Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Plan fertig gehabt. Es ist kein guter Plan, aber immerhin was. Ich weiß, jede Minute, die ich wart, ist für Miss Hilly die Chance, Miss Celia anzurufen. Und wenn ich immer weiter wart, sieht sie sie nächste Woche beim Wohltätigkeitsball. Es macht mich ganz krank, wenn ich mir vorstell, wie Miss Celia zu diesen Frauen hinrennt, wie wenn sie ihre besten Freundinnen wären, und wie sich ihr zugeschminktes Gesicht dann verändert, wenn sie das über mich hört. Heut Morgen hab ich die Liste neben Miss Celias Bett gefunden. Was sie noch alles tun muss für den Wohltätigkeitsball: Fingernägel machen lassen. Smoking reinigen und bügeln lassen. Hilly Holbrook anrufen.
»Minny, sieht diese neue Haarfarbe billig aus?«
Ich schau sie nur an.
»Morgen gehe ich gleich zu Fanny Mae’s und lasse sie überfärben. « Sie sitzt am Küchentisch und hält Kärtchen mit Farbproben in der Hand wie Spielkarten. »Was meinen Sie? Butterglanz oder Marilyn Monroe?«
»Was mögen Sie denn an Ihrer Naturfarbe nicht?« Nicht als hätt ich die blasseste Ahnung, wie die aussieht. Aber bestimmt nicht so glöckchengolden oder so kreidebleich wie auf den Karten in ihrer Hand.
»Ich würde sagen, Butterglanz ist ein bisschen festlicher, für Weihnachten und so. Sie nicht?«
»Wenn’s Sie nicht stört, dass Ihr Kopf aussieht wie ein Butterball-Truthahn.«
Miss Celia kichert. Sie denkt, ich mach Witze. »Oh, und ich muss Ihnen noch diesen neuen Nagellack zeigen.« Sie kramt in ihrer Handtasche und findet ein Fläschchen mit was, das so bonbonrosa ist, wie wenn man’s essen könnt. Sie macht das Fläschchen auf und fängt an, sich die Nägel zu lackieren.
»Bitte, Miss Celia, machen Sie die Schweinerei nicht hier auf dem Tisch, das geht nimmer …«
»Schauen Sie, ist der nicht toll? Und ich habe zwei Kleider gefunden, die genau dazu passen!«
Sie wieselt davon, und wie sie wiederkommt, hält sie zwei knallrosa Abendkleider hoch und lächelt ganz selig. Die Kleider sind lang bis auf den Boden, mit Glitzer und Pailletten bestickt und am Bein geschlitzt. Beide hängen an Trägern, so dünn wie Hühnerdraht. Die Ladys werden Miss Celia auf dem Ball in Fetzen reißen.
»Welches gefällt Ihnen besser?«, fragt sie.
Ich zeig auf das ohne tiefen Ausschnitt.
»Ach ja? Ich wäre für das andere. Hören Sie mal, wie es leise rasselt, wenn ich darin gehe.« Sie schwingt das Kleid hin und her.
Ich stell mir vor, wie sie auf dem Ball in dem Ding durch die Gegend rasselt. Ich weiß ja nicht, was die weiße Version von einem Juke-Joint-Flittchen ist, aber so werden sie sie nennen. Sie wird gar nicht kapieren, was passiert. Sie wird nur das Fauchen hören.
»Wissen Sie was, Miss Celia«, sag ich langsam, wie wenn’s mir grad erst einfallen würd. »Statt dass Sie die anderen Ladys anrufen, sollten Sie vielleicht mit Miss Skeeter Phelan telefonieren. Ich hab gehört, sie ist wirklich nett.«
Vor paar Tagen hab ich Miss Skeeter gebeten, ob sie versuchen könnt, nett zu Miss Celia zu sein und sie von diesen Ladys weg zu halten. Bislang hab ich ihr ja immer gesagt, sie soll
Miss Celia bloß nicht zurückrufen. Aber jetzt ist das die einzige Möglichkeit.
»Ich glaub, Sie und Miss Skeeter würden sich gut verstehen«, sag ich und lächel so ermutigend, wie ich nur kann.
»O nein.« Miss Celia guckt mich mit weit aufgerissenen Augen an und hält immer noch diese Saloon-Kleider in die Luft. »Wissen Sie denn nicht? In der League ist Skeeter Phelan völlig untendurch.«
Ich fühl, wie ich Fäuste mach. »Haben Sie sie mal getroffen ?«
»Oh, ich habe beim Friseur alles über sie gehört, während ich unter der Trockenhaube saß. Sie sagen, sie ist eine Schande für die League. Sie war diejenige, die diese ganzen Toiletten in Hilly Holbrooks Vorgarten hat abladen lassen. Sie wissen doch, dieses Foto, das vor ein paar Monaten vorn auf der Zeitung war?«
Ich beiß die Zähne zusammen, damit ich nicht sag, was mir wirklich auf der Zunge liegt. »Ich hab Sie gefragt, ob Sie sie mal getroffen haben?«
»Nein, das nicht. Aber wenn alle diese Frauen sie nicht leiden können, muss sie doch … na ja …« Ihr Satz verpufft, wie wenn ihr grad aufgeht, was sie da sagt.
Ungläubigkeit, Wut, Ekel, alles wickelt sich in mir zusammen wie ein Schinkenröllchen. Damit ich nicht den Satz für sie zu Ende sag, dreh ich mich zur Spüle und trocken mir so fest die Hände ab, dass es wehtut. Dass sie dumm ist, hab ich ja gewusst, aber nicht, dass sie eine
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