Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
zum …?«
Krack! Der Kiefer von dem Mann ruckt zur Seite, und Blut schießt ihm aus dem Mund. Er wackelt, dreht sich, und Miss Celia haut ihm das Schüreisen auch noch von der anderen Seite ins Gesicht. Wie wenn sie ihn wieder ins Lot bringen will.
Der Mann stolpert vorwärts, ohne dass er wo Bestimmtes hinschaut. Dann fällt er um wie ein Baum.
»Gütiger, Sie … haben ihn erledigt …«, sag ich, aber in meinem Hinterkopf ist so eine Stimme, die fragt, ganz ruhig, wie wenn wir hier draußen Tee trinken würden: Passiert das wirklich? Hat wirklich grad eine weiße Frau einen weißen Mann
zu Boden geschlagen, um mich zu retten? Oder hat er meinen Hirnkasten losgerüttelt, und ich lieg da drüben tot am Boden …
Ich versuch, meine Augen scharf zu stellen. Miss Celia bleckt die Zähne wie eine fauchende Katze. Sie holt mit dem Schüreisen aus und … Wuamm! Genau in seine Kniekehlen.
Das kann nicht sein, beschließ ich. Das ist einfach zu verrückt.
Wuamm! Sie drischt ihm das Schüreisen quer auf die Schulterblätter, macht bei jedem Schlag Arrr AhhAhh.
»Ich … ich hab gesagt, Sie haben ihn schon erledigt, Miss Celia«, ruf ich. Aber Miss Celia ist offenbar nicht der Meinung. Trotz dem Klingeln in meinen Ohren hört sich’s an, wie wenn Hühnerknochen knacksen. Ich stell mich grader hin, zwing meine Augen, richtig zu gucken, eh da noch Totschlag draus wird. »Er ist k.o., Miss Celia«, sag ich. »Oder« – ich versuch, das Schüreisen zu packen – »vielleicht sogar tot.«
Endlich erwisch ich’s, sie lässt los, und das Schüreisen fliegt in den Garten. Miss Celia tritt von dem Mann zurück, spuckt ins Gras. Ihr rosa Satinnachthemd ist ganz mit Blut bespritzt. Der Stoff klebt ihr an den Beinen.
»Er ist nicht tot«, sagt Miss Celia.
»Aber fast«, sag ich.
»Hat er Sie fest geschlagen, Minny?«, fragt sie, guckt aber auf ihn runter. »Hat er Sie schlimm getroffen?«
Ich fühl, wie mir Blut über die Schläfe läuft, aber ich weiß, es ist von der Zuckerdosenwunde, die wieder aufgeplatzt ist. »Nicht so schlimm wie Sie ihn«, sag ich.
Der Mann stöhnt, und wir fahren beide zurück. Ich heb das Schüreisen und den Besenstiel aus dem Gras auf. Geb ihr aber keins von beidem.
Er dreht sich halb um. Sein Gesicht ist auf beiden Seiten blutig, seine Augen sind am Zuschwellen. Sein Unterkiefer ist ausgehängt, und trotzdem bringt er’s irgendwie fertig, auf die
Beine zu kommen. Und schleicht dann davon, ein jämmerliches, wackliges Etwas. Er dreht sich nicht mal mehr um. Wir stehen nur da und gucken ihm nach, wie er durch die pieksigen Buchsbaumsträucher humpelt und zwischen den Bäumen verschwindet.
»Der kommt nicht weit«, sag ich und halt das Schüreisen immer noch fest. »Sie haben ihm ganz schön was verpasst.«
»Meinen Sie?«, fragt sie.
Ich schau sie nur an. »Wie Joe Louis mit einem Montiereisen. «
Sie wischt sich ein Büschel blondes Haar aus dem Gesicht und guckt mich an, wie wenn’s sie ganz fertig macht, dass ich einen Boxschlag abgekriegt hab. Plötzlich geht mir auf, dass ich mich bei ihr bedanken müsst, aber ich hab dafür ehrlich keine Worte auf Lager. Das hier ist eine vollkommen neue Erfindung von uns zwei beiden.
Ich kann nur sagen: »Sie haben ausgesehen … wie wenn Sie sich ganz schön was zutrauen.«
»Ich war mal ziemlich gut im Kämpfen.« Sie schaut die Buchsbaumsträucher lang, wischt sich mit der Hand den Schweiß ab. »Wenn Sie mich vor zehn Jahren gekannt hätten …«
Sie hat keine Schmiere auf dem Gesicht, ihr Haar ist nicht gesprayt, ihr Nachthemd sieht aus wie ein altes Präriekleid. Sie atmet tief durch die Nase ein, und jetzt seh ich’s. Ich seh das Weißer - Abschaum-Mädel, das sie vor zehn Jahren war. Sie war stark. Sie hat sich von keinem was bieten lassen.
Miss Celia dreht sich um, und ich folg ihr zum Haus. Ich seh das Messer unterm Rosenstrauch liegen und heb’s schnell auf. Guter Gott, wenn das der Mann in die Finger gekriegt hätt, wären wir jetzt tot. Im Gästebad säuber ich die Platzwunde, wickel eine weiße Binde drüber. Mein Kopf tut höllisch weh. Wie ich wieder rauskomm, redet Miss Celia am Telefon mit der Polizei.
Ich wasch mir die Hände, frag mich, wie’s sein kann, dass so ein schrecklicher Tag noch schrecklicher wird. Man sollt doch meinen, irgendwann wär das Schreckliche einfach aufgebraucht. Ich versuch mich wieder aufs wirkliche Leben zu konzentrieren. Vielleicht sollt ich heut bei meiner Schwester Octavia übernachten,
Weitere Kostenlose Bücher