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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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beten.«
    »Danke«, sagt sie, und dann bleibt ihr fast die Stimme weg. »Und danke auch, dass du mir helfen wolltest.«
    Wir hängen ein, und ich geh dran, die Böden zu wischen. Es macht mir Angst, wie Minnys Stimme geklungen hat.
    Sie war immer so eine starke Frau, eine Kämpferin. Wie Treelore gestorben war, hat sie mir drei Monate lang jeden Abend Essen gebracht. Und jeden Abend hat sie gesagt: »Na-ah,
du lässt mich nicht ohne dich auf dieser jämmerlichen Welt zurück.« Aber ich gesteh’s, dran gedacht hab ich.
    Ich hab den Strick schon geknüpft gehabt, wie ihn Minny gefunden hat. Er war von Treelore, von dem Experiment mit den Flaschenzügen, das sie in der Schule gemacht hatten. Ich weiß nicht, ob ich ihn wirklich benutzt hätt, weil’s ja eine Sünde gegen Gott ist, aber ich war nun mal nicht bei Verstand. Minny hat nichts gefragt, hat den Strick einfach nur unterm Bett vorgezogen, in die Mülltonne gesteckt und an die Straße rausgebracht. Wie sie wieder reinkam, hat sie eine Hand an der anderen abgewischt, wie wenn sie nur ganz normal saubergemacht hätt. So ist sie, die Minny, immer praktisch und sachlich. Aber jetzt klingt sie gar nicht gut. Ich hab das Gefühl, ich sollt heut Abend unter ihr Bett gucken.
    Ich stell den Eimer mit dem Sunshine-Reiniger ab, der die Frauen im Fernsehen immer so zum Strahlen bringt. Ich muss mich hinsetzen. Mae Mobley kommt her, hält sich den Bauch und sagt: »Aua wegmachen.«
    Sie legt das Gesicht auf mein Bein. Ich streich ihr immer wieder übers Haar, bis sie regelrecht schnurrt, weil sie die Liebe in meiner Hand fühlt. Und ich denk an all meine Freundinnen, da dran, was sie für mich getan haben. Was sie tagtäglich für die weißen Ladys tun, bei denen sie arbeiten. Den Schmerz in Minnys Stimme. Treelore tot in der Erde. Ich guck auf die Kleine runter und weiß tief drinnen, ich kann’s nicht verhindern, dass sie wird wie ihre Mama. Und das alles miteinander schlägt über mir zusammen. Ich mach die Augen zu, sag im Stillen das Vaterunser. Aber davon geht’s mir auch nicht besser.
    Gott steh mir bei, aber irgendwas muss passieren.
     
    Die Kleine hängt den ganzen Nachmittag an meinen Beinen, dass ich paarmal fast hinfall. Macht aber nichts. Miss Leefolt hat seit heut Morgen nimmer mit uns beiden geredet. Hat nur
an der Nähmaschine in ihrem Zimmer gesessen. Will wieder irgendwas im Haus verdecken, was ihr ein Dorn im Aug ist.
    Nach einer Weile gehen Mae Mobley und ich ins Wohnzimmer. Ich hab einen Haufen Hemden von Mister Leefolt zu bügeln, und danach muss ich einen Schmorbraten ansetzen. Ich hab schon das Bad und die Gästetoilette geputzt, die Bettwäsche gewechselt und die Teppiche gesaugt. Ich versuch immer, früher fertig zu sein, damit die Kleine und ich noch zusammensitzen und spielen können.
    Miss Leefolt kommt rein und beobachtet mich beim Bügeln. Das macht sie manchmal. Sie runzelt die Stirn und guckt. Und wie ich aufschau, lächelt sie schnell. Fasst sich an den Hinterkopf und versucht, ihr Haar aufzubauschen, damit es dicker aussieht.
    »Aibileen, ich habe eine Überraschung für Sie.«
    Jetzt lächelt sie ganz breit. Ohne dass man Zähne sieht, nur mit den Lippen, die Art Lächeln, wo man auf der Hut sein muss. »Mister Leefolt und ich haben beschlossen, Ihnen eine eigene Toilette zu bauen, nur für Sie.« Sie klatscht in die Hände und zeigt mit dem Kinn auf mich. »Sie ist gleich draußen in der Garage.«
    »Ja, Ma’am.« Was glaubt sie, wo ich die ganze Zeit war?
    »Also können Sie von jetzt an statt der Gästetoilette Ihre eigene dort draußen benutzen. Ist das nicht schön?«
    »Ja, Ma’am.« Ich bügel weiter. Der Fernseher läuft, und meine Sendung fängt gleich an. Aber sie steht immer noch da und schaut mich an.
    »Sie benutzten also ab jetzt die Toilette draußen in der Garage, verstehen Sie?«
    Ich guck sie an. Ich will ja kein Problem draus machen, aber jetzt reicht’s wirklich.
    »Möchten Sie sich nicht Toilettenpapier mitnehmen und sie mal ausprobieren?«
    »Miss Leefolt, jetzt grad muss ich wirklich nicht.«

    Mae Mobley zeigt aus dem Laufstall mit dem Finger auf mich und ruft: »Mae Mo Saft?«
    »Ich hol dir Saft, Baby«, sag ich.
    »Oh.« Miss Leefolt fährt sich paarmal mit der Zunge über die Lippen. »Aber wenn Sie müssen, dann gehen Sie raus und benutzen diese Toilette, ich meine … nur diese, ja?«
    Miss Leefolt hat eine Menge Make-up auf dem Gesicht, eine dicke Schmiere. Das gelbliche Zeug geht bis über die

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