gute freunde - boese freunde
erreichen, die hatten noch gar kein Internet.«
Als Beruf suchte sich Lukas denn auch zunächst etwas ganz Anderes aus. Erst ein Jahr Hotelfachschule, dann eine dreijährige Lehrzeit zum Hotelfachmann im eleganten »Brenner’s Park-Hotel« in Baden-Baden. »Das war anstrengend, aber mit einem extrem hohen Gemeinschaftsgefühl verbunden. Wir arbeiteten Tage und Nächte durch, immer unter Druck, wir waren belastungsfähig ohne Ende. Wir lernten, wie man in Anzug und Krawatte schnell ein Hotelzimmer putzt – nämlich mit darüber gebundener grüner Schürze –, aber auch den perfekten Umgang mit Menschen. Es war eine tolle Zeit. Als die Lehre vorbei war, fragte ich mich jedoch: Was nun? Empfangschef? Hoteldirektor? Marketing?«
Zufall, Schicksal – just in dieser Zeit riefen »Viva TV« und »Heinz Ketchup« die Talentshow »Weck den Heinz in dir!« aus. Lukas, der nebenher als Hobby viele Grafiken am heimischen PC erstellt hatte, brannte seine besten Bilder auf CD und schickte sie ein. »Fünf Wochen später, ich saß gerade im Zahnarztstuhl, meldeten sich die Organisatoren bei mir. Ich bin fast ausgetickt vor Freude und habe ein Wattestäbchen verschluckt!« Über 680 Einreichungen waren eingeschickt worden, 20 Teilnehmer – darunter Lukas – erhielten das Ticket nach Hamburg zur Vorstellungsrunde vor der Jury. Was dann kam, war typisch für Lukas und seine Begabung für schnelles Ergreifen von günstigen Gelegenheiten: »Ich kam zwar nicht unter die Top 10, knüpfte aber Kontakt mit der Public Relation Agentur, die die Talentshow organisierte. Kurze Zeit später war ich dort Praktikant. Das war besser als jeder Geldgewinn!«
Danach entschied er sich fest für Public Relations und kehrte der Hotel-Branche den Rücken. »Mit der Talentshow hat sich mein kompletter Werdegang verändert. Wahnsinn!« Mehrere Praktika in Agenturen folgten, ebenso wie ein Jahr auf einer Akademie für Werbung und Marketing. Dann der Abflug nach Australien, für ein Jahr, aus dem – wie erwähnt – dann nur ein halbes wurde.
Große altmodische Kopfhörer liegen auf Lukas’ Schreibtisch und passen so gar nicht in das Ambiente seines Großraum-Büros. »Die trage ich, wenn ich Konzepte erarbeite. Das heißt aber nicht, dass man mich nicht stören darf. Oberste Regel: Man darf mich immer stören.« Mit Musik schaltet er seine Umwelt ab und konzentriert sich nur noch auf das, was in seinem Kopf passiert. Bei Electro und Minimal, laut. Daheim, wenn er als »Lukasch« twittert oder seine Blogs schreibt, auch gern einmal bei Klassik Lounge. Auch für sein Zeitmanagement hat sich der Digital Guide eine ganz persönliche, überraschend altmodische Struktur überlegt: Er führt Tagebuch. In Form von Ringheftern, in die er jeden Morgen eine Übersicht der Meetings, Projekte und Calls des Tages einklebt. »Jeden Morgen setze ich mich als Erstes an den PC und schreibe die Liste des Tages, drucke sie aus, klebe sie ein – länger als drei Minuten brauche ich dafür nicht. Es ist die einzige Methode, die bei mir hilft. Ich kann meine Schrift manchmal schlecht lesen, außerdem vergesse ich sehr schnell. Kann ich nur empfehlen.«
Das digitale Rad dreht sich weiter. Gestern waren noch StudiVZ, facebook und die Lokalisten das Nonplusultra, heute |173| sind es »Location Based Services«. Der erfolgreichste Vertreter heißt »foursquare«. Eine Plattform und Community, auf der sich Nutzer an Orten, an denen sie sich gerade befinden, »einchecken«. Sie zeigen ihren Familienangehörigen, Freunden, Bekannten, was sie gerade wo machen. Mit Location Based Services (LBS) gibt der User eines der letzten Geheimnisse preis – seinen derzeitigen Standort. »Wenn man sich das mal im Detail durch den Kopf gehen lässt, kann es durchaus erschrecken.« Auch Lukas ist ein Teil der Foursquare-Bewegung. Nicht immer, aber immer öfter »checkt« er sich ein und kommuniziert via Facebook und Twitter, wo er sich gerade befindet.
|173| O-Ton Lukas:
»Social Media ist schon lange kein Hype mehr, es ist ein struktureller Gesellschaftswandel, der nicht mehr zu stoppen oder gar rückgängig gemacht werden kann. Menschen kommunizieren mit Menschen darüber, was sie gerade wo mit wem gemacht haben oder noch vorhaben. Sie sprechen mit Marken und über Marken – sie machen sich zu Markenbotschaftern und empfehlen Produkte weiter oder zerreißen sie öffentlich. Sie geben der Marke, also dem Produkt eine authentische Stimme. 70 Millionen Menschen gelten in
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