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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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Uhr aufgetragen wird. Eine Tanzfläche und ein Bandpodest befinden sich auf der einen Seite, gegenüber dem Rednerpult, an dem Hilly Holbrook ihre Ansprache halten wird.
    Nach dem Essen wird getanzt. Einige Ehemänner werden sich betrinken, aber niemals die League-Mitglieder selbst. Sie betrachten sich allesamt als Gastgeberinnen, und man hört sie
sich immer wieder gegenseitig fragen: »Läuft alles gut? Hat Hilly was gesagt?« Jede weiß, dass es Hillys großer Abend ist.
    Schlag neunzehn Uhr strömen die ersten Paare zum Eingang herein, übergeben ihre Pelze und Mäntel den farbigen Männern im grauen Dienerfrack. Hilly, die schon seit Punkt achtzehn Uhr da ist, trägt ein langes, kastanienbraunes Taftkleid. Rüschen umschließen ihren Hals, Stoffmassen verhüllen ihren Körper, enge Ärmel ziehen sich ihre Arme hinab. Das Einzige, was man von Hilly selbst sieht, sind ihre Finger und ihr Gesicht.
    Einige Frauen tragen gewagtere Abendkleider, hie und da sogar schulterfrei, aber lange Ziegenlederhandschuhe halten das Maß an entblößter Haut in Grenzen. Natürlich ist unter den Gästen jedes Jahr jemand mit einem Kleid, das eine Andeutung von Bein oder Brustansatz erkennen lässt, aber darüber verliert man kaum ein Wort. Sie sind ja keine Mitglieder, diese Leute.
    Celia Foote und Johnny treffen später ein, als sie vorhatten, um neunzehn Uhr fünfundzwanzig. Als Johnny nach Hause kam, blieb er in der Schlafzimmertür stehen, die Aktenmappe noch in der Hand, und musste erst zweimal hinschauen. »Celia, meinst du nicht, das ist vielleicht ein bisschen zu … äh … frei obenherum?«
    Celia schob ihn ins Bad. »Ach, Johnny, von Mode habt ihr Männer doch keine Ahnung. Jetzt mach dich fertig, beeil dich.«
    Johnny gab auf, ohne auch nur den Versuch gemacht zu haben, ihr das Kleid auszureden. Sie waren sowieso schon spät dran.
    Jetzt betreten sie hinter Doktor Ball und Gattin die Lounge. Die Balls wenden sich nach links, Johnny wendet sich nach rechts, und einen Moment lang steht da nur Celia unter den Stechpalmenbeeren, in ihrem knallrosa Abendkleid.
    In der Lounge scheint die Luft zu erstarren. Ehemänner stutzen, das Whiskeyglas an den Lippen, als sie das rosarote Etwas im Eingang sehen. Es dauert eine Sekunde, bis ihr Gehirn das
Bild verarbeitet. Sie starren hin, sehen aber noch nicht wirklich. Doch als klar wird, dass die Erscheinung echt ist – echte Haut, ein echter Busen, vielleicht nicht ganz so echtes blondes Haar –, hellen sich ihre Gesichter langsam auf. Sie scheinen alle dasselbe zu denken – Endlich … Aber dann graben sich ihnen die Fingernägel ihrer ebenfalls hinstarrenden Gattinnen in den Arm, und sie runzeln die Stirn. In ihren Augen steht Reue, während sie das Fazit ihrer Ehe ziehen (nie darf ich irgendwas tun, was Spaß macht), an ihre Jugend denken (warum bin ich in dem Sommer damals nicht nach Kalifornien gegangen?), sich an ihre erste Liebe erinnern (Roxanne …). Das alles spielt sich innerhalb von fünf Sekunden ab, dann ist es vorbei, und sie starren nur noch zum Eingang.
    William Holbrook kippt die Hälfte seines Gin-Martini auf ein Paar Lacklederschuhe. Die Schuhe sitzen an den Füßen seines wichtigsten Wahlkampfspenders.
    »Oh, Claiborne, entschuldigen Sie! Wie ungeschickt von meinem Mann!«, sagt Hilly. »William, gib ihm ein Taschentuch !« Aber keiner der beiden Männer rührt sich. Ja, keiner tut irgendetwas anderes als geradeaus zu starren.
    Hillys Blick folgt der Richtung ihres Starrens und landet schließlich auf Celia. Die Zweifingerbreit sichtbarer Haut an Hillys Hals spannen sich.
    »Schaut euch dieses Holz vor der Hütte an«, sagt ein verhutzelter Alter. »Wenn ich diese Dinger seh, fühl ich mich kein Jahr älter als fünfundsiebzig.«
    Die Frau des Alten, Eleanor Causwell, Gründungsmitglied der League, runzelt die Stirn. »Die Brust«, verkündet sie, eine Hand auf der eigenen, »ist fürs Schlafzimmer da und zum Stillen. Nicht für würdige Anlässe.«
    »Was soll sie denn tun, Eleanor? Sie zu Hause lassen?«
    »Sie soll sie gefälligst bedecken.«
    Celia greift nach Johnnys Arm, als sie weiter hereinkommen. Sie schwankt ein bisschen, aber es ist nicht klar, ob das
alkoholbedingt ist oder an ihren Stöckelschuhen liegt. Sie driften umher, reden mit anderen Paaren. Oder jedenfalls Johnny redet, Celia lächelt nur. Ein paarmal errötet sie, schaut an sich hinunter. »Johnny, meinst du, ich bin vielleicht ein bisschen overdressed für diese Sache hier? Auf der

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