Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
Unterwäsche zu essen. Quinn hatte seit über vier Jahren nicht mehr als verdeckter Ermittler gearbeitet, aber er wusste immer noch, wie es ging. Wann er drängeln musste und wie weit. Er legte seinen Stift weg und redete sich ein, nur seinen Job zu erledigen. »Kann man die essen?« Aber er wusste, dass hinter seiner Neugier mehr steckte als nur berufliches Interesse.
Es folgte eine Pause, und er rechnete fast damit, dass sie ihn zum Teufel schicken würde. »Meine Füße?«
»Deine Slips.«
Noch eine Pause. Dann: »Nein. Sie sind aus weißem Satin.«
Er schluckte, der Stuhl drehte sich, und die Armlehne stieß Millie ins Gesicht. Sie sah ihn beleidigt an, als hätte er es absichtlich getan, und trottete aus dem Zimmer. Er wollte vor seiner Hündin keine unanständigen Dinge sagen, deshalb wartete er, bis sie weg war, bevor er sagte: »Mit Spitze?«
»Nein.«
Verdammt, er mochte Spitzenunterwäsche an Frauen.
Fast flüsternd fügte sie hinzu: »Aber mit einem rosa Band.«
Verdammt. »Erzähl mir mehr davon.«
»Es ist um den Beinausschnitt gewoben und zu Schleifchen gebunden.«
Er schloss die Augen und stellte es sich vor. Stellte sich das rosa Band vor, ganz warm von der Hitze zwischen ihren Beinen. Diese Slips kamen ihm plötzlich durchaus vernaschbar vor. »Trägst du einen BH?«
Sie flüsterte ins Telefon, und er sah ihre rosa Lippen vor sich. »Ja.«
»Passend zum Slip?«
»Ja.«
Er atmete tief durch und presste die flache Hand gegen seine Erektion. »Und wo ist das Band?«
»Drumherum gewoben.«
Auch das sah er bildlich vor sich. »Sind deine Brustwarzen hart?«
Statt zu antworten, fragte sie: »Bist du hart, Quinn?«
»Ja.«
»Führst du öfter unanständige Telefongespräche?« Ihre Stimme klang verführerisch wie nur was.
»Nein.« Er stellte sich vor, wie sie vor ihm stand, ihr das Haar über die Schultern fiel wie die Sonne, die Füße leicht auseinander, während er mit den Händen über die Rückseiten ihrer Oberschenkel fuhr und den Mund auf ihren flachen Bauch drückte. »Aber wenn du willst, bin ich zu einem Versuch bereit, Sonnenschein.«
Er hörte sie leise lachen. »Bis morgen Abend, Quinn«, sagte sie und legte auf.
Er öffnete die Augen und rechnete fast damit, sie vor sich stehen zu sehen. Stattdessen fiel sein Blick auf die Arbeit, die er sich auf dem Schreibtisch bereitgelegt hatte. Auf die Stapel aus Aktenmappen und Notizen, seinen Laptop und die Fotos von Marys und Donnys Kindern.
Die Stille im Raum lastete schwer auf ihm. Sie legte sich auf seine Brust und zwang ihn, die Einsamkeit tief in seiner Seele zu spüren. Sekundenlang war sie stärker als er und drohte, ihm die Kehle zuzuschnüren. Dann drängte er sie zurück und schob sie wieder ganz tief nach unten.
Er griff nach der Fernbedienung für die Stereoanlage und drückte Play. Die Black Crowes füllten das Schweigen mit bluesartigem Southern Rock. Chris Robinson besang »good lovin’«, die »hard to handle« sei.
Er war zufrieden mit seinem Leben, wie es war.
Am nächsten Abend trank Lucy sich mit einem Schluck Rotwein Mut an, stellte das Glas aber auf dem Couchtisch ab. Sie wollte keinen Schwips bekommen, bevor sie Quinn gebeichtet hatte, warum es ihr lieber war, dass er zu ihr kam,
statt mit ihm auszugehen. Es war Zeit, ihm die Wahrheit zu sagen, insbesondere nach dem Telefongespräch gestern Abend. Sie konnte Quinn kaum ansehen, ohne dass ihre Wangen feuerrot anliefen, während er ihr nicht die Bohne verlegen vorkam.
Sie warf verstohlen einen Blick auf Quinn neben ihr, der gerade einen großen Schluck Beck’s trank. Dabei behielt er misstrauisch Schnuckel im Auge, der seinen Oberschenkel knetete. Lucy kannte Schnuckels Vorgehensweise nur allzu gut. Wenn Quinn die Zuneigung des Katers nicht erwiderte, würde er seine liebevolle Zuwendung ein paar Zentimeter weiter nach oben verlegen.
»Geh runter, Schnucki«, sagte sie und hievte den schweren Kater von dem Platz zwischen ihnen auf der Couch.
»Wie hast du ihn genannt?«
»Schnucki. Die Kurzform von Schnuckel«, erklärte sie.
»Aha.« Quinn bekam einen Silberblick, als hätte er plötzlich Kopfschmerzen.
Lucy holte tief Luft und zwang sich, noch im selben Atemzug zu beichten. »Ich hab dich angelogen.« Sie stieß es so schnell hervor, dass sie sich fragte, ob er sie verstanden hatte. Sie hoffte es, denn sie hatte keine Lust, es zu wiederholen. Ihr Magen fühlte sich an, als hätte sie zu viel Luft geschluckt, und ihr Mund war ganz trocken.
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