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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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Leroy zeigen, dass ich das nimmer so hinnehm. Ich geh in die Küche und setz die Bohnen auf. Wer’s glaubt. Ich weiß doch jetzt schon, dass ich heut Abend wieder daheim landen werd.
    Ich hör, wie Miss Celia nach dem Gespräch mit der Polizei einhängt. Und dann hör ich sie wieder ihre jämmerliche Kontrolle machen, ob die Leitung auch wirklich frei ist.
     
    An dem Nachmittag mach ich was Schreckliches. Ich fahr an Aibileen vorbei, die grad vom Bus heimläuft. Aibileen winkt, und ich tu, wie wenn ich meine beste Freundin nicht seh, da am Straßenrand in ihrer leuchtend weißen Uniform.
    Zu Haus mach ich mir einen Eisbeutel für das Auge. Die Kinder sind noch nicht daheim, und Leroy schläft hinten im Zimmer. Ich weiß gar nichts mehr, nicht, was ich wegen Leroy machen soll, und nicht, was wegen Miss Hilly. Mal ganz abgesehen davon, dass mich heut Morgen ein nackter weißer Mann aufs Ohr geboxt hat. Ich sitz einfach nur da und starr auf meine speckigen gelben Wände. Warum krieg ich diese Wände einfach nicht sauber?
    »Minny Jackson. Bist du dir jetzt zu gut, um die alte Aibileen ein Stück mitzunehmen?«
    Ich seufz und dreh meinen brummenden Kopf, so dass sie’s sieht.
    »Oh«, murmelt sie.
    Ich schau wieder auf die Wand.
    »Aibileen«, sag ich und hör mich seufzen. »Du glaubst nicht, was das für ein Tag war.«
    »Komm mit rüber. Ich mach dir Kaffee.«

    Eh ich rausgeh, mach ich die leuchtende Binde ab, steck sie mitsamt dem Eisbeutel in die Tasche. Bei manchen Leuten hier würd eine Platzwunde am Auge ja keinem auffallen. Aber ich hab anständige Kinder, ein Auto mit Reifen und einen Gefrierkühlschrank. Ich bin stolz auf meine Familie, und die Schande mit dem Auge ist schlimmer wie der Schmerz.
    Ich folg Aibileen durch die Höfe und Gärten, wo wir dem Autoverkehr und den Blicken entgehen. Ich bin froh, dass sie mich so gut kennt.
    In ihrer kleinen Küche setzt Aibileen für mich Kaffee auf und für sich Teewasser.
    »Und was willst du jetzt machen?«, fragt Aibileen, und ich weiß, sie meint, wegen dem Auge. Dass ich Leroy verlassen könnt, davon reden wir gar nicht erst. Viele schwarze Männer lassen ihre Familien einfach zurück wie Müll, aber farbige Frauen machen so was nicht. Wir müssen an die Kinder denken.
    »Hab überlegt, ob ich zu meiner Schwester fahr. Aber die Kinder, die kann ich nicht mitnehmen, sie müssen ja in die Schule.«
    »Macht doch nichts, wenn die Kinder paar Tage Schule versäumen. Nicht, wenn du dich schützen musst.«
    Ich mach die Binde wieder drum, halt den Eisbeutel dran, damit es nicht so geschwollen ist, wenn mich die Kinder heut Abend sehen.
    »Hast du Miss Celia wieder erzählt, du bist in der Badewanne ausgerutscht?«
    »Ja, aber sie weiß Bescheid.«
    »Warum, was hat sie gesagt?«, fragt Aibileen.
    »Geht drum, was sie gemacht hat.« Und ich erzähl Aibileen, wie Miss Celia heut Morgen den nackten Mann mit dem Schüreisen niedergeschlagen hat. Kommt mir vor wie zehn Jahre her.
    »Wenn der Mann schwarz gewesen wär, wär er jetzt tot. Die
Polizei hätt in dreiundfünfzig Staaten nach ihm gefahndet«, sagt Aibileen.
    »Dieses kindische Ding mit seinen rosa Sachen und Stöckelschühchen – und geht dann hin und schlägt ihn beinah tot.«
    Aibileen lacht. »Welches Wort hat er noch mal benutzt?«
    »Lutschstängel. Der ist doch aus Whitfield entsprungen.« Ich muss mir das Grinsen verkneifen, weil sonst die Wunde wieder aufplatzt.
    »Herrgott, Minny, dir passieren Sachen in letzter Zeit!«
    »Wie kann’s sein, dass sie nicht lang fackelt, sich gegen diesen Irren zu wehren? Und auf der andren Seite hinter Miss Hilly herrennt, wie wenn sie nur drum bettelt, dass sie eins reinkriegt?« Ich sag das, obwohl’s im Moment wirklich meine letzte Sorge ist, wen Miss Celia auf ihren Gefühlen rumtrampeln lässt. Es tut nur irgendwie gut, über das verkorkste Leben von jemand anderem zu reden.
    »Klingt beinah, wie wenn’s dir nahgeht«, sagt Aibileen lächelnd.
    »Sie sieht sie einfach nicht. Die Trennlinien. Nicht zwischen sich und mir und auch nicht zwischen sich und Miss Hilly.«
    Aibileen trinkt ausgiebig von ihrem Tee. Schließlich guck ich sie an. »Was bist du so still? Ich weiß doch, dass du dazu eine Meinung hast.«
    »Du wirst mich schelten, dass ich rumphilosophier.«
    »Mach nur«, sag ich. »Ich fürcht mich vor keiner Philosophie. «
    »Sie sind nicht wirklich da.«
    »Was?«
    »Du redest von was, was es nicht gibt.«
    Ich guck meine Freundin kopfschüttelnd an.

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