Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund
seiner eigenen Nasenspitze .
2. Seine egoistische Raffgier ist oft groß. Geht es um die Entscheidung, entweder ehrlich zu sein oder sich zu nehmen, was zu holen ist, vertritt er bevorzugt die Nimm-was-du-kriegen-kannst-Haltung .
3. Sollte der Schweinehund sich einmal dazu entscheiden, seinen Menschen gut und richtig handeln zu lassen, dann nur mit den entsprechenden Hintergedanken: Welchen Profit bringt es uns, wenn wir gut handeln? Umgekehrt: Welchen Verlust müssen wir verschmerzen, wenn wir es nicht tun?
4. Der Schweinehund schaut auch gerne mal über den eigenen Tellerrand, um zu sehen, was andere so machen. Dieser Blick auf andere dient allerdings in erster Linie dazu, die eigene Haltung zu bestätigen und zu sehen, was andere auch Schlechtes tun oder was |48| sie (an seiner Stelle) Gutes tun könnten. In vielen Fällen sieht der Schweinehund aber auch gerne, was andere »mehr« haben, um seinem Menschen einzuflüstern, nach dem Gleichen zu streben.
Der Schweinehund hält Sie zumeist schon von einem guten und richtigen Leben ab, bevor Sie überhaupt aktiv werden. Sie kommen also gar nicht erst in die Versuchung – und Sie merken es meist nicht einmal.
Oder doch? Vielleicht haben Sie Ihren Schweinehund ja schon so gut im Griff, dass Sie beschlossen haben, in Zukunft besser und richtiger zu leben. Dann sind Sie schon einen großen Schritt weiter, aber immer noch nicht am Ziel. Denn jetzt tut der Schweinehund wahrscheinlich alles, um Sie von Ihrem Vorhaben wieder abzubringen:
5. Er wirft beispielsweise die Nebelmaschine an, um eventuelle Vorsätze, etwas Gutes zu tun, zu verschleiern.
6. Oder er höhlt Ihre Vorsätze mit Wischiwaschi- oder Möchtegern- Formulierungen aus.
So könnten Ihre guten Vorsätze wie Kartenhäuser in sich zusammenbrechen, und Sie kommen mit Ihrem Plan, gut und richtig zu leben, nicht so richtig voran.
Oder haben Sie einige Ihrer Vorhaben trotz der Intervention Ihres Schweinehundes bereits umgesetzt? Hochachtung! Doch seien Sie bitte trotzdem auf der Hut. Auch wenn Sie Ihren Schweinehund schon ganz gut im Griff haben – er hat immer noch ein paar Tricks auf Lager:
7. Er drängt Sie dazu, immer wieder eine Ausnahme zu machen, bis Sie schließlich im Ausnahmezustand leben und
8. Ihre neue Haltung schließlich ganz aufgeben.
Schauen wir nun die einzelnen Tricks und Taktiken genauer an. Möglicherweise kommen Ihnen einige Beispiele und etliche Schweinehund-Argumente unangenehm bekannt vor.
|49| Die Nasenspitzen-Perspektive
Markus hat gerade sein Referendariat abgeschlossen und seinen ersten Job als Anwalt angetreten. Endlich kann er mit Frau und Kind in eine größere Wohnung ziehen. Als er seinen Freund Torsten fragt, ob er beim Umzug helfen könne, bekommt dessen Schweinehund einen Tobsuchtsanfall: »Was? Beim Umzug helfen? Markus wohnt im fünften Stock – das ist ja eine Zumutung! Außerdem verdient er als Anwalt doch jetzt so gut, dass er sich einen Umzugsservice leisten kann! Und was ist mit deinem empfindlichen Rücken? Du hast genug Stress, da hat dir dieser Umzug gerade noch gefehlt!« Torsten sagt also – mit Hinweis auf Rückenschmerzen – seine Hilfe ab. Am Tag des Umzugs treibt er Sport und erzählt Markus anschließend begeistert von seinen Erfolgen. Markus lässt daraufhin die Freundschaft einschlafen. »Wieder einer weniger, der dir nur Arbeit macht«, grunzt Torstens Schweinehund zufrieden.
Der innere Schweinehund ist leider oft extrem kurzsichtig: Er blickt immer nur bis zur eigenen Nasenspitze – oder besser gesagt, bis zur Nasenspitze seines Herrchens. Um dessen Bequemlichkeit, dessen Lust oder Unlust sorgt sich der Schweinehund, die Bedürfnisse anderer Menschen sind ihm dabei meist herzlich egal. Weil Torstens Schweinehund fast immer gewinnt, krempelt der so gut wie nie die Ärmel hoch, um Freunden, Verwandten oder Kollegen zu helfen. Der »Nasenspitzen-Schweinehund« kommt mit einer Reihe sehr einfacher, aber hochwirksamer Argumente daher:
»Das ist viel zu anstrengend.«
»Das schaffe ich nicht.«
»Dazu habe ich keine Lust.«
»Lieber sitzen als schwitzen.«
»Warum soll ich mich aufreiben?«
»Warum soll ich mich aufreiben?«
Auch das Gegenteil kommt vor – bei Menschen, deren Schweinehund ein ausgeprägtes Helfersyndrom hat. Diese Saboteure fühlen sich nur wohl, wenn sich ihr Mensch von morgens bis abends für andere aufreibt. Was auf den ersten Blick nach einer altruistischen Lebenshaltung
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