Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
Einladung stand Abendgarderobe, aber die Frauen sind ja alle angezogen wie für die Kirche.«
Johnny lächelt sie mitfühlend an. Er würde ihr nie vorwerfen: »Ich hab’s ja gesagt«, also flüstert er stattdessen: »Du siehst toll aus. Aber wenn dir kalt ist, kannst du meine Jacke haben.«
»Ich kann keine Herrenjacke zu einem Abendkleid tragen.« Sie verdreht die Augen, seufzt. »Aber trotzdem danke, Schatz.«
Johnny drückt ihre Hand, holt ihr noch einen Drink von der Bar, ihren fünften, auch wenn er das nicht weiß. »Schließ ein paar Bekanntschaften. Ich bin gleich wieder da.« Er entfernt sich in Richtung Herrentoilette.
Celia bleibt allein zurück. Sie zupft an ihrem Ausschnitt, versucht mit den Schultern das Kleid ein bisschen höher hinauf zu befördern.
»… ein Loch ist im Eimer, o Liza, o Liza …«, singt Celia leise vor sich hin, klopft mit dem Fuß den Takt und schaut sich nach jemandem um, den sie kennt. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und winkt über die Menge. »Hey, Hilly, hu-hu.«
Hilly, die einige Paare weiter Konversation macht, blickt auf. Sie lächelt und winkt, doch als Celia auf sie zugeht, verschwindet sie im Gedränge.
Celia bleibt stehen, nimmt noch einen Schluck von ihrem Drink. Überall um sie herum haben sich kleine Grüppchen gebildet. Sie reden und lachen, über die Dinge, vermutet Celia, über die Leute bei Partys eben reden und lachen.
»Oh, hey, Julia«, ruft Celia. Sie sind sich auf einer der wenigen Partys begegnet, die Celia und Johnny in der allerersten Zeit ihrer Ehe noch besucht haben.
Julia Fenway lächelt, sieht sich suchend um.
»Ich bin’s, Celia. Celia Foote. Hallo. Oh, so ein hübsches Kleid. Wo haben Sie’s gekauft? Drüben im Jewel Taylor Shoppe?«
»Nein, Warren und ich waren vor ein paar Monaten in New Orleans …« Julia schaut sich um, aber da ist niemand in der Nähe, der sie retten könnte. »Und Sie sehen heute Abend wirklich … glamourös aus.«
Celia beugt sich näher an sie heran. »Na ja, ich habe Johnny schon gefragt, aber Sie wissen ja, wie Männer sind. Meinen Sie, ich bin einen Tick overdressed?«
Julia lacht, schaut Celia aber kein einziges Mal in die Augen. »O nein. Das ist absolut perfekt.«
Ein anderes League-Mitglied fasst Julia am Unterarm. »Julia, wir brauchen dich mal kurz da drüben, entschuldigen Sie uns.« Sie gehen davon, die Köpfe zusammengesteckt, und Celia ist wieder allein.
Fünf Minuten später gleitet die Schiebetür zum Saal auf. Die Menge strömt hinein. Gäste suchen ihren Tisch mit Hilfe der Kärtchen in ihren Händen, und Oohs und Aahs kommen von den Auktionstischen an den Wänden. Die Tische sind voll mit Silberutensilien und handgenähten Babykleidchen, Baumwolltaschentüchern, Handtüchern mit Monogramm, einem Kinderteeservice aus Deutschland.
Minny steht an einem Tisch ganz hinten im Saal und poliert Gläser. »Aibileen«, flüstert sie. »Da ist sie.«
Aibileen blickt auf, entdeckt die Frau, die vor einem Monat an Miss Leefolts Tür geklopft hat. »Die Ladys sollten ihre Männer heut Abend wohl besser festhalten«, erwidert sie.
Minny reibt an einem Glasrand herum. »Sag’s mir, wenn sie mit Miss Hilly redet.«
»Mach ich. Ich hab den ganzen Tag ein Super-Kraftgebet für dich gebetet.«
»Schau, da ist Miss Walters. Die alte Krähe. Und da Miss Skeeter.«
Skeeter trägt ein langärmliges schwarzes Kleid mit Rundhalsausschnitt, das ihr blondes Haar und ihren roten Lippenstift zur Geltung bringt. Sie ist allein da und steht inmitten einer Insel von Leere. Sie lässt den Blick durch den Raum wandern, wirkt gelangweilt, entdeckt dann Aibileen und Minny. Alle drei schauen gleichzeitig weg.
Eine der anderen farbigen Hilfen, Clara, kommt an den Gläsertisch und nimmt sich ein Glas vor. »Aibileen«, flüstert sie, ohne den Blick von ihrem Poliertuch zu wenden. »Ist das die?«
»Wer die?«
»Die Frau, die die Geschichten über die farbigen Dienstmädchen aufschreibt. Warum macht sie das? Wieso interessiert sie sich dafür? Ich hab gehört, sie kommt jede Woche zu dir nach Haus.«
Aibileen senkt das Kinn. »Hör zu, das muss geheim bleiben.«
Minny schaut weg. Niemand außerhalb der Gruppe weiß, dass sie auch mitmacht. Sie wissen nur von Aibileen.
Clara nickt. »Keine Angst, ich sag keinem was.«
Skeeter kritzelt ein paar Worte auf ihren Block, Notizen für den Newsletter-Artikel über den Wohltätigkeitsball. Sie schaut sich im Saal um, betrachtet den grünen Samt an den Fenstern, die
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