein verheirateter Mann lud Frauen nicht in sein Haus ein, schon gar nicht »jederzeit«.
Sie unterhielten sich über die neuesten Episoden der Crime-Dokus Cold Case Files und The First 48 . Wieder kam das Gespräch auf die ermordeten Männer, und sie stellten Spekulationen über den Killer an. Ihr fiel zwar auf, dass das Gespräch immer, wenn sie mit Quinn zusammen war, in diese Richtung ging, aber sie dachte sich nicht viel dabei. Über echte Verbrechen zu sprechen, faszinierte sie, und das war anscheinend eine Gemeinsamkeit von ihnen.
»Ganz spontan würde ich sagen, dass der Täter eine attraktive Frau mit überdurchschnittlicher Intelligenz ist«, sagte sie und versuchte, sich an all die Recherchen zu erinnern, die sie über die Jahre hinweg angestellt hatte. »Sie hat
eine asoziale Persönlichkeitsstörung, wahrscheinlich eher psychopathisch als soziopathisch. Sie ist kontrolliert und organisiert.«
Die Schaukel schwang langsam vor und zurück, und Quinn sah Lucy unter dem Verandalicht an und fragte: »Hast du für die Mordnächte ein Alibi?« Er schenkte ihr sein charmantestes Lächeln, als wäre es ein Scherz, doch etwas tief in seinen braunen Augen sagte ihr, dass er es todernst meinte.
In der Ferne knallte eine Hintertür und ein Hund kläffte. Vermutlich hätte sie in der umgekehrten Situation – wenn Frauen die Opfer wären – dasselbe wissen wollen. »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Wahrscheinlich hab ich gearbeitet.«
»Neugeborene gewickelt?«
»Ja.« Wegen ihrer Arbeit zu lügen,
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