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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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auf meine Fehler aufmerksam machen. Vor ihm unterlässt sie jegliches Nörgeln, weil sie weiß, ich würde unerfreulich reagieren,
zetern. Meine Chancen schmälern. Für Mutter ist das alles ein großes Spiel: nur eine Seite von mir zu präsentieren, mein wahres Ich nicht zum Vorschein kommen zu lassen, ehe es »zu spät« ist.
    Endlich, um halb zehn, streicht Mutter ihren Rock glatt und faltet eine Wolldecke so langsam und penibel zusammen wie einen kostbaren Brief. »Tja, für mich ist Schlafenszeit. Ich lasse euch junge Leute jetzt allein. Eugenia?« Sie sieht mich scharf an. »Nicht mehr zu lange, ja?«
    Ich lächle liebreizend. Ich bin verdammt noch mal dreiundzwanzig. »Natürlich nicht, Mama.«
    Sie verlässt das Zimmer, und wir sitzen da, starren uns an, lächeln.
    Warten.
    Mutter geht in der Küche umher, macht ein Fenster zu, lässt Wasser laufen. Ein paar Sekunden verstreichen, dann hören wir das Klack-Klick ihrer Schlafzimmertür. Stuart steht auf, sagt: »Komm her«, ist mit einem Satz auf meiner Seite des Zimmers, legt meine Hände auf seine Hüften und küsst mich auf den Mund, als wäre ich der Drink, nach dem er sich den ganzen Tag gesehnt hat, und ich habe andere Mädchen sagen hören, es sei ein Gefühl, als ob man schmilzt. Aber ich finde, es ist wie emporzuschweben, noch größer zu werden und über eine Hecke zu schauen, Farben zu sehen, die man noch nie gesehen hat.
    Ich muss mich von ihm losmachen. Ich habe Dinge zu sagen. »Komm, setz dich.«
    Wir sitzen nebeneinander auf dem Sofa. Er will mich wieder küssen, aber ich ziehe den Kopf weg. Ich versuche, nicht zur Kenntnis zu nehmen, wie der Sonnenbrand seine Augen noch blauer macht. Wie golden die gebleichten Härchen auf seinen Armen sind.
    »Stuart …« Ich schlucke, mache mich bereit, um die beängstigende Frage zu stellen. »Als du verlobt warst, waren deine
Eltern da enttäuscht? Als … was auch immer zwischen dir und Patricia passiert ist … passiert ist?«
    Sofort wird sein Mund hart. Er schaut mich an. »Mutter war enttäuscht. Sie haben sich gut verstanden.«
    Ich bereue schon, dass ich es angeschnitten habe, aber ich muss es wissen. »Wie gut?«
    Er sieht sich im Zimmer um. »Habt Ihr irgendwas zu trinken im Haus? Bourbon?«
    Ich gehe in die Küche, gieße ihm aus Pascagoulas Kochflasche einen Whiskey ein und fülle das Glas mit reichlich Wasser auf. Schon als Stuart das erste Mal auf unserer Veranda auftauchte, hat er klargestellt, dass seine Verlobte ein ganz schlechtes Thema ist. Aber ich muss wissen, was da passiert ist. Nicht nur aus Neugier. Ich hatte noch nie eine Beziehung. Ich muss wissen, was zu einer endgültigen Trennung führt. Ich muss wissen, wie viele Regeln man brechen kann, ehe man verstoßen wird, und was für Regeln das überhaupt sind.
    »Sie waren also richtige Freundinnen?«, frage ich. In zwei Wochen werde ich seiner Mutter begegnen. Mutter hat bereits für morgen unseren Shopping-Trip zu Kennington’s anberaumt.
    Er nimmt einen ausgiebigen Schluck, runzelt die Stirn. »Sie konnten sich stundenlang über Blumenarrangements unterhalten und darüber, wer wen geheiratet hat.« Jetzt ist da keine Spur mehr von seinem lausbübischen Lächeln. »Mutter war ziemlich erschüttert. Als … es zu Ende war.«
    »Dann … wird sie mich also mit Patricia vergleichen?«
    Stuart weicht für einen Moment meinem Blick aus. »Wahrscheinlich schon.«
    »Na toll. Ich kann es kaum erwarten.«
    »Mutter ist nur … wie Mütter nun mal so sind. Sie hat Angst, ich könnte wieder verletzt werden.« Er schaut weg.
    »Wo ist Patricia jetzt? Lebt sie noch hier oder …«
    »Nein. Sie ist weggezogen. Nach Kalifornien. Können wir nun von etwas anderem sprechen?«

    Ich seufze, lasse mich in die Sofapolster sinken.
    »Aber … wissen denn deine Eltern wenigstens, was passiert ist? Ich meine, falls ich so viel erfahren darf.« Es ärgert mich jetzt, dass er mir etwas so Wichtiges nicht erzählen will.
    »Skeeter, ich habe dir doch gesagt, ich will nicht darüber …« Aber er presst die Kiefer aufeinander, senkt dann die Stimme. »Dad weiß es nur zum Teil. Mutter kennt die ganze Geschichte, genau wie Patricias Eltern. Und sie natürlich.« Er kippt den Rest seines Drinks. »Sie weiß, was sie getan hat, so viel ist verdammt nochmal sicher.«
    »Stuart, ich will es doch nur wissen, damit ich nicht dasselbe tue.«
    Er schaut mich an, versucht zu lachen, aber es kommt eher wie ein Schnauben heraus. »Nicht in einer Million Jahren

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