Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
waren. Sie hatte schon Freunde gehabt, mit denen sie jahrelang zusammen war, denen ihre Leistungen, abgesehen von denen im Bett, nie aufgefallen waren. Es war albern. Eigentlich eine Lappalie, aber dass Quinn schon nach einer Woche etwas an ihr auffiel, machte ihn ihr noch viel sympathischer. Was gefährlich war, denn sie fand ihn sowieso schon verdammt sympathisch.
Er schob das Buch zurück an seinen Platz und richtete seine Aufmerksamkeit auf ein 15 x 20 Zentimeter großes Foto von Lucy und ihren Freundinnen, das vor ein paar Jahren im Winter in Cancun gemacht worden war. Er beugte sich vor, um sich die vier sonnenverbrannten, betrunken grinsenden Frauen in Bikini-Tops und Shorts genauer anzusehen. »Das sind meine Freundinnen«, erklärte sie. »Sie schreiben auch.«
Quinn richtete sich auf und sah sie über die Schulter an. »Auch Krimis?«
»Nein. Wir schreiben alle in verschiedenen Genres. Wenn wir zusammen losziehen, geht die Post ab.«
»Und die wohnen alle in Boise?«
»Ja.«
»Wow, ich wusste nicht, dass hier so viele Schriftsteller leben.«
»Tja, du weißt ja, was man sagt: Paris, London, New York, Boise.«
Er verzog einen Mundwinkel zu einem zweifelnden Lächeln nach unten. »Wer sagt das?«, fragte er, während er auf sie zukam. Sein lässiger Gang erinnerte sie an das erste Mal, als sie ihn bei Starbucks gesehen hatte.
»Der T-Shirt-Laden im Einkaufszentrum.«
Er blieb vor ihr stehen. »Dann muss es ja stimmen.« So nahe, dass sie zu ihm aufsehen musste. So nahe, dass sie dachte, er würde sie gleich berühren. Stattdessen langte er an ihr vorbei und nahm eine CD aus dem CD-Ständer. Er sog die Luft durch die Zähne ein, als hätte er Schmerzen. »Ich weiß nicht, ob ich mit einer Frau ausgehen kann, die Phil Collins hört.«
Lucy nahm ihm die CD weg und legte sie auf ihren Schreibtisch. »Das war ein Geschenk von einem Exfreund.«
»Phil Collins ist Scheiße.«
»Genau wie der Exfreund.«
Er lachte. Dann schoss er sich natürlich auf die rosafarbenen Plüschhandschellen ein, die in dem Regal über ihrem Monitor vor einer Reihe Recherchebücher lagen. Er nahm sie in die Hand und hielt sie an einem Finger hoch. »Pervers.«
»Hab ich geschenkt bekommen.«
»Von einem Exfreund?«
»Nein. Von den Krimifrauen.«
Seine Augenlider gingen auf Halbmast, und seine Stimme wurde rauchig. »Das ist echt pervers.«
Lucy lachte und schnappte sich die Handschellen, die von seinem Finger baumelten. Sie legte sie neben die CD auf den Schreibtisch. »Die Krimifrauen sind eine Gruppe von Autorinnen hier aus der Gegend. Einmal im Jahr bitten sie mich, eine Rede zu halten.«
»Und dabei wird niemand festgebunden?«
»Keinerlei Fesselspiele.«
»Verdammt.« Er schüttelte enttäuscht den Kopf. »Ich hatte mich schon auf eine aufregende Geschichte gefreut.« Er stellte sich zwischen ihre Beine. Seine Finger streiften ihre Ohren, und er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Wie pervers treibst du’s denn?«
Gar nicht. Eigentlich nicht. Jedenfalls nicht regelmäßig. Doch nach dem Telefongespräch gestern erwartete sie nicht, dass er ihr das glaubte. Sie stützte sich auf die Hände und lehnte sich zurück. »Wie lautet deine Definition von pervers?«
Sein Blick wanderte zu ihrem Mund. »Lässt du dich gern fesseln?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich beteilige mich gern aktiv.«
Er beugte sich über sie und stützte seine Hände neben die ihren auf dem Schreibtisch auf. Wenige Zentimeter über ihrem Mund fragte er: »Fesselst du gern Männer?«
Wieder schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich bin gern mit jemandem zusammen, der sich auch aktiv beteiligt. Mit einem
Mann, der nicht nur daliegt. Welchen Sinn hat es sonst, noch jemand anders im Raum zu haben?«
»Man könnte obszön reden.«
»Obszön reden wird überbewertet.«
»Du magst es also nicht, wenn Männer beim Sex reden?«
In den meisten Fällen nicht. Nichts verdarb die Stimmung schneller als ein »Komm zu Daddy«.
»Ein bisschen reden ist okay.« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber ab einem gewissen Punkt reduziert sich das Reden sowieso aufs Wesentliche.«
»Was ist das Wesentliche?«
Sie senkte die Stimme und stöhnte, als wäre sie kurz vorm Orgasmus. »Härter, schneller, nicht aufhören, sonst tret ich dich in den Arsch.«
Er schnappte nach Luft. »Meine Fresse.«
Lucy lachte. »Magst du es pervers?«
»Sonnenschein, ich bin ein Kerl. Ich mache so ziemlich alles, wenn es bedeutet, dass ich zum Schuss komme.«
Er hatte
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