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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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    Sie sieht mir lange und fest in die Augen. »Sie meinen, Ihnen erzählen, wie’s ist, bei … Ihrer Mama zu arbeiten?«

    Wir schauen uns an, denken vermutlich das Gleiche. Wie unwohl ihr beim Erzählen wäre und mir beim Zuhören.
    »Nicht über Mutter«, sage ich schnell. »Über andere Jobs, die Sie vorher hatten.«
    »Das hier ist mein erster Job im Haushalt. Vorher war ich im Altenheim, Essen servieren. Eh es nach Flowood rausgezogen ist.«
    »Wollen Sie sagen, Mutter hat Sie eingestellt, obwohl das Ihr erster Haushaltsjob ist?«
    Pascagoula blickt auf den roten Linoleumboden, jetzt wieder schüchtern. »Will ja sonst keine für sie arbeiten«, sagt sie. »Nach dem, was mit Constantine war.«
    Ich lege vorsichtig die Hand auf den Tisch. »Und wie denken Sie über … darüber?«
    Pascagoulas Gesicht wird ausdruckslos. Ihre Augen huschen ein paarmal hin und her. Sie hat sichtlich nicht vor, auf meinen Trick hereinzufallen. »Ich weiß da nichts drüber. Ich wollt Ihnen nur sagen, was Yule May sagt.« Sie geht an den Kühlschrank, macht ihn auf und beugt sich hinein.
    Ich atme die angehaltene Luft aus. Eins nach dem anderen.
     
    Das Einkaufen mit Mutter ist nicht so unerträglich wie sonst, vermutlich, weil ich wegen der Nachricht von Yule May so guter Laune bin. Mutter sitzt auf einem Stuhl vor den Kabinen, und ich entscheide mich für das erste Lady-Day-Kostüm, das ich anprobiere, hellblauer Popeline, die Jacke mit Rundkragen. Wir nehmen es nicht gleich mit, weil der Saum noch herausgelassen werden muss. Zu meiner Überraschung probiert Mutter nichts an. Obwohl das Ganze nur eine halbe Stunde gedauert hat, erklärt sie, sie sei müde, also fahre ich uns nach Longleaf zurück. Mutter geht direkt in ihr Zimmer, um sich hinzulegen.
    Ich rufe mit pochendem Herzen bei Elizabeth an, aber sie nimmt selbst ab. Ich traue mich nicht zu fragen, ob ich Aibileen
sprechen kann. Nach dem Schrecken mit der Büchertasche habe ich mir gelobt, vorsichtiger zu sein.
    Also warte ich bis zum Abend, rufe dann bei Aibileen zu Hause an, in der Hoffnung, dass sie da ist. Ich sitze auf meiner Mehlkiste, und meine Finger kneten einen Sack Reis. Sie nimmt beim ersten Klingeln ab.
    »Sie will uns helfen, Aibileen. Yule May hat ja gesagt.«
    »Tatsache? Wann haben Sie’s erfahren?«
    »Heute Vormittag. Pascagoula hat es mir gesagt. Yule May konnte Sie nicht erreichen.«
    »Herrje, mein Telefon war abgestellt, weil ich die letzte Rechnung noch nicht bezahlt gehabt hab. Haben Sie schon mit Yule May geredet?«
    »Nein. Ich dachte, es wäre besser, Sie sprechen zuerst mit ihr.«
    »Das Komische ist, ich hab heut Nachmittag von Miss Leefolt aus bei Miss Hilly angerufen, aber sie hat gesagt, Yule May arbeitet nicht mehr da, und hat eingehängt. Ich hab rumgefragt, aber niemand weiß was.«
    »Hat Hilly sie gefeuert?«
    »Ich weiß nicht. Ich hoff, sie ist selber gegangen.«
    »Ich werde Hilly anrufen und es herauskriegen. Gott, hoffentlich hat sie keine Probleme bekommen.«
    »Und jetzt, wo mein Telefon wieder geht, versuch ich weiter Yule May anzurufen.«
    Ich rufe viermal bei Hilly an, aber niemand geht dran. Schließlich rufe ich Elizabeth an, und sie sagt mir, Hilly sei über Nacht in Port Gibson. Williams Vater sei krank.
    »War irgendwas … mit ihrem Dienstmädchen?«, frage ich so beiläufig wie möglich.
    »Ach ja, sie hat irgendwas über Yule May gesagt, aber dann meinte sie, sie sei schon so spät dran und müsse jetzt den Wagen packen.«
    Den Rest des Abends verbringe ich auf der hinteren Veranda
damit, mir Fragen zurechtzulegen, nervös beim Gedanken, was mir Yule May wohl über Hilly erzählen wird. Trotz unserer Meinungsverschiedenheiten ist Hilly immer noch eine meiner besten Freundinnen. Aber das Buch ist, jetzt wo es damit weitergeht, wichtiger als alles andere.
    Ich liege um Mitternacht auf meinem Klappbett. Draußen vor den Fliegengittern zirpen die Grillen. Ich lasse meinen Körper tief in die dünne Matratze sinken, bis ich die Sprungfedern spüre. Meine Füße hängen über die Kante, wippen. Zum ersten Mal seit Monaten Erleichterung. Es ist kein Dutzend Dienstmädchen, aber es ist eins mehr.
     
    Am nächsten Tag sitze ich vor dem Fernsehapparat und schaue die Zwölf-Uhr-Nachrichten. Charles Warring berichtet, dass in Vietnam sechzig amerikanische Soldaten gefallen sind. Das macht mich so traurig. Sechzig Männer, in einer fernen Weltgegend, weit weg von all ihren Lieben, mussten sterben. Es ist

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