Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
»Es gibt sie nicht nur, die Trennlinien, du weißt auch so gut wie ich, wo sie langlaufen.«
Jetzt schüttelt Aibileen den Kopf. »Ich hab mal an sie geglaubt. Aber jetzt glaub ich nicht mehr dran. Leute wie Miss
Hilly wollen uns immer einreden, dass es sie gibt. Aber es gibt sie nicht.«
»Ich weiß, dass es sie gibt, weil man bestraft wird, wenn man sie überschreitet«, sag ich. »Ich jedenfalls.«
»Viele Leute denken, wenn man seinem Ehemann widerspricht, geht man zu weit, weil’s da eine Trennlinie gibt. Und man verdient, bestraft zu werden. Glaubst du an so eine Grenze? «
Ich guck finster auf den Tisch. »Du weißt, dass ich mich um so eine Trennlinie nicht scher.«
»Weil’s die Trennlinie nicht gibt. Außer in Leroys Kopf. Und Trennlinien zwischen Schwarz und Weiß gibt’s auch nicht wirklich. Die haben nur Leute erfunden, vor langer Zeit. Und genauso ist’s auch mit dem weißen Abschaum und den Society-Ladys.«
Wenn ich dran denk, wie Miss Celia mit dem Schüreisen rausgekommen ist, wo sie sich auch einfach hinter der Tür hätt verkriechen können – ich weiß nicht. Ich spür so einen Stich im Herz. Ich will, dass sie begreift, wie das mit Miss Hilly ist. Aber wie soll man das so einem närrischen Ding erklären?
»Willst du damit sagen, dass es zwischen Dienstmädchen und ihren weißen Ladys auch keine Trennlinien gibt?«
Aibileen schüttelt den Kopf. »Das ist nur der Platz, wo man steht, wie auf einem Damebrett. Wer für wen arbeitet, heißt weiter gar nichts.«
»Dann überschreit ich also keine Trennlinie, wenn ich Miss Celia die Wahrheit sag? Dass sie Miss Hilly nicht gut genug ist?« Ich nehm meine Tasse. Ich streng mich ja wirklich an, das alles zu verstehen, aber die Platzwunde bummert gegen mein Hirn. »Aber, wart mal, wenn ich ihr sag, dass sie in die Liga, wo Miss Hilly spielt, nie reinkommt … sag ich dann nicht, dass es doch eine Trennlinie gibt.«
Aibileen lacht, tätschelt mir die Hand. »Ich sag doch nur, für Nettigkeit gibt’s keine Trennlinien.«
»Hmpff.« Ich halt das Eis wieder an meinen Kopf. »Na gut, vielleicht versuch ich ihr’s zu sagen. Eh sie zum Wohltätigkeitsball geht und sich zu einem rosaroten Riesennarren macht.«
»Bist du dies Jahr dort?«, fragt Aibileen.
»Wenn Miss Hilly mit Miss Celia in einem Raum ist und ihr Lügen über mich erzählt, will ich dabei sein. Außerdem will Sugar sich bisschen Extrageld für Weihnachten verdienen. Ist gut für sie, wenn sie auf Partys bedienen lernt.«
»Ich werd auch da sein«, sagt Aibileen. »Miss Leefolt hat mich vor drei Monaten gefragt, ob ich einen Löffelbiskuitkuchen für die Versteigerung mach.«
»Wieder dieses fade Zeug? Was finden die Weißen nur an Löffelbiskuits? Ich kann ein Dutzend Kuchen machen, die besser schmecken.«
»Sie denken, das ist richtig europäisch.« Aibileen schüttelt den Kopf. »Mir tut Miss Skeeter leid. Ich weiß, sie will nicht hin, aber Miss Hilly hat ihr gesagt, wenn sie nicht kommt, verliert sie ihr Amt in der League.«
Ich trink den Rest von Aibileens gutem Kaffee aus, guck zu, wie die Sonne untergeht. Die Luft, die zum Fenster reinkommt, wird nun kühler.
»Ich glaub, ich muss jetzt gehen«, sag ich, obwohl ich lieber für den Rest meines Lebens hier in Aibileens Küche sitzen und mir von ihr die Welt erklären lassen würd. Das ist es, was ich an Aibileen so mag: Sie kann die kompliziertesten Sachen im Leben so klein zusammenpacken, dass sie in die Rocktasche passen.
»Wollt ihr heut bei mir übernachten, du und die Kinder?«
»Nein.« Ich mach die Binde ab und steck sie wieder in die Tasche. »Er soll mich sehen«, sag ich und starr in meine leere Kaffeetasse. »Soll sehen, was er seiner Frau getan hat.«
»Ruf mich an, wenn er grob wird. Hörst du?«
»Brauch ich nicht. Dann hörst du ihn bis hierher um Gnade winseln.«
Das Thermometer an Miss Celias Küchenfenster fällt in grad mal einer Stunde von sechsundzwanzig auf dreizehn Grad. Endlich kommt eine Kaltfront und bringt kühle Luft aus Kanada oder Chicago oder so wo. Ich such grad die weißen Erbsen auf Steinchen durch und denk, dass wir jetzt die Luft atmen, die vor zwei Tagen die Leute in Illinois geatmet haben. Wenn ich jetzt plötzlich ohne Grund an Sears und Roebuck denken würd oder an Shake ’n Bake, wär das dann, weil irgendwer in Illinois das vor zwei Tagen gedacht hat? Ungefähr fünf Sekunden lenkt mich das von meinen Problemen ab.
Ich hab paar Tage gebraucht, aber dann hab ich meinen
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