Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
Vom Netzwerk:
Lippen, man sieht kaum, dass sie einen Mund hat. Ich weiß, was sie hören will, und sag es: »Ich benutz von jetzt ab meine Farbigentoilette. Und ich putz die Weißentoilette noch mal ganz gründlich mit Clorox.«
    »Das eilt nicht. Irgendwann heute reicht.«
    So wie sie dasteht und an ihrem Ehering rumfingert, meint sie in Wirklichkeit, ich soll’s jetzt sofort machen.
    Ich stell das Bügeleisen ganz langsam ab, fühl, wie der bittere Sämling in meiner Brust wächst, der, der seit Treelores Tod da sitzt. Mein Gesicht wird heiß, meine Zunge zuckt. Ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll. Ich weiß nur, ich sag’s lieber nicht. Und ich weiß, sie sagt auch nicht, was sie eigentlich sagen will, und es ist komisch, weil keine von uns was sagt und wir trotzdem ein Gespräch zustande bringen.

Minny

KAPITEL 3

    Wie ich auf der Hinterveranda von der weißen Lady steh, sag ich mir: Kneif’s weg, Minny. Kneif den Mund zu, damit nichts rauskommt, was nicht rauskommen soll, und kneif auch deinen Hintern zusammen. Sieh gefälligst aus wie ein Dienstmädchen, das macht, was man ihm sagt. Tatsache ist, ich bin so nervös, ich würd nie mehr Widerworte geben, wenn ich dafür nur diesen Job krieg.
    Ich zieh meine Strümpfe hoch, damit die Falten um meine Fußgelenke weggehen – das Problem von allen kleinen, dicken Frauen auf der Welt. Dann prob ich noch mal, was ich sagen und was ich für mich behalten werd. Ich drück auf die Klingel.
    Die Klingel macht ein langes Ding-Dong, fein und schick für so ein Riesenhaus auf dem Land. Wie ein Schloss sieht es aus, hohe graue Mauern nach beiden Seiten. Um den Rasen rum ist überall Wald. Wenn das hier aus einem Märchenbuch wär, gäb’s in dem Wald Hexen. Die Sorte, die Kinder frisst.
    Die Hintertür geht auf, und da steht Miss Marilyn Monroe. Oder jedenfalls jemand, der ihr sehr ähnlich sieht.
    »Hallo, Sie sind ja pünktlich. Ich bin Celia. Celia Rae Foote.«
    Die weiße Lady streckt mir die Hand hin, aber ich guck sie mir erst mal genau an. Sie hat ja vielleicht eine Figur wie Marilyn Monroe, aber zu Probeaufnahmen kann sie so nicht. Da ist Mehl in ihrer gelben Haarfrisur. Mehl auf ihren angeklebten
Wimpern. Und Mehl auf dem ganzen bonbonrosa Hosenanzug. In einer Mehlwolke steht sie da, und der Hosenanzug ist so eng, dass ich mich frag, wie sie Luft kriegt.
    »Ja, Ma’am. Ich bin Minny Jackson.« Ich streich meine weiße Dienstmädchenuniform glatt, statt ihr die Hand zu geben. Ich will das Zeug nicht an mir. »Sie sind grad am Backen?«
    »Einen von diesen gestürzten Kuchen aus dem Rezeptteil.« Sie seufzt. »Es klappt nicht so besonders.«
    Ich folg ihr nach drinnen und seh, dass Miss Celia Rae Foote bei der Mehlkatastrophe nur leicht erwischt worden ist. Den Hauptschaden hat die Küche abgekriegt. Die Arbeitsplatten, der Doppelkühlschrank, der Kitchen-Aid-Mixer, alles ist mit Mehl verschneit. Die Bescherung treibt mich schier in den Wahnsinn. Ich hab den Job noch gar nicht, aber ich guck mich schon an der Spüle nach einem Schwamm um.
    Miss Celia sagt: »Ich habe wohl noch einiges zu lernen.«
    »Sieht allerdings so aus«, sag ich. Aber ich beiß mir fest auf die Zunge. Sag ja keine frechen Sachen zu dieser weißen Lady, so wie zu der anderen, die dein freches Mundwerk am End ins Altenheim gebracht hat.
    Aber Miss Celia lächelt nur und wäscht sich über der Spüle, die voll mit dreckigem Geschirr ist, den Mehlpapp von den Händen. Ich frag mich, ob ich wieder eine gefunden hab, die taub ist, so wie Miss Walters. Hoffentlich, denk ich.
    »Ich kriege den Bogen mit der Kocherei einfach nicht raus«, sagt sie, und trotz ihrer flüstrigen Marilyn-Stimme hör ich sofort, dass sie vom Land kommt, aus irgendeinem hinterletzten Winkel. Ich guck runter und seh, dass das närrische Ding keine Schuh anhat, wie wenn sie weißer Abschaum wär. Anständige weiße Ladys laufen nicht barfuß rum.
    Sie ist wohl zehn, fünfzehn Jahre jünger wie ich, so zwei-, dreiundzwanzig, schätz ich, und sie ist wirklich hübsch, aber warum kleistert sie sich das ganze Zeug aufs Gesicht? Sie hat bestimmt doppelt so viel Make-up drauf wie die anderen weißen
Ladys. Und sie hat auch viel mehr Busen. Sie ist sogar obenrum fast so füllig wie ich, nur dass sie an all den anderen Stellen dünn ist, wo ich’s nicht bin. Ich hoff nur, sie ist eine gute Esserin. Weil ich nämlich eine gute Köchin bin und mich die Leute deswegen einstellen.
    »Möchten Sie etwas Kaltes trinken?«, fragt sie. »Setzen Sie

Weitere Kostenlose Bücher