Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
bist du dann?«
Lucy drückte Nummer Fünf ihrer Schnellwahltasten. »Ich bin Schriftstellerin.«
»Schriftstellerin?« Seine schwarzen Augenbrauen zogen sich zusammen, als glaubte er ihr nicht ganz. »Was schreibst du denn?«
»Krimis.«
Er hob die Flasche an die Lippen. »Hast du schon welche verkauft?«, fragte er, bevor er einen Schluck trank.
»Ja. Ich schreibe gerade an meinem siebten Buch.« Am anderen Ende der Leitung nahm jemand ab. »Ich möchte eine
Medium Combo und zwei Cäsar-Salate bestellen«, sagte sie. Sie gab ihre Telefonnummer durch und erhielt die Auskunft, dass es eine halbe Stunde bis fünfundvierzig Minuten dauern würde.
»Unter deinem eigenen Namen?«
»Ja.« Sie drückte auf End und legte das Telefon weg.
»Ich kann also in einen Buchladen gehen und ein Buch von dir kaufen? Oder bist du Schriftstellerin, wie du Krankenschwester warst?«
»Ich zeig’s dir«, verkündete sie und lief zur Treppe, die zu ihrem Arbeitszimmer führte. Sie blieb auf der untersten Stufe stehen und warf ihm über die Schulter einen Blick zu. Er lehnte immer noch an der Küchentür. »Komm mit.« Sie winkte ihn zu sich. Er stieß sich vom Türpfosten ab, und Lucy stieg die restlichen Stufen zum Loft hinauf.
Sie hatte nicht vorgehabt, Quinn ihr Arbeitszimmer zu zeigen, und sie wünschte, sie hätte vorher Staub gewischt und vielleicht ihre Recherchebücher ordentlich hingestellt. Wenigstens hatte die Schreiberei noch nicht solche Ausmaße angenommen, dass sie angefangen hatte, Dinge um ihren Stuhl auf dem Boden zu stapeln. Noch nicht. Aber das würde passieren. Das passierte immer.
Auf ihrem 17-Zoll-Flachbildschirm schwammen hungrige Haie durch das blaue Gewässer des Great Barrier Reef. Lucy ging zu ihrem Schreibtisch und griff nach der Maus. Der Hai-Bildschirmschoner verschwand, und zum Vorschein kam die Szene aus dead.com , die sie gerade überarbeitet hatte. Sie bewegte den Mauszeiger zur rechten oberen Ecke und verkleinerte das Dokument zu einem Icon in der unteren linken Hälfte der Task-Leiste. Sie warf einen Blick
über die Schulter auf Quinn, der sich in ihrem Arbeitszimmer umsah. Er musterte ihren großen L-förmigen Schreibtisch, der die halbe Wand zu ihrer Linken einnahm, bevor er sich Drucker, Scanner, Faxgerät und Kopierer ansah, die gemäß der Steckdosen im Raum verteilt waren.
Preise und Auszeichnungen hingen an den Wänden und säumten die zahlreichen Borde. Ihre mit Sternchen bewerteten Publisher’s Weekly -Rezensionen hingen eingerahmt neben Fotos von Familie und Freunden. Die Goldstern-Trophäe, ein Geschenk ihrer Mutter, als sie ihr erstes Buch verkauft hatte, thronte auf einem Stapel der Bücher, die in fremde Sprachen übersetzt worden waren.
»Hier verbringe ich den Großteil meines Lebens«, erklärte sie. Dann deutete sie auf zwei geschlossene Türen. »Das ist ein Wandschrank, in dem ich Papier aufbewahre, und das ist ein Bad, das ich vor zwei Jahren angebaut habe, damit ich nicht Tag und Nacht die Treppe hoch und runter flitzen muss.«
Quinn ging zu einem Bord, auf dem eine Reihe ihrer veröffentlichten gebundenen Ausgaben stand. Während er ihre Bücher begutachtete, betrachtete sie seinen dunklen Hinterkopf. Ihr Blick glitt zu dem kurzen schwarzen Haar in seinem Nacken. Seine breiten Schultern füllten sein großes Sweatshirt aus, und sie konzentrierte sich auf seinen Rücken und den Hintern in der Levi’s. Tief auf den Hüften hatte er einen alten braunen Gürtel durch die Schlaufen gezogen, und seine Brieftasche beulte eine der abgewetzten Gesäßtaschen aus, die eng am Po anlagen. Er war so groß, so rundum männlich, dass es sie leicht nervös machte, ihn in ihrem ganz privaten Umfeld zu sehen. Er stellte sein Bier auf einem
Bord ab und griff nach einem Buch. Er blätterte es bis hinten durch und betrachtete ihr Foto auf dem Schutzumschlag. »Das ist eine gute Aufnahme.« Er hob den Blick vom Foto zu ihr. »Aber in natura siehst du noch besser aus.«
Das Kompliment freute sie mehr als nötig und machte sie verlegen. »Danke.« Sie schob ihr Zettelchaos beiseite und setzte sich auf ihren Schreibtisch. Sie verschränkte die Arme unter den Brüsten und beobachtete Quinn.
»Du musst eine gute Schriftstellerin sein.«
»Wie kommst du darauf?«
Er deutete mit dem Daumen hinter sich. »Die vielen Preise an der Wand. Ich bezweifle, dass schlechte Schriftsteller Preise kriegen.«
»Du wärst überrascht.« Sie war erstaunt, dass ihm die Preise überhaupt aufgefallen
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