Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
Schicht zu Ende. Er setzte Sergeant Mitchell über die Ereignisse vor Gericht in Kenntnis. Dann besprachen sie die jüngsten Entwicklungen im Breathless-Fall. Er hatte später noch ein Date mit einer neuen Verdächtigen, Carol Rey, alias Sugarbaby. Carol traf übers Internet Verabredungen, war bei »Hastings Books and Music« angestellt
und liebte Tiere. Wieder einmal würde Quinn eine Frau zum Kaffee einladen und den Köder auswerfen, um zu sehen, ob er eine Serienmörderin an die Angel bekam.
Als Quinn nach seiner Verabredung am Abend endlich nach Hause kam, war er erschöpft, wusste aber, dass es noch Stunden dauern würde, bis er einschlafen könnte. Aufgeputscht von Kaffee und Gesprächen, ging er im Kopf jedes Detail der vergangenen Stunden durch.
Carol war eine hübsche Frau gewesen. Sie hatte einen relativ normalen Eindruck auf ihn gemacht – bis sie anfing, über ihren Exmann zu sprechen. Sie hatte kein gutes Haar an ihm gelassen und seine Leistungen im Bett und außerhalb niedergemacht. Diese Art von Groll erzeugte eine Menge Hass, und Kurt würde ihr am nächsten Morgen eine E-Mail schreiben und ein zweites Date ausmachen.
Quinn schnappte sich Laptop und Akten von der Küchentheke und lief durch den Flur ins Arbeitszimmer. Er knipste das Licht an und begab sich zum Schreibtisch in der Ecke. Am anderen Ende des Raums hatte er ein Laufband und eine Hantelbank aufgestellt. Polizisten aßen zwischendurch im Auto, in billigen Fresslokalen oder am Schreibtisch. Mit seinen siebenunddreißig Jahren musste Quinn fünf Tage pro Woche trainieren, um in Form zu bleiben und den Rettungsringen Paroli zu bieten, die eine Menge Cops plagten.
Er sank auf seinen Bürostuhl und legte Laptop und Akten auf den Schreibtisch. Er bootete den Computer und kraulte Millies Kopf, während er auf das Programm wartete.
Auch nach zwei Monaten Online-Dating war Quinn immer noch erstaunt darüber, was Frauen fast völlig Fremden schon bei der ersten Verabredung anvertrauten. Wenn sie ihm von verflossenen Ehemännern und Liebhabern erzählten, erzählten sie das bestimmt auch allen anderen, mit denen sie ausgingen. Manchmal wurde es so schlimm, dass er gegen das Bedürfnis ankämpfen musste, sich über den Tisch zu beugen und zu sagen: »Schätzchen, ich will nichts vom Fußgeruch deines Exmanns wissen, und schon gar nicht, ob er Viagra, Tadalafil oder Enzyte nehmen musste. Manche Scheiße behält man schlicht und ergreifend für sich.«
Lucy war seine einzige Verabredung gewesen, die er explizit nach ihren Exfreunden hatte fragen müssen. Natürlich hatte Lucy die schlechte Angewohnheit, das Blaue vom Himmel zu lügen, und so blieb es reine Spekulation, ob sie ihm in der Beziehung die Wahrheit gesagt hatte.
Er griff nach dem Telefon auf dem Schreibtisch und warf einen Blick auf die Uhr. Es war 21.30 Uhr. Er schlug sein Notizbuch auf und notierte sich die Zeit. Nach dem fünften Klingeln nahm sie ab.
»Hallo?«
»Lucy, hier ist Quinn.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dehnte seinen Kopf nach beiden Seiten, um die Verspannungen im Nacken zu lösen. »Ich rufe nur an, um sicherzugehen, dass das morgen Abend mit uns klappt.«
»Warte.« Es folgte eine Pause, als hätte sie das Telefon weggelegt. Schubladen wurden geöffnet und geschlossen, dann nahm sie den Hörer wieder in die Hand. »Okay. Klar, aber ich dachte, du könntest vorher noch bei mir was trinken. Oder wir könnten einfach hierbleiben und uns Essen kommen lassen.«
Breathless ließ die Leichen ihrer Opfer stets am Tatort liegen, und sie lud wahrscheinlich nie eins zu sich nach Hause
ein. »Klingt gut.« Es gab einen dumpfen Knall, als hätte sie das Telefon fallen lassen.
»Sorry«, sagte sie und bestätigte seinen Verdacht. »Mir ist das Telefon runtergefallen.«
Er klopfte mit dem Stift auf seinen Schreibtisch und fragte: »Was machst du gerade?«
»Im Moment?«
»Ja.«
»Ich stehe hier in meiner Unterwäsche und will gerade meinen Pyjama anziehen.«
Der Stift hielt inne. »Dann will ich nicht länger stören«, sagte er, während ihm ein Bild von ihr im essbaren Lakritzslip durch den Kopf spukte.
»Ist schon okay. Ich will die Füße hochlegen und vor dem Zubettgehen noch ein bisschen fernsehen. Und was machst du?«
»Nichts. Nur rumsitzen.« In seiner Fantasie trug sie auch einen essbaren BH. Er fragte sich, ob sie im Bett ein bisschen pervers wurde. Nicht so sehr, dass es Männer das Leben kostete, sondern ob sie ihm erlauben würde, ihre
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