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gute freunde - boese freunde

gute freunde - boese freunde

Titel: gute freunde - boese freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Reichart
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Winnacker: 31 Jahre alt, lebt in Berlin, verheiratet, seit 2006 Geschäftsführerin einer von ihr gegründeten Firma für exklusive Teesorten: Pai Mu Tan White Tea, Sencha Wild Cherry, Lemongras Ginger: »Das Zeitalter des Teebeutels«, so der selbstbewusste Slogan von Marus ›Seasons Tea‹, »neigt sich dem Ende zu.« Die Geschäfte führt die gebürtige Koreanerin vom Loft 101 in einer ehemaligen Metallwarenfabrik in Kreuzberg aus: mehr Halle als Raum, hohe Fenster, viel Platz für Mitarbeiter und Versand, auf jeder Etage kreative Nachbarn, Cafeteria drei Treppen tiefer. Selbstverständlich ist die Firma mit eigener Homepage im Internet vertreten, selbstverständlich auch in Facebook.
    420 Freunde, für die täglich ein Gruß gepostet wird – so etwas wie: »Happy first Advent!«, »Tea-Tasting tomorrow in Parsdorf!« oder »Lemongras arrived!« Die Kontakte werden gepflegt, die »Friends« fühlen sich ernst genommen und gut fürs Geschäft ist es sowieso. »Ich kam 2008 zu Facebook und wurde schon bald als Fan der Business-Seiten anderer Freunde rekrutiert. Gute Idee – warum nicht das Gleiche auch für meine Seasons Teas, also richtete ich einen Account ein. Es lief von Anfang an gut.«

    Marus Pfefferminz-Tee wird serviert: eine Tasse, eine Kanne mit heißem Wasser, ein wildes Büschel Pfefferminze. Neugierige Blicke vom Nachbartisch. Die Tee-Expertin Maru stopft den grünen Strauß in die Kanne und arbeitet mit dem Löffel nach: »So ist das doch gedacht, oder? Immerhin keine Teebeutel.«
    Natürlich, fährt sie fort, könne man die Kontakte in Facebook noch wesentlich aktiver nutzen und viel mehr ausbauen: »Aber was bringt es, wenn man die Leser mit uninteressanten Informationen bombardiert und dann nicht mehr authentisch rüberkommt? |179| Eine Bilderstrecke zum Beispiel über meine Reise nach Darjeeling lief super – weil die Fotos glaubwürdig waren und weil das Thema in Zusammenhang mit meinem Tee stand. So muss es sein.«
    Die Tee-Seite wird von ihr von unterwegs erstellt, per Smartphone aus der U-Bahn oder vom Flughafen. »Im Büro habe ich gar keine Zeit dafür. Ich habe schon mal überlegt, ob ich eine Social Media Agentur damit beauftragen sollte. Aber das hätte 20.000 Euro gekostet – ich glaube, ich werde irgendwann mal zwei Praktikanten einstellen, die dann unsere Zielgruppe regelmäßig und maßgeschneidert betreuen.« Ohne Internet-Account keine Zukunft für Seasons Tea, und überhaupt: »Wer mit Lifestyle-Produkten handelt, muss ins Netz, sonst lebt er hinter dem Mond.« Allerdings müsse sich auch das Internet ändern – diese vielen Accounts überall, dort Mails, hier Twitter, SMS, Messages, das mache ja inzwischen alle ganz verrückt und koste viel zu viel Zeit. »Alles auf einem Kanal, das wird – und muss – kommen.«

    Marus Mann Thomas kommt an den Tisch, zum Abholen. Bevor sie aufsteht, checkt sie noch schnell auf »foursquare« aus – die Welt weiß nun, dass Maru wieder »on the road« ist. Thomas beobachtet sie und lacht: »Ein Freund schreibt derzeit an einem historischen Thriller, der in den 20er-Jahren in Düsseldorf spielt. Er benutzt lauter alte deutsche Wörter, viele kennt man gar nicht mehr – ich muss oft erst recherchieren, um den Text zu verstehen. Gleichzeitig läuft im Fernsehen eine der üblichen amerikanischen Anwaltsserien, in der es um einen Überfall in einer Diskothek geht. Die Privatdetektive finden einen Zeugen, der sich als Bürgermeister des Ortes auf ›foursquare‹ herausstellt. Für jemanden, der gar nicht weiß, was das ist, ist die Handlung der Serie nicht zu verstehen! Wir leben wirklich in einer spannenden Zeit – die Sprache der Vergangenheit verstehen wir nicht mehr, die der Zukunft müssen wir erst noch lernen.«

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    elke reichart

    |181| Freunde in Not – Blogger berichten aus Krisengebieten

    Eine Stadt in Ägypten – Kairo? Alexandria? Tageslicht, keine Sonne – später Morgen? Früher Abend? Ein Mann geht die Straße entlang, allein, eilig, er läuft fast. Plötzlich fallen Schüsse, der Mann bricht zusammen, fällt zur Seite, bleibt reglos liegen. Bewegt er sich noch? Ist er tot? »Noch einmal abspielen, ganz von vorn, bitte.« Dr. Marina Kunke beugt sich noch näher zum Monitor, ebenso wie ihre Kollegen. Gemeinsam suchen sie den Bildschirm nach irgendwelchen Auffälligkeiten ab: Nach einem Haus, das identifiziert werden könnte, einem Straßenschild, einem Armee-Lastwagen. Nichts. »Noch einmal in Zeitlupe?« Die ZD

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