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gute freunde - boese freunde

gute freunde - boese freunde

Titel: gute freunde - boese freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Reichart
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Madeleine von Mohl zuckt mit den Schultern: »Ich weiß nur, dass wir einmal unsere schrecklich konservativen Öffnungszeiten 9 bis 18 Uhr ausweiten wollten und die meisten User entsetzt ablehnten – bloß das nicht!«

    Montag bis Freitag, neun Stunden mit Kollegen, fast so wie unter Freunden.

    Und dann Feierabend. Und das ist gut so.

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    elke reichart

    |163| Digital Guide – Lukas Adda führt durchs Internet

    Januar 2006 , Winter in Deutschland, Hochsommer auf Tasmanien, der Insel vor der Küste Australiens. Glühende Hitze, schläfrige Stimmung. Träge und verwundert beobachteten in der Hauptstadt Hobart die Kaffeehausgäste den jungen Deutschen, der nun schon seit fünf Minuten die Straße hinauf und hinab lief, das Handy am Ohr, sich mal in diese Ecke hockend, dann wieder irgendwelche Treppen nach oben eilend: Es war Lukas Adda, auf der Suche nach besserem Empfang und Ruhe. Der Anruf war aus Deutschland gekommen, Lukas hatte vor lauter Knacken und Rauschen und Verzögerungen kaum etwas verstanden und war ziemlich genervt. Immerhin war am anderen Ende eines der größten und erfolgreichsten P R-Agentur -Netzwerke der Welt mit einem Stellenangebot.

    Das Gespräch veränderte sein Leben. Aber das wurde Lukas erst klar, als er eine Dreiviertelstunde später auf Aus drückte und gründlich nachzudenken begann. Dann nahm er das Handy wieder in die Hand. Es war an der Zeit, den Rückflug zu buchen und die gerade erst aufgebauten Zelte in Australien wieder abzubrechen. Zeit für den Ernst des Lebens; Zeit, Karriere zu machen.

    Vier und ein halbes Jahre später. München, große Bürohallen in einem alten Druckereigebäude, lässige Aufbruchstimmung.

    |164| »Entschuldige die Unordnung.« Lukas räumt ein paar Kisten von seinem Schreibtisch und zieht einen Stuhl heran. »Wir ziehen gerade intern um.« Lukas Adda, inzwischen 32 Jahre alt, groß, schlank, gut gelaunt und von unschlagbarer professioneller Höflichkeit. »Digital-Streuner und privat ein Hans-Guck-in-die-Luft« steht über ihn bei Google. »Unser Digital Guide« – so stellt ihn sein Chef vor. Ein Führer durch das Internet. Ein Mann, dem man sich beim hilflosen Surfen durch das Netz anvertrauen kann, der die richtigen Routen zeigt und einen sicheren Heimweg findet. In die Sprache der Werbewirtschaft übersetzt: Lukas weiß, wie sich der Kunde im World Wide Web am besten verkauft. Dem Münchner ist nichts fremd im Netz und alles Neue bekannt, längst bevor der Normal-User überhaupt davon erfährt.
    Digital Guide: ein neues Berufsbild. Lukas: einer der Pioniere.
    »Damals in Tasmanien ging gleich nach dem Gespräch die Sonne unter. Der Himmel färbte sich orange-violett.« Lukas grinst. »Das werde ich nie vergessen.« Nach Australien war er als Backpacker geflogen, die Zeit schien günstig nach der Ausbildung und verschiedenen Praktika. »Später, wenn man erst einmal richtig in einen Job eingestiegen ist, macht man so etwas doch nie wieder.« Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihn die Job-Hunter von daheim auch am anderen Ende der Welt aufstöbern würden. »Der Vertrag kam per Fax in ein Internet-Café. Jede Menge Typen aus aller Welt standen um mich herum, jede Menge Chatter. Ich habe unterschrieben und gleich zurückgefaxt. Dann bin ich los, um mein Ticket umschreiben zu lassen. |165| Aus dem geplanten Jahr Down Under war gerade mal ein halbes geworden.«
    Lukas zu finden war andererseits so schwer auch nicht gewesen – er hatte eine deutliche Spur gelegt: einmal pro Woche Blogs und Bilder vom fünften Kontinent für die Freunde daheim. »Das hatte ich mir irgendwann einmal selbst beigebracht, mit sehr viel Trial and Error. Und sehr viel Spaß.«

    Zurück in München begann Lukas, seine Kenntnisse in den Berufsalltag zu integrieren. Der neue Arbeitgeber war die P R-Agentur Ketchum, bei der er schon einmal ein Praktikum gemacht und die ihn nicht vergessen hatte. »Das Internet − oder vielmehr Web 2.0 − fand 2006 noch gar nicht richtig statt, für die breite Masse war es nicht denkbar.« Die Kollegen wurden neugierig: »Was machst du da eigentlich in diesem Web?« Und Lukas begann zu erklären. Wenn es zu ausführlich und kompliziert wurde, bastelte er eine Präsentation − zunächst intern für das Team, dann auch für die Kunden. Danach dauerte es nur noch kurze Zeit, bis Lukas automatisch für alles zuständig wurde, was mit dem Netz zu tun hatte. Neue Ideen wurden realisiert und in der Branche sehr bald positiv

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