gute freunde - boese freunde
besprochen.
Zum Beispiel: Der Podcast »KANALgrün«, den er zusammen mit seiner damaligen Chefin und einer Kollegin aus dem Boden hob. News aus der Medienlandschaft, die »Reißer und Aufreger des Monats«, sehr schnell gab es monatliche Abonnenten im vierstelligen Bereich. »Wenn ich mich heute an die ersten Studio-Aufnahmen zu KANALgrün erinnere! Ich hatte keine Ahnung, wie man richtig mit einem Mikro umgeht und las meinen gesamten Text ab. Frei-Sprechen? Undenkbar. Aus den |166| zweistündigen Aufnahmen wurden dann 30 Minuten geschnitten, die aber kamen regelmäßig.«
Lukas erhielt von seinen Chefs immer mehr Freiräume, damit er für die Agentur Tools ausprobieren und die Kollegen schulen konnte. »Ohne die Unterstützung von ganz oben hätte ich das vermutlich schon aus zeitlichen Gründen nicht hinbekommen – überall und ununterbrochen ploppten neue Plattformen und Projekte auf.« Für ihn gab es fortan keine Trennung mehr zwischen On- und Offline. Er lebte im Netz, verschickte »Update«-Mails an die Kollegen: »Habt Ihr das gesehen?«, arbeitete mit Bildern, Blogs und Begriffen, von denen niemand sonst bisher gehört hatte und wurde schließlich Januar 2009 offiziell zum »Digital Guide« der Agentur Ketchum ernannt. »Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Nische«, sagt er. »Heute ist aus dieser Nische eines der wichtigsten Felder der P R-Branche geworden, weil hier die Marken, die Fans, die Kunden aktiv sind. Offline-Kommunikation wird in weiten Teil von online nahezu komplett abgelöst.«
Trotz der ständigen Neuentwicklungen und des rasanten Arbeitstempos hatte Lukas nie das Gefühl, sich quälen zu müssen: »Alles, was neu im Netz war, interessierte mich privat, und das ist auch heute noch so. Was passiert auf den Märkten in Amerika und Asien? Welche ›Tools‹ und Plattformen sind in Deutschland strategisch sinnvoll? Welche Fotos und Videos sind derzeit hip und wieso – wie können wir daraus lernen? Welche neuen Smartphone-Apps müssen wir künftig auch für Kampagnen nutzen? Viele neue Technologien sind so aktuell, dass man sie noch nicht auf ›die Menschheit loslassen kann‹. Es braucht Zeit, bis sich Neuentwicklungen etablieren!«
Was damals E-Mail war, sagt Lukas, sei heute beispielsweise »Augmented Reality« (AR). Mit AR werden reale Daten mit digitalen Zusatzinformationen unterfüttert. »Ein Tourist hat ein internetfähiges Handy mit Kamerafunktion in der Hand. Er steht auf dem Berliner Fernsehturm und startet seine Handykamera. Auf seinem Display wird der Ausblick über Berlin gezeigt (die Realität) – plötzlich ploppen weitere Felder auf dem Display auf, die dem Touristen zu einzelnen Plätzen und Gebäuden zusätzliche Informationen anbieten: Hier befindet sich die Berliner Staatsoper, erbaut von xy im Jahre xy, heute mit der Aufführung xy, Karten an der Abendkasse noch erhältlich oder klicken Sie hier und bestellen Sie sich die Tickets sofort.«
Weiter O-Ton Lukas:
»Der Job eines Digital Guides ist vielfältiger als sich manch einer denkt: Ehe man sich versieht, ist man Architekt und Bauherr in einem.
Ende 2006 zum Beispiel war das Jahr der Häuslebauer. Die Kommunikationsbranche in ganz Europa stürzte sich auf Second Life (SL), DEN Hype schlechthin. Jedes Unternehmen, das dem Zeitgeist entsprechen wollte, musste dabei sein. SL war eine virtuelle Welt, die von Usern (Avataren) bewohnt wird. Die Bewohner dieser Welt formten ihren Körper nach ihren Schönheitsvorstellungen, lebten auf großen Kontinenten oder auf kleinen Inseln. Sie mieteten sich Wohnungen oder bauten sich Häuser oder gleich Paläste, die jeden realen Menschen vor Neid erblassen ließen. Oftmals aber ließen sie sich aber auch diese Domizile für teueres |168| Geld konzipieren. Natürlich passierte das alles virtuell – nichts davon existierte real und in echt.
Doch wo Menschen beziehungsweise Avatare sind, dort ist auch Business, dort wird Geld verdient. Die Marktwirtschaft hier war den gleichen Regeln unterworfen wie auf der Erde. Alle großen
Marken wollten mitmischen. Sie kauften sich riesige Inseln, ließen sich von speziellen Programmierern gigantische Paläste bauen und gründeten Stores. Denn ob real oder Fiction – auch ein Avatar legte sehr großen Wert auf sein Äußeres. Sie/ Er/Es (es = katzenähnliche Bewohner) hielt immer Ausschau nach neuen Klamotten-Kollektionen oder besonders begehrten Schnäppchen. Die S L-Stores beispielsweise verkauften eben
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